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Kurzer Draht zu den Helfern

Kleiner Knopf kann Leben retten: In welchen Situationen ein Hausnotruf hilft

Gestolpert im Treppenhaus, gestürzt im Bad, und das Telefon liegt weit weg: Bis zufällig jemand vorbeikommt und dem Patienten aufhilft, können viele Stunden vergehen. Mit dem Hausnotruf-System soll das schneller gehen.

Notrufknopf am Handgelenk und Basisstation
Mit einem Druck auf den Knopf am Handgelenk - oder um den Hals getragen - kann Hilfe gerufen werden. Die Dienstleister im Hintergrund benachrichtigen dann Angehörige, Nachbarn oder den Rettungsdienst. Foto: Imago stock&people Imago

Auf dem Weg zur Toilette steht im dunklen Flur plötzlich ein Paar Schuhe im Weg. Die alte Dame stürzt, es ist 2 Uhr in der Nacht. Dass sie am Boden liegt und nicht allein aufstehen kann, fällt erst am Abend des nächsten Tages auf – eine Nachbarin hatte sich über die Zeitung gewundert, die ungewöhnlich lange im Briefkasten der Frau steckte.

„So ein Sturz ist für viele Menschen der Auslöser, sich das Hausnotrufsystem zuzulegen“, sagt Sabrina Bohnert, die die Hausnotrufe bei der Kirchlichen Sozialstation in Achern koordiniert. „Oft erkundigen sich erwachsene Kinder danach, die ihre Eltern in Sicherheit wissen wollen.“

Mit dem Gerät hätte die Dame selbst Hilfe holen können: mit einem kleinen Sender an einem Armband oder als Kette um den Hals. Die Experten, die durch den Druck auf den Knopf am Sender angerufen werden, hören sich an, was passiert ist, und verständigen Angehörige oder einen Rettungsdienst, erklärt das DRK Bühl-Achern auf Anfrage.

Es ist gut, zu wissen, dass schnell Hilfe kommen könnte.
Hildegard Aßmus, Seniorenrätin in Rheinau

Den Sender am Körper zu tragen, sei am Anfang ungewohnt gewesen, sagt Hildegard Aßmus, Seniorenrätin aus Rheinau. Ob sie sich mit dem Gerät sicherer fühlt als ohne? „Auf jeden Fall. Es ist gut, zu wissen, dass im Notfall schnell Hilfe kommen könnte.“ Zweimal sei sie schon angerufen worden: Frau Aßmus, was ist los? Aber es war alles in Ordnung – nur war die Hauskatze über die Basisstation des Hausnotrufs getapst und hatte so einen Alarm ausgelöst. Jetzt hängt das Gerät für Katzenpfoten unerreichbar an der Wand.

„Am Anfang hatte ich auch die Sorge, dass ich selbst einmal aus Versehen auf den Knopf drücke und jemand unnötig zu mir kommt“, sagt Hildegard Aßmus. Ja, sagt Sabrina Bohnert von der Sozialstation, es gebe auch sehr vorsichtige Kunden. „Unsere Mitarbeiter, die zur Pflege zu den Leuten ins Haus gehen, erinnern sie dann daran, den Notrufknopf bei sich zu tragen und nicht auf dem Nachttisch liegen zu lassen.“ Genau dafür habe man das Gerät schließlich.

Helfer schauen vorsichtshalber nach dem Rechten

Auch Martin Siebitz kennt das: „Manche scheuen sich selbst in misslichen Situationen, den Notruf zu drücken, und versuchen zwei, drei Stunden, sich selbst zu helfen, bevor sie sich ganz entkräftet dann doch melden.“ Stiebitz ist DRK-Kreisbereitschaftsleiter, Vorsitzender des Ortsverbands Fautenbach und gehört zu den Ehrenamtlichen, die die Hauptamtlichen nachts und am Wochenende in Sachen Hausnotruf unterstützen.

Die Kunden müssen sich in der Regel zweimal am Tag per Tastendruck auf dem Gerät melden. Passiert das nicht, schauen die Helfer nach dem Rechten: Schläft die Person nur, oder ist etwas passiert? „Das kommt häufig vor“, sagt Martin Stiebitz. „Viele erschrecken natürlich, wenn wir plötzlich dastehen, aber genau für solche Situationen gibt es das System.“

Wird der Notrufknopf tatsächlich gedrückt, verbindet sich die Basisstation mit Freisprecheinrichtung, die die Person zu Hause hat, über den Festnetzanschluss oder, auch unterwegs, über das Mobilfunknetz mit der Zentrale des jeweiligen Dienstleisters. Dort lauscht man, ob der Anrufer sich noch artikulieren kann, und versucht herauszufinden, wie dramatisch die Situation ist.

Je nachdem, werden die vorher festgelegten Notfallkontakte benachrichtigt, Angehörige oder Nachbarn etwa, oder ein Rettungsdienst. Für Ersteres übernehmen die Pflegekassen die Kosten, Zweiteres zahlen die Patienten als Privatleistung.

Hilfsmittel: Martin Stiebitz zeigt ein fertig aufgepumptes Hebekissen.
Hilfsmittel: Martin Stiebitz zeigt einen fertig aufgepumpten Hebesitz. Foto: Stefanie Prinz

Wer sich einen Hausnotruf zulegt, wird vorher darüber aufgeklärt, wann der Notruf gewählt werden sollte, und hinterlegt alle wichtigen Daten zum eigenen Gesundheitszustand, die Wohnadresse und eventuell einen Wohnungsschlüssel, heißt es vom DRK.

Das System sei für alle älteren Menschen eine gute Idee, auch für diejenigen, die gar nicht pflegebedürftig sind, teilt der Pflegestützpunkt Acher-Renchtal auf Anfrage mit.

Hilfreich sei die Anschaffung für Menschen, die allein leben, aber auch zu zweit, wenn der Partner nicht allein beim Aufstehen helfen kann. Dafür nutzen die Helfer mitunter ein sogenanntes Hebekissen: Platt auf den Boden gelegt, wird der Patient darauf gelegt oder gerollt, dann pumpt man es auf, bis das Kissen zum Sessel aufgeblasen ist und die Person aus dem Sitz aufgehoben werden kann.

Notfalldose und Dokumente

Neben dem Notrufsystem sei es für Ernstfälle zudem hilfreich, wichtige Unterlagen geordnet aufzubewahren, zum Beispiel in einer sogenannten Notfalldose, die unter anderem in Apotheken erhältlich ist und nach der Rettungskräfte üblicherweise in der Kühlschranktür suchen.

Wichtige Informationen darin: Welche Medikamente nehme ich? Wer ist mein Hausarzt? Und habe ich eine Patientenverfügung?

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