
Öffentlich zugängliche Telefone gehörten lange zur Grundversorgung der Bevölkerung. Doch ihre Bedeutung ist so stark geschwunden, dass es bald ganz aus ist mit diesem Service.
In der Großen Kreisstadt Achern gab es Anfang des Jahres noch elf Telefonsäulen. Die letzten, die noch übrig sind, sollen Ende Januar abgeschaltet werden. Bereits ab 21. November nehmen sie keine Münzen mehr an.
Im Januar habe die Telekom dem Oberbürgermeister mitgeteilt, dass sieben der elf öffentlichen Telefone in diesem Jahr abgebaut werden, teilt das Vorzimmer von Klaus Muttach mit. Dies habe Fautenbach, Gamshurst, Großweier, Oberachern, Önsbach, Sasbachried und Wagshurst betroffen. Mindestens vier müsste es demnach noch geben, doch eine Liste mit noch verfügbaren Standorten habe man nicht.
Betrieb der Telefonsäulen lohnt sich für die Telekom nicht
Jetzt informierte die Deutsche Telekom Technik GmbH bundesweit alle Städte und Gemeinden, dass sämtliche Telekommunikationsdienste an den Telefonsäulen abgeschaltet und die Säulen abgebaut werden sollen. Hauptgrund sei die Unwirtschaftlichkeit, heißt es. Die Nutzung gehe gegen Null. Seit Ende 2021 gebe es keine Verpflichtung mehr zum Betrieb öffentlicher Telefone.
2006 gab es nach Informationen des Statistischen Bundesamts noch rund 110.000 Münzfernsprecher und Kartentelefone, 2017 waren es noch 23.000 und Anfang 2019 rund 17.000.
Aktuell seien es bundesweit 12.000 öffentliche Telefone, so Jens Niemeyer von der Telekom: „Wir haben rund 3.800 Standorte, an denen im vergangenen Jahr kein einziges Gespräch geführt wurde.“ Im Schnitt mache ein Apparat wenige Euro Umsatz pro Monat. Das stehe in keinem Verhältnis zu den Betriebs- und Reinigungskosten. Ersatzteile seien teilweise nicht mehr erhältlich.
Ob den pinkfarbenen Hörern am silbernen Schlauch irgendjemand eine Träne nachweint, ist fraglich. Schließlich trägt inzwischen fast jeder sein eigenes Mobiltelefon bei sich.
Zwei Ehepaare, die in der Acherner Innenstadt unterwegs sind und zufällig an der Telefonsäule neben dem Rathaus am Markt vorbei kommen, können sich nicht erinnern, wann sie das letzte Mal ein öffentliches Telefon benutzt haben. „Das muss mindestens 15 Jahre her sein“, sagt eine Frau. Einladend sieht einer der letzten Fernsprecher nicht aus. Er ist ramponiert und mit Parolen beschriftet. Wer weder Kleingeld noch eine Telefonkarte hat, bekommt hier ohnehin keinen Anschluss.
Abbau der Telefonzellen begann vor mehr als zehn Jahren
Mit dem Abbau von öffentlichen Telefonzellen hat die Telekom vor mehr als zehn Jahren begonnen. Seit etwa fünf Jahren gibt es in der Region keine mehr. Die Abschaltung aller Telefonsäulen sei auch ein Beitrag zum Energiesparen. Bundesweit würden dadurch pro Jahr mindestens sechs Millionen Kilowattstunden weniger verbraucht.
Mieteinnahmen verliert die Stadt Achern nach eigenen Angaben nicht: „Für Anlagen im Freien werden keine Mieten eingenommen.“ Der Betrieb der öffentlichen Fernsprecher habe zum Grundversorgungsauftrag der Telekom gehört.