Für viele Menschen beginnt gerade die schönste Zeit des Jahres. Mit den steigenden Temperaturen freuen sich die Motorradfahrer, endlich wieder auf ihre Maschinen steigen zu können. Bereits am vergangenen Wochenende waren einige in der Ortenau unterwegs. Facebook-Nutzer berichten teilweise von mindestens 30 Fahrern, die zwischen Rheinbischofsheim und Wagshurst ordentlich Gas gegeben haben.
Dabei soll genau das derzeit aufgrund des Coronavirus unterbunden werden. Guido Wolf (CDU), Tourismusminister in Baden-Württemberg, kritisierte die Biker harsch für ihre Ausfahrten zum Beispiel bei Schönau im Schwarzwald, auf der Schwarzwaldhochstraße bei Freudenstadt oder im Donautal. „Da standen Motorräder auf Parkplätzen dicht an dicht oder Motorradgruppen mit sechs, sieben Fahrzeugen haben sich zu Pausen getroffen“, sagte Wolf.
Motorrad-Vereine reagieren und sagen Touren ab
Es sei in diesen Tagen leider für andere gefährlich, wenn sich Fahrer in Gruppen träfen und Abstandsregeln missachteten. „Solche Gruppenausfahrten sind zu unterlassen – in den nächsten Tagen und auch am Osterwochenende“, so Wolf.
Wir müssen uns zurücknehmen, wenn wir fahren.Petra Steffen-Harlacher vom Motorradclub Gamshurst
Darüber ist Petra Steffen-Harlacher vom Motorradclub Gamshurst sehr traurig. Am Karfreitag stand die traditionelle Eröffnung der Saison auf dem Plan, bis zu 17 Leute wären unterwegs gewesen. Doch der Verein musste die Tour absagen. „Das ist momentan nicht möglich. Wir müssen uns zurücknehmen, wenn wir fahren“, sagt Steffen-Harlacher. Ihrer Verantwortung sei sie sich bewusst.
Der leidenschaftlichen Bikerin zufolge lasse sich Motorrad- nicht mit Autofahren vergleichen. „Ein kurzer Plausch an der Tankstelle oder beim Imbiss – unabhängig davon, ob man sich kennt – gehört mit der Maschine dazu“, erklärt die Schriftführerin des rund 60 Mitglieder starken Clubs aus Gamshurst. Da aber alles in Gruppen derzeit nicht gehe, müsse darauf verzichtet werden.
Polizei überwacht über Ostern beliebte Biker-Treffpunkte
Steffen-Harlacher muss wie viele Biker erhebliche Einschnitte verkraften. Die für Karfreitag geplante Tour ließe sich zu einem späteren Zeitpunkt nachholen, das Jubiläum zum 40-jährigen Motorradtreffen des Vereins im Mai dagegen nicht. Auch die Motorrad-Gottesdienste in der Region fallen Corona zum Opfer, das Vereinsheim ist ebenso geschlossen.
Für alle Motorradfahrer ergeben sich durch das Coronavirus andere Umstände. So überwacht die Polizei in der Ortenau auch über Ostern die Verkehrsvorschriften sowie beliebte Biker-Treffpunkte wie die Schwarzenbach-Talsperre oder Unterstmatt. Verstöße werden konsequent geahndet, heißt es von den Beamten.
Biker sollen momentan aber nicht nur aufgrund des Coronavirus besonders vorsichtig fahren. So kam es zum Auftakt der Motorradsaison bereits zu mehreren schweren Motorradunfällen im Bereich des Polizeipräsidiums Offenburg. Dabei sei bestes Wetter und die Fahrer in verschiedensten Altersgruppen gewesen. Nach bisherigem Ermittlungsstand hätten die Biker beim Überholen einen Fehler gemacht oder die Geschwindigkeit nicht angepasst und seien damit – wie bei zwei Dritteln aller Motorradunfälle – selbst schuld gewesen.
ADAC rät Bikern von unnötigen Fahrten ab
„Neben denjenigen, die das Zweirad ganzjährig benutzen, kommen jetzt Fahrer hinzu, die eine nahezu sechsmonatige Pause hinter sich haben“, erklären Polizisten die zusätzliche Gefahr. Da auch Autofahrer sich erst wieder an die Biker gewöhnen müssten, sei ein erhöhtes Unfallrisiko die Konsequenz. Motorradfahrer seien daher aufgerufen, vorsichtig in die kommenden Wochen zu starten und sich langsam wieder an das Fahrgefühl zu gewöhnen.
Jede Ausfahrt birgt ein gewisses Risiko für Pannen oder Unfälle.Stefan Bergmann, Jurist beim ADAC
Der ADAC rät generell derzeit von nicht notwendigen Fahrten in allen Bundesländern ab. „Jede Ausfahrt birgt ein gewisses Risiko für Pannen oder Unfälle. Wer die Maschine stehen lässt, vermeidet im Ernstfall unnötige Gefahren für Pannenhelfer oder Einsatzkräfte“, sagt Stefan Bergmann, Jurist des Automobilclubs. Und auch die Polizei mahnt zur Besonnenheit, da jeder zusätzliche Unfallpatient in Corona-Zeiten die Intensivstationen der Krankenhäuser belaste.