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Traditionsbäckerei in Achern

Nach 180 Jahren: Der fünfte "Lotte-Beck" ist der letzte

Eine lange Tradition in der Kirchstraße geht am 31. Oktober zu Ende: Manfred und Elisabeth Lott schließen ihre Bäckerei aus gesundheitlichen Gründen drei Jahre früher als geplant. „Unsere vier Kinder haben sich beruflich anders orientiert“, sagt Manfred Lott.

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Manfred Lott ist der fünfte „Lotte-Beck” in Achern und hört demnächst mit dem Brezeln backen auf. Im Bild Manfred und Elisabeth Lott in ihrer Backstube in der Kirchstraße 8 in Achern. Sie schließen Ende Oktober für immer. Foto: emg

Eine lange Tradition in der Kirchstraße geht am 31. Oktober zu Ende: Manfred und Elisabeth Lott schließen ihre Bäckerei aus gesundheitlichen Gründen drei Jahre früher als geplant. „Eine sechste Generation Lotte-Beck wird es nicht geben“, weiß Manfred Lott: „Unsere vier Kinder haben sich beruflich anders orientiert.“

Manfred Lott ist der letzte selbstständige Bäckermeister in Achern, der keine Filialen betreibt. Er übernahm den Betrieb 1988 von seinem Vater Heinrich Lott, feierte 1991 das 150-jährige Bestehen des Familienunternehmens und führt es seit 31 Jahren. In dieser Zeit haben er, seine Frau Elisabeth und bis zu acht Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sich an viele Entwicklungen angepasst – und sind dabei doch ein kleiner Familienbetrieb geblieben.

Viele unserer Mitarbeiter arbeiten schon lange für uns

Plaudern zum Plunder

Zum Kaffee mit einem süßem Stückchen, zum vegetarischen Burger oder einem Stück Quiche mit Salat gebe es beim „Lotte-Beck“ oft noch ein Schwätzchen dazu. Schüler schätzen die Bäckerei, weil sie beliebte Süßigkeiten für ein Taschengeld einzeln über die Theke reicht.„Wir haben viele Stammkunden und viele unserer Mitarbeiter arbeiten schon lange für uns“, erzählt Elisabeth Lott.

Ernährungswandel an Beruflichen Schulen

Umgestellt hat der „Lotte-Beck“ sein Sortiment für die Frühstückstheken in den Beruflichen Schulen. Als noch Kfz-Lehrlinge hier zur Schule gingen, sei Pizza am beliebtesten gewesen, berichtet die Chefin. Seitdem dort der Schwerpunkt auf Gesundheitsberufen liege und viel mehr Schülerinnen ein Pausenvesper holen, werden eindeutig mehr Getreidebratlinge, Müsli und Salat verlangt.

Jahrzehntelanger Lieferant der Glashütte

Besonders bekannt ist der „Lotte-Beck“ für belegte Baguettes und Partybrezeln, Käsekuchen und Torten für alle Gelegenheiten. Hier werden die Laugenbrezeln noch von Hand geschlungen und auf Stein gebacken.

Das Bäckerhandwerk ist Handarbeit im wahrsten Sinn des Wortes. Jahrzehntelang hat die Acherner Glashütte ihre Backwaren in der Kirchstraße 8 bestellt.

Supermarkt verdrängt Generationenbetrieb

Doch nicht nur deren Schließung machte sich bemerkbar. Auch die ständig verfügbaren Aufbackwaren in immer mehr Supermärkten erschweren handwerklich arbeitenden kleinen Betrieben das Leben.

Manfred Lott bekam sein Handwerk in die Wiege gelegt. Schon sein Vorfahre Ignaz Lott knetete Brotteig, damals noch neben der katholischen Kirche, wo heute ein Kreisverkehr ist. Auf ihn folgten Friedrich Lott, Ignaz Lott und Heinrich Lott.

Arbeitsanfang um Mitternacht

Der fünfte „Lotte-Beck” lernte in Baden-Baden und Bühl, arbeitete als Geselle in Ortenberg und wurde schon mit 22 Jahren Bäckermeister. Als sein Vater eine Mehlstaub-Allergie bekam, wurde er mit 31 Jahren der Chef der Backstube. Seitdem beginnt sein Arbeitstag meist schon um Mitternacht. Er bereitet allein die Brotteige zu, bevor die Angestellten dazu kommen.

Ehefrau wichtigste Mitarbeiterin

Seine Frau Elisabeth ist gelernte Friseurin. Sie gab ihren Beruf auf, nachdem die Kinder da waren und wurde zur wichtigsten Mitarbeiterin der kleinen Bäckerei. „Mein Mann und ich haben täglich 12 bis 14 Stunden gearbeitet“, sagt sie. Der Betrieb sei ihr Leben.

Bis Ende Oktober wird noch gebacken

Nach den sommerlichen Betriebsferien vom 5. bis 28. August wird ab 29. August der Ofen beim „Lotte-Beck“ wieder angeheizt. Die Kundschaft hat dann noch bis Ende Oktober Gelegenheit, den Familienbetrieb zu unterstützen.

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