Es war während des Gebets. Plötzlich kam die Tochter des Mieters der einzigen Wohnung im Komplex der Selimiye Moschee und der Räume des Türkischen Kulturvereins in Achern hereingestürmt. „Papa, es brennt“, rief sie ihrem Vater zu. Es sind Erinnerungen eines Zeugen.
Die Betenden hatten Glück, es gab keine Verletzten. Aber viele wertvolle Möbel und andere Gegenstände, die in dem Nebengebäude lagerten, wurden durch den Brand vernichtet. Der rief Freitagnacht ein großes Aufgebot der Freiwilligen Feuerwehr auf den Plan.
Der Tag danach. Spurensuche. Gerade verlässt die türkische Generalkonsulin Banu Terzioğlu das Haus, steigt in ihre schwarze Dienstlimousine und fährt davon. Die Straße füllt sich mit Menschen, in Grüppchen stehen sie zusammen, es wird diskutiert.
Generalkonsulin spricht Betroffenen Mut zu
„Es ist für uns ein Schock“, sagt einer dem Reporter der Badischen Neuesten Nachrichten. Der Besuch der Generalkonsulin aus Karlsruhe sollte Zeichen setzen: „Sie hat uns allen Mut zugesprochen“, berichtet Yusuf Sahin.
Er ist als Sekretär für die Moschee tätig. „Am Abend des Brandes war ich zuhause“, schildert er die vergangenen Stunden, die in der Gemeinde und im Verein mit einem brutalen Schlag eine neue Zeitrechnung anbrechen ließen.
Feuerwehr verhinderte noch Schlimmeres
Als er vom Feuer erfuhr, sei er sofort zur Moschee gefahren, so gegen 21.40 Uhr. „Zum Glück wurde niemand verletzt“, sagt auch er, es ist der Tenor aller, die an diesem spätsommerlichen Samstagnachmittag in Achern vor dem Anwesen zusammengekommen sind.
Und zum Glück habe das Feuer nicht auf das übrige Gebäude übergegriffen, sind sie sich einig. Es war ein Verdienst der Feuerwehren aus der Kernstadt, mehreren Stadtteilen und aus dem benachbarten Renchen, die unter Leitung des Acherner Kommandanten Michael Wegel noch Schlimmeres verhinderten.
Der Familienvater, der von seiner Tochter wegen des Feuers aus dem Gebet gerufen wurde, erlaubt sich sogar einen kleinen Gag: „Sag’ dem Reporter mal, er soll nicht so schnell schreiben“, meint er zu seinem Bekannten, der gerade interviewt wird, und lacht.
Warum hat es gebrannt?
Eine zentrale Frage stellt sich in der Spätsommersonne. Warum hat es gebrannt? War es ein Anschlag? Yusuf Sahin sieht absolut keinen Sinn darin, zu spekulieren. „Ich vertraue auf die Arbeit der Polizei, auf die Arbeit der Brandermittler und auf den Staat“, sagt er mit Blick auf die Ursache des Feuers. Genau das habe Generalkonsulin Banu Terzioğlu bei ihrer Stippvisite auch empfohlen.
Negative Erfahrungen hätten sie bislang nicht gemacht, berichtet er, nur einmal, da habe jemand ein Hakenkreuz ans Gebäude gesprüht. „Das war aber schon vor vielen Jahren.“ Dass Acherns Oberbürgermeister Klaus Muttach in der Brandnacht vor Ort war, rechnen ihm alle Betroffenen sehr hoch an, so Sahin.
Und diese Betroffenen erfahren in diesen Stunden viel Solidarität. Repräsentanten anderer Moscheen sind an diesem Nachmittag gekommen, „um ihr Mitgefühl zu zeigen“, so Sahin weiter. Der Brand in Achern habe sich rasend schnell herum gesprochen.
Zeugen melden Explosionen
Laut aktualisiertem Bericht, der an diesem Samstag um 14.30 Uhr raus ging, wurden die Einsatzkräfte der Feuerwehr Achern am Freitag, um 21.25 Uhr, zu einem „als Lagerhalle, Moschee und Wohnraum genutzten Gebäudekomplex in die Straße Am Stadion gerufen.“
Mehrere Zeugen meldeten über Euro-Notruf 112 „Explosionen und den Vollbrand eines Anbaus der dortigen Moschee.“ Als die Feuerwehr am Einsatzort eintraf, schlugen Flammen aus Dach, Türen und Fenstern des Gebäudes. „Anwohner und Besucher der Moschee konnten vor dem Eintreffen der Feuerwehr durch Kräfte der Polizei und des Rettungsdienstes bereits aus dem Gebäude evakuiert werden“, heißt es weiter.
Das Lager konnte durch Atemschutzträger mit Löschrohren und über zwei Drehleiterfahrzeuge innerhalb einer Dreiviertelstunde gelöscht werden, so die Feuerwehr. Da der Dachstuhl einzustürzen drohte, wurde er abgerissen. Dann kümmerte sich die Feuerwehr um die Glutnester im Inneren.
Im Einsatz waren bis kurz vor 2 Uhr insgesamt 14 Fahrzeuge und etwa 60 Einsatzkräfte der Feuerwehren aus Achern, Gamshurst, Sasbachried und Wagshurst sowie die Drehleiter der Feuerwehr Renchen. Ein Fahrzeug und Mannschaft der Abteilung Mösbach stellten die Brandwache, die an diesem Samstag um 7 Uhr endete.