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Übertriebener Ansturm?

Nach Coronavirus-Fällen: Mundschutz ist in Acherner Apotheken ausverkauft

Die Apotheker in Achern haben nach den ersten Fällen von Coronavirus in Deutschland einen Kundenansturm erlebt. Den massenhaften Kauf von Mundschutzen halten sie derzeit aber für übertrieben, zumal es bei den Produkten Unterschiede gibt.

Mundschutz
Nur noch vereinzelt gibt es in der Stadt-Apotheke den dünnen Mundschutz, den Axel Fels zeigt - ansonsten sind die Masken ausverkauft. Foto: Benedikt Spether

Kommen die Masken über Mund und Nase, die man aus Operationssälen und Zahnarztpraxen kennt, bald auf die Straßen? Das könnte man meinen, denn in den Acherner Apotheken sind die Mundschutze ausverkauft – seit dem Aufkommen von Coronavirus-Fällen in Deutschland ist die Nachfrage besonders groß.

Angeboten werden üblicherweise zwei Arten des Medizinprodukts: einfache, dünne Folienschichten, die mit Gummibändern hinter den Ohren befestigt werden, oder mit Ventilen und verschiedenen Durchlässigkeitsgraden.

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Dient der Kauf eher der Psyche?

„Solche speziellen Masken haben wir keine mehr, von den dünnen gerade noch zwei 50er-Packungen“, sagt Axel Fels, Inhaber der Acherner Stadt-Apotheke, wo erst tags zuvor eine Kundin danach fragte, weil sie sich vorbeugend speziell gegen das Virus ausrüsten wollte. Auch bei Großhändlern und Lieferanten gebe es keine Masken mehr, egal welcher Feinheitsklasse, berichtet Fels.

Der Kauf diene allerdings eher der Psyche, findet der Apotheker: „Eigentlich müsste man so etwas ständig tragen. Ein Infizierter wüsste aber zum Zeitpunkt der Infektion wahrscheinlich noch gar nichts davon.“

Überrascht, dass das Angebot sowohl in seinem Haus als auch im Großhandel erschöpft ist, zeigt sich der Inhaber der Apotheke am Rathaus, Gunter Ullmann.

Apotheker halten Ansturm für übertrieben

In der Grippezeit, die gerade auch aktuell ist, würde Mundschutz normalerweise nicht so sehr nachgefragt wie jetzt beim Aufkommen des Coronavirus, sagt Ullmann: „Es würde natürlich zum Problem werden, wenn sich das weiter verbreitet“. Im Moment jedenfalls halte er den Kauf für übertrieben, zumal das Tragen mehr Sinn für Infizierte habe als für Menschen, die sich schützen wollen.

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Noch besser als eine Schutzmaske sei es ohnehin, sich öfter die Hände zu waschen, da man sich unbewusst häufig mit den Fingern ins Gesicht greife, sagt Ullmann und nennt als „Gefahrenherde“ für eine Ansteckung häufiges Händeschütteln, das Berühren von Handläufen oder Gelegenheiten, bei denen viele Menschen etwas anfassen.

Wir haben am Montag die letzte Packung verkauft.

Auch in der Antonius-Apotheke in Oberachern sind die Regale dahingehend leer: „Wir haben am Montag die letzte Packung verkauft“, berichtet Sabine Wald. „Eine Maske, die sicher gegen Viren ist, muss rundum abschließen, wodurch das Atmen mitunter nicht ganz so leicht ist. Außerdem schützt sie nur, wenn sie regelmäßig gewechselt wird.“

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Die Filialleiterin hält den Ansturm für Aktionismus, wie sie sagt: „Letztendlich ist ein Mundschutz in Deutschland im Moment noch nicht erforderlich. Ich denke, wenn sich mehr Menschen gegen die normale Grippe, die auch, gerade bei älteren Personen, tödlich verlaufen kann, impfen lassen würden, hätte man mehr getan als mit einem Mundschutz gegen ein Virus, von dem es bisher nur ein paar Fälle gibt“.

In Zeiten von Schweinegrippe und Vogelgrippe habe sie für die Apotheke Mundschutz „im großen Stil“ bestellt und diesen am Ende, weil es dafür ein Haltbarkeitsdatum gibt, entsorgen müssen.

Vergleich zu Schweinegrippe 2009

Diese Erfahrung hat auch Wolfgang Daferner gemacht, der Inhaber der Linda-Apotheke am Stadtgarten: „Bei der Schweinegrippe 2009 haben wir uns bis unters Dach damit eingedeckt“.

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Zähneknirschend habe man die Vorräte später aber weggeworfen, weil die Nachfrage doch nicht so groß war . „Ich kann mir vorstellen“, sagt Daferner, „dass die Regierungspräsidien, anders als 2009, sagen, dass die Mundeschutze künftig zugeteilt anstatt frei verkauft werden“.

Neben Apotheken haben auch Drogerien den einfachen sogenannten chirurgischen Mundschutz im Sortiment – im DM-Markt in Achern ist das Produkt derzeit aber weder vorrätig noch über den Online-Auftritt bestellbar.

Auf das Ortenau Klinikum hat der Ansturm von Privatpersonen unterdessen keine Auswirkungen, wie Sprecher Christian Eggersglüß sagt: Das Klinikum habe selbst einen Vorrat und beziehe diesen direkt von den Herstellern.

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