Der gordische Knoten ist durch. Die fünf Millionen Euro teure Neugestaltung des Acherner Rathausplatzes wird in grauem Granit ausgeführt. Nachdem sich der Bauausschuss noch an der Frage „Beton oder Granit“ die Zähne ausgebissen hatte, fand der Gemeinderat am Montag zu einer klaren Entscheidung.
Bei drei Gegenstimmen und zwei Enthaltungen machte der Granit aus dem benachbarten Elsass das Rennen – je nach Lesart, weil er schöner oder nachhaltiger ist.
Die Stadt vermeidet damit eine Falle, in die andere Kommunen schon getappt sind: billige Steine aus dem außereuropäischen Ausland zu importieren und sich damit eine Debatte über die Umstände deren Produktion aufzuladen.
Versüßt wurde dem Gemeinderat die Entscheidung für die gegenüber dem Beton rund eine halbe Million Euro teurere Variante von Nachverhandlungen der Stadt mit dem Land. Das stockt seinen Zuschuss von 800.000 auf 1,5 Millionen Euro auf – ziemlich genau den Betrag, um den die Natursteine die Stadt teurer kommen werden - plus ein bisschen was.
Neugestaltung in zwei Abschnitten
Beginnen sollen die Arbeiten bereits in den ersten Wochen des Jahres 2022, je nach Wetterlage. Die Stadt hat die Neugestaltung von Rathausplatz und Marktplatz dabei in zwei Tranchen aufgeteilt.
Damit nimmt man Rücksicht auf die ebenfalls geplante komplette Neugestaltung der Sparkassen-Zentrale neben dem Rathaus, die voraussichtlich Ende 2022 abgeschlossen sein wird. Nicht auszudenken, wenn schwere Baumaschinen über das teure Pflaster radieren würden.
Wir wollen in jeden Stadtteil investieren.Klaus Muttach, Oberbürgermeister
Rund eine Stunde debattierte der Acherner Gemeinderat über die Neugestaltung. Doch die Entscheidung war da im Grunde schon gefallen. Verwaltung und Rat hatten sich vor dem Sitzungsbeginn informell nochmals an den vor dem Rathaus ausgelegten Steinmustern getroffen und dabei in lockerer Runde so ziemlich alles klargemacht.
Das heißt im Klartext: Der graue elsässische Granit soll im „römischen Verband“ liegen, einer speziellen, durchaus raffinierten Verlegetechnik, und er wird diagonal laufen. Dies erleichtere, so Landschaftsarchitekt Alexander Buchmüller vom Böblinger Büro Setup, nicht nur die Verlegearbeiten, weil man so den Anschluss an die Bebauung besser hinbekomme. Es wirke auch insgesamt lockerer.
Das Land legt bei Zuschüssen nach
„Aus unserer Sicht sind viele Fragen geklärt“, hatte Oberbürgermeister Klaus Muttach (CDU) die neuerliche Beratung über die geeignete Pflasterung eingeleitet. Und so war es denn auch. In den Fraktionen bildete sich recht schnell eine breite Mehrheit für die Granit-Variante ab, auch wenn Karl Früh (CDU) ankündigte, dass die Christdemokraten „uneinheitlich“ abstimmen werden.
Letztlich aber erwies sich das Kostenthema als nicht so ausschlaggebend, wie zunächst befürchtet. Das lag an den höheren Landeszuschüssen ebenso wie am verwendeten Granit, der wohl auch schwere Fahrzeuge gut aushält. Dadurch könne man die Platten etwas dünner wählen als ursprünglich geplant: „Die Tendenz ist, dass man es so noch etwas günstiger hinbekommt“, so Buchmüller.
Kritik nur in Ansätzen
„Wir halten die Maßnahme für gerechtfertigt“, sagte Thomas Kohler (FW), die letzte Umgestaltung des Platzes liege Jahrzehnte zurück. Kohler sprach sich ebenso für den Naturstein aus wie Heike Schwenk (ABL): „Granit ist nachhaltiger, der wird auch in 20 Jahren noch gut aussehen.“ Auch Alois Berger-Köppel (SPD) plädierte letztlich für Granit, auch wenn er es lieber gesehen hätte, der Stein würde in Seebach gewonnen.
Weniger der Belag als die Maßnahme an sich störte Nils Günnewich (Grüne): Das Geld hätte anderweitig besser ausgegeben werden können, betonte er. Da fand er sich übrigens auf einer Linie mit Rosa Karcher (CDU), die die Mehrkosten für Granit lieber für die Stadtteile und die Arbeit der Vereine investiert sehen möchte – und von OB Klaus Muttach zart an die durchaus hochwertige Neugestaltung des Oberacherner Zentrums erinnert wurde.
„Wir wollen“, so der Rathauschef, „in jeden Stadtteil investieren. Wenn Sie sich den vor Augen führen, den sie am besten kennen, dann ist das ja auch geschehen.“