Bruno Serr hat den Überblick. Der 52-Jährige hält auf der Großbaustelle in der Kapellenstraße alle Fäden in der Hand. Als Bauleiter ist er vor allem zuständig für den Nachschub an Material und den Einsatz des Personals. Er sorgt dafür, dass alles klappt wie am Schnürchen. Sein großes Ziel ist die termingerechte Fertigstellung: Im August kommenden Jahres sollen die Rohbauarbeiten abgeschlossen sein. „Der Bauzeitenplan ist unser Evangelium. Daran müssen sich alle halten.“
13 Monate sollen reichen, um die zehn Häuser mit den knapp 160 Wohnungen auf dem ehemaligen Süwag-Gelände im Rohbau fertigzustellen. Bruno Serr lässt sich von solchen Dimensionen nicht aus der Ruhe bringen.
Als Bauleiter ist der staatlich geprüfte Bautechniker und Maurermeister seit drei Jahrzehnten für die Acherner Firma Bold im Einsatz. Er hat auch schon weit größere Projekte für seine Firma an verantwortlicher Stelle begleitet – beispielsweise die mit einem Investitionsvolumen von 300 Millionen Euro realisierte Erweiterung der Papierfabrik Köhler in Kehl.
Logistische Herausforderung
Die Organisation einer Baustelle wie auf dem einstigen Süwag-Areal ist eine logistische Herausforderung. Der Beton-Nachschub darf nicht abbrechen, ebenso wenig die Versorgung mit Bewehrungseisen, Mauersteinen oder Rohrleitungen, auch Fertigteile müssen zum richtigen Zeitpunkt angeliefert werden.
Um all das kümmert sich Bruno Serr, ebenso darum, dass Geräte dann zur Verfügung stehen, wenn sie gebraucht werden. Und ganz nebenbei muss er auf die Einhaltung des Kostenbudgets und die Qualität achten.
Die Zahlen sprechen für sich. „Wir brauchen zur Zeit rund 300 Kubikmeter Beton täglich und 60 Tonnen Stahl pro Woche.“ Fünf Kräne drehen sich auf der Baustelle – sorgsam aufeinander abgestimmt und so aufgestellt, dass sie jeden Punkt erreichen können. Der größte ist knapp 50 Meter hoch, sein 60 Meter langer Ausleger kann Lasten von 3,7 bis höchstens zwölf Tonnen bewegen. Entsprechend rasch geht es auf der Baustelle voran: Passanten staunen immer wieder über den Baufortschritt.
Bis zu 90 Mann sind täglich im Einsatz. Die Arbeiter kommen vielfach aus osteuropäischen Ländern. „Die meisten arbeiten ständig in Deutschland und auch schon lange für Bold.“ Ein wenig bedauert Serr, dass sich nicht mehr junge Leute in Deutschland für Berufe auf dem Bau interessieren. „Man kann gut verdienen“, verspricht er und lobt die Vielseitigkeit: „Nicht jede Baustelle ist gleich.“
Digitale Baustelle
Serr muss es wissen. Er kennt jedes Detail der Planung. Dabei erleichtert ihm „Kollege Computer“ die Arbeit ungemein. „Die Digitalisierung hilft“, meint er schlicht. Allein für das Wohnprojekt auf dem Süwag-Gelände gibt es, so schätzt, er 500 Pläne. Wollte man die ausdrucken und abheften, bräuchte man ein umfangreiches Lager. So aber hat Serr in Sekundenschnelle die Information zur Hand, die er braucht.
Auch Oberpolier Thomas Börsig ist mit einem Laptop ausgestattet und hat auf der Baustelle Zugriff zu allen Plänen. Die digitale Baustelle macht auch Schnurgerüste überflüssig. Mit Hilfe eines Tachymeters kann jeder Punkt angesteuert werden. „Das sorgt für eine hohe Genauigkeit“, berichtet Bruno Serr. Wichtig ist das nicht zuletzt auch beim Einpassen von Fertigteilen, die bei den Zimmerdecken oder Balkonen zum Einsatz kommen.
Apropos Genauigkeit: Die wird auch bei der Wettervorhersage erwartet. Regnen darf es nämlich nicht, wenn die Bodenplatte für die Tiefgarage gegossen wird, da es aus wirtschaftlichen Gründen keine Deckschicht mehr gibt. Insofern hat Bruno Serr auch über das Wetter stets den Überblick.