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Zweites Todesopfer im Kreis

Ortenaukreis ändert Vorgehen bei Corona-Tests

Der Ortenaukreis wird künftig nicht mehr alle Verdachtsfälle auf das Corona-Virus testen. Dies kündigte das Landratsamt am Freitag in einem Pressegespräch an. Man werde sich stattdessen auf jene Personen konzentrieren, die Gefahr laufen, in das Klinikum eingewiesen zu werden und auf die Berufsgruppen, „die wir besonders in der Versorgung brauchen“.

Corona-Teststation: Einen vom Hausarzt verordneten Abstrich können Patienten ab Montag auch an der Fürst-Stirum-Klinik in Bruchsal machen, um im Verdachtsfall eine Infektion mit dem Virus auszuschließen oder zu bestätigen.
Corona-Teststation: Einen vom Hausarzt verordneten Abstrich können Patienten ab Montag auch an der Fürst-Stirum-Klinik in Bruchsal machen, um im Verdachtsfall eine Infektion mit dem Virus auszuschließen oder zu bestätigen. Foto: Gollnow/dpa
Die Zahl der Corona-Infektionen nimmt auch im Ortenaukreis weiter zu. Mittlerweile sind 82 Fälle bestätigt. Zudem ist im Kreis ein zweites Todesopfer durch die schwere Lungenkrankheit zu beklagen. Nach Angaben den Sozialministeriums in Stuttgart starb am Donnerstag im Klinikum ein mehr als 90 Jahre alter Patient.

Dies sagte Evelyn Bressau, Amtsleiterin des Gesundheitsamts in Offenburg.  Dabei sollen die Tests nach und nach zurück in die Arztpraxen verlegt werden.

Hintergrund ist die steigende Zahl von Corona-Fällen im Kreis. Die anfängliche Strategie, durch die Verfolgung der Ansteckungswege die Ausbreitung des Erregers zu verhindern oder mindestens zu verzögern, habe sich damit überholt. „Wir sind in die nächste Phase der Pandemie gekommen, die Infektionsketten sind in den meisten Fällen gar nicht mehr zu verfolgen“, sagte die Amtsleiterin im Großen Sitzungssaal des Landratsamts. Dorthin war die Pressekonferenz verlegt worden, um möglichst große Abstände zwischen den Gesprächspartnern einhalten zu können. Die Situation ist, so wurde einmal mehr deutlich, ernst.

Gesundheitsamt geht von hoher Dunkelziffer aus

Der Kreis nehme mit dieser Entscheidung vorweg, was in anderen Teilen der Republik bald auch geschehen wird: „Wir sind der Entwicklung in Deutschland ein bisschen voraus“. Dies liege an der großen Zahl der Infizierten – nach Daten vom Freitagnachmittag 82 Menschen mit einem Schwerpunkt auf der Altersgruppe zwischen 39 und 59 Jahren. Sieben Erkrankte gehören der Altersgruppe über 80 Jahren an, so Dezernent Reinhard Kirr. Laut Bressau vermutet das Gesundheitsamt allerdings  eine erhebliche Dunkelziffer bei der Zahl der Infektionen – „82 klingt erstmal nicht so viel, wir gehen aber von sechs bis zehnmal mehr Infizierten aus“.

Der Test solle auch dazu dienen, erkrankte Mitarbeiter aus dem Gesundheitswesen sobald wie möglich wieder in den Einsatz zu bringen. Die mittlerweile übliche 14-tägige Krankschreibung bei verdächtigen Symptomen kann sich das Gesundheitssystem im Kreis schlicht nicht leisten. „Die Anzahl der Mitarbeiter, die sich mit relevanten gesundheitlichen Beschwerden meldet, nimmt zu“, sagt Doris Reinhardt als Vertreterin der Kassenärztlichen Vereinigung im Kreis. Das sei ein Problem.  „Wir brauchen jeden Arzt und jede Pflegekraft, damit die Versorgung in diesen Tagen nicht kollabiert“. Reinhardt appellierte auch noch einmal an die Menschen, die  empfohlenen Vorsichtsregeln zu beachten: Die Mitarbeiter aus dem medizinischen Bereich sähen oft nach ihrem teilweise zwölf Stunden dauernden Dienst „eine Bevölkerung, die noch überhaupt nicht im Pandemiemodus ist“.

Der Kreis will trotz des Verzichts auf eine umfassende Zählung der Infektionszahlen weiter über die Entwicklung der Pandemie in der Ortenau informieren. Man werde, so Bressau, dazu die Verdachtsmeldungen und Informationen aus den Arztpraxen heranziehen.

Polizei verurteilt Coronapartys

Klare Worte gab es zu den Coronapartys der letzten Tage, die die Polizei teilweise auch zur Anzeige gebracht hat: Nikolas Stoermer, erster Landesbeamter des Kreises, bemängelte „einen gewissen Wildwuchs, eine gewisse Unvernunft“. Solches Verhalten befördere das Infektionsrisiko.

„Ich beobachte, dass viele die Freizeit, die sie jetzt haben, als Corona-Ferien empfinden“, sagt Evelyn Bressau. Dies sei aber nicht das Ziel der Maßnahmen, man müsse sich im er so verhalten als ob man infiziert wäre: „zuhause bleiben, kontaktarm eben“.

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