Skip to main content

Beprobung ist abgeschlossen

Ortenaukreis gibt Entwarnung: Kaum PFC in Achern und Rheinau gefunden

Die Ortenau hat wohl Glück gehabt. Die Untersuchungen von Ackerflächen der Gemarkungen Achern und Rheinau sind abgeschlossen und das umfassende Untersuchungsprogramm ergab dort allenfalls geringe Belastungen mit per- und polyfluorierten Chemikalien (PFC) aus Papierschlamm-Kompost-Gemischen.

Ein PFC-belasteter Acker bei Förch.
Ein PFC-belasteter Acker bei Förch. Foto: Weller

In der Nachbarregion Rastatt/Baden-Baden wurden zwischen 1999 und 2008 solche mutmaßlich PFC-belasteten Gemische auf die Äcker aufgebracht und dort sind mittlerweile an die 1.000 Hektar Flächen mit den Chemikalien belastet.

Auf Anregung des Umweltministeriums gab es deswegen im Frühjahr 2019 zwischen den benachbarten Landkreisen einen Erfahrungsaustausch in Sachen PFC. Dabei zeigte „ein Datenabgleich mit dem Landratsamt Rastatt, dass Landwirte aus dem dortigen Zuständigkeitsbereich im betreffenden Zeitraum auch Flächen im Ortenaukreis bewirtschaftet haben“, so Bernhard Vetter, Leiter des Amts für Wasserwirtschaft und Bodenschutz im Landratsamt Ortenaukreis.

Man konnte nicht ausschließen, dass diese Papierschlamm-Kompost-Gemische auch im Ortenaukreis aufgebracht wurden, obwohl Trinkwasseruntersuchungen ab dem Jahr 2014 keine Hinweise auf PFC-Belastungen im Ortenaukreis ergeben hatten.

In Rastatt hatte der dortige Trinkwasserversorger die PFC bei Messungen entdeckt und damit den Stein ins Rollen gebracht. Um das minimale Risiko auszuschließen, „hat der Ortenaukreis nach den Hinweisen aus Rastatt als vorbeugende Maßnahme zum Verbraucherschutz ein umfassendes Untersuchungsprogramm gestartet und vertiefte Grund-, Trinkwasser-, Boden- und Pflanzenuntersuchungen vorgenommen “, erklärt Vetter. 22 in Frage kommende Ackerflächen mit einer Gesamtfläche von 29 Hektar wurden ermittelt und anhand von 96 Proben die Böden dieser Flächen umfassend untersucht.

Keine PFC im Trinkwasser der Ortenau gefunden

Letztendlich fand man nur auf drei Äckern mit einer Gesamtgröße von 5,8 Hektar erhöhte Gehalte an PFC knapp über dem Beurteilungswert. Auf diesen Ackerflächen wurde deshalb auch das oberflächennahe Grundwasser untersucht.

Bei zwei Flächen konnte man PFC in Spuren nachweisen, aber in keiner der Grundwasserproben wurde der zulässige Wert für PFC überschritten. Auch in den neun Wasserschutzgebieten im weiteren Umfeld der 22 untersuchten Flächen wurden Brunnen beprobt . Man hat im Grundwasser, das zur Trinkwassergewinnung verwendet wird, ebenfalls keine PFC gefunden.

„Daneben haben wir Nutzpflanzen untersuchen lassen, die erfahrungsgemäß leicht PFC aus verunreinigten Böden aufnehmen können“, erläuterte Vetter. Konkret seien das Weizen, Triticale und Roggen gewesen. Auch dabei ergaben sich keine Hinweise auf eine PFC-Verunreinigung.

Vorernte-Monitoring wird auch im Ortenaukreis eingeführt

Die Kosten für das bisherige gesamte Untersuchungsprogramm belaufen sich auf circa 26.000 Euro. Zusammengefasst fand man im untersuchten Gebiet „keine messbaren PFC-Gehalte in Trinkwasser und Pflanzen und nur äußerst geringe in Grundwasser und Böden weniger Flächen“, zeigte sich der Erste Landesbeamte und zuständige Dezernent Nikolas Stoermer zufrieden.

Aus Vorsorgegründen werde aber ein Vorernte-Monitoring auf den 5,8 Hektar der Ackerflächen durchgeführt werden, wenn dort sensible Nutzpflanzenkulturen angebaut werden würden, so Stoermer. Bislang gehören die PFC nicht zu den Standard-Untersuchungsprogrammen und man findet sie nur, wenn man Boden oder Wasser daraufhin untersucht.

Auf EU-Ebene wird in diesem Jahr nun erstmals ein Trinkwasser-Grenzwert für verschiedene PFC vorbereitet, dessen Einhaltung dann auch überall überprüft werden muss. Weitere PFC-Funde, gefolgt von der entsprechenden Ursachenforschung können deshalb nirgendwo ausgeschlossen werden.

Die Entwarnung für die nördliche Ortenau heißt also auch hier nicht unbedingt, dass man nicht in anderen Regionen des Landkreises in der Zukunft auf die Chemikalien stoßen könnte.

nach oben Zurück zum Seitenanfang