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Klagen in Ottersweier

Schwarzer Schimmel löst Unmut aus

In Ottersweier klagen Nachbarn des Unternehmens Asbach über schwarzen Schimmel an Hausfassaden. Sie machen das Unternehmen dafür verantwortlich. Dieses aber geht davon aus, dass die Verschmutzungen nicht durch seine Lagerstätte verursacht werden.

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Blick über das Gewerbegebiet in Ottersweier: Anwohner klagen über einen Schimmelpilz, für den sie das Unternehmen Asbach verantwortlich machen. Foto: Black Forest Copter

Gerade erst hat Essalem Azzouni seine Fotovoltaikanlage wieder säubern lassen. Zweimal im Jahr ist dies seinen Angaben zufolge notwendig, und schuld daran ist seinen Ausführungen zufolge ein Schimmelpilz namens Baudoinia compniacensis, der nicht nur die Solarmodule auf dem Dach seines Hauses im Waldweg, sondern auch Fassaden, Fensterbänke, Terrassen, Briefkästen und Trafostationen im Umfeld der Firma Asbach schwarz verfärbe. Der Anlieger des Weinbrandunternehmens im Ottersweier Gewerbegebiet hat deshalb beim Regierungspräsidium Karlsruhe „Beschwerde wegen Luftverschmutzung“ eingereicht und erwägt, zusammen mit weiteren Betroffenen eine Bürgerinitiative zu gründen, um seiner Forderung nach Abhilfe Nachdruck zu verleihen.

Gutachter weist Pilz nach

Ein von ihm im September 2018 beauftragtes Gutachten bescheinigt deutliche flächig ausgeprägte, schwärzliche Verfärbungen der Solaranlage und Dacheindeckung. Die Proben wiesen bei der Untersuchung im Labor einen starken Befall der Gattung „Baudoinia compniacensis“ auf, so der Gutachter.

Das Problem beschäftigt die Gemeinde Ottersweier seit langem, betont Bürgermeister Jürgen Pfetzer auf ABB-Anfrage. Die Firma Asbach habe vor einigen Jahren in den Standort Ottersweier erheblich investiert, unter anderem in den Bau einer Abluftanlage auf dem Dach der Lagerhalle. Seither habe es keine Beschwerden bei der Gemeinde mehr gegeben. Zudem habe das Unternehmen den betroffenen Hausbesitzern einen Zuschuss zur Sanierung angeboten, obwohl nicht definitiv nachgewiesen sei, dass das Destillatlager der Firma für die Verunreinigungen ursächlich sei. (Vom Beschwerdeführer wird angenommen, dass der Wachstumsprozess von Schimmel durch verdunsteten Alkohol begünstigt wird).

Regierungspräsidium sieht Sonderfall

Ende 2018 kamen indes wieder Klagen auf. Eine von 13 Personen unterschriebene Liste wurde dem Bürgermeister zugesandt, der daraufhin unverzüglich das Regierungspräsidium informierte und den Kontakt mit dem Unternehmen suchte. Der Betrieb unterliegt wegen der Lagerkapazität an Alkohol der Störfallverordnung und damit der immissionsschutzrechtlichen Aufsicht der Karlsruher Behörde. Pfetzer schlug einen Ortstermin mit allen Beteiligten vor. Dazu sieht jedoch Asbach keine Notwendigkeit, da mit Nachbarn bereits persönliche Gespräche geführt worden seinen, wie Geschäftsführer Christopher Dellee auf Anfrage ausführt (siehe gesonderte Stellungnahme). „Ich konnte hier nur vermittelnd tätig werden, leider ist meinem Vorschlag nicht entsprochen worden“, bedauert Pfetzer. „Der Betrieb wird vom Regierungspräsidium Karlsruhe überwacht. Die zuständige Sachbearbeiterin haben wir über die Sachlage in Kenntnis gesetzt, mehr können wir nicht tun.“ Laut Auskunft des Regierungspräsidiums sind indes schnelle Abhilfemaßnahmen nicht zu erwarten. Das Auftreten der schwarzen Pilzbeläge sei aus immissionsrechtlicher Sicht als Sonderfall zu betrachten. Die einschlägigen Vorschriften, allen voran die Technische Anleitung zur Reinhaltung der Luft, würden eingehalten, so Pressesprecher Uwe Herzel gegenüber dieser Zeitung. Nach Erkenntnissen des Regierungspräsidium ist der Pilz gesundheitlich nicht bedenklich.

Landesanstalt eingeschaltet

Es sei fraglich, ob durch weitere herkömmliche Maßnahmen zur Emissionsminderung die Pilzbeläge deutlich reduziert werden können, heißt es in dem Schreiben an den Anwohner. Da es im gesamten Regierungspräsidium keine vergleichbare Anlage gibt, hat die Karlsruher Behörde die Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg um fachliche Unterstützung gebeten.

Asbach sieht sich nicht in der Pflicht

Die Asbach GmbH geht davon aus, dass die von Hausbesitzern beklagten Verschmutzungen nicht durch die Lagerstätte des Unternehmens verursacht werden und verweist ihrerseits auf entsprechende Gutachten eines öffentlich bestellten und vereidigten Sachverständigen. Dieser habe Mitte 2018 bei einer erneuten Begutachtung der Häuser festgestellt, dass die Verschmutzungen eindeutig Schimmelpilzen der Spezies Cladosporium zuzuordnen seien. Diese kämen in der Natur häufig vor und könnten daher nicht ursächlich mit dem Lagerbetrieb des Unternehmens in Verbindung gebracht werden.

"Verständnis für Anwohner"

Allgemeine Umwelteinflüsse würden von den Anwohnern nicht in Betracht gezogen, heißt es in der Stellungnahme der Firma mit Hauptsitz in Rüdesheim am Rhein, „vielmehr wird unser Unternehmen vollumfänglich für die Verschmutzung verantwortlich gemacht“. Für Verschmutzungen durch Staub, Verkehr, Ruß und Pollen könne die Firma wohl kaum verantwortlich gemacht werden. Asbach-Geschäftsführer Christopher Dellee erinnert daran, dass bereits im Jahr 2010 über 40 Gebäude im Umfeld der Lagerstätte erfasst und bewertet worden seien. „Obwohl schon 2010 kein kausaler Zusammenhang zwischen der Lagerung des Alkohols und Verschmutzungen an Fassaden und Solaranlagen hergeleitet werden konnte, wurde die Lagerhalle mit einer über das Dach abgeführten Abluftanlage ausgerüstet. Für unser Unternehmen stellt diese Maßnahme in ihrer Größenordnung eine erhebliche Investition dar.“

„Gleichwohl haben wir selbstverständlich Verständnis für die Anliegen der Anwohner“, betont Dellee. Deshalb habe man die Angelegenheit eingehend mit dem Vorstand des Mutterhauses, der Semper Idem Underberg AG, erörtert und vor Ort in Ottersweier Gespräche mit den Anwohnern geführt. „Zielsetzung war hierbei eine abschließende, einvernehmliche Lösung zu finden, um zu einem guten, nachbarschaftlichen Verhältnis zurückzukehren, an dem uns sehr gelegen ist. Ob und inwieweit hier eine Lösung gefunden werden kann, ist jedoch aktuell noch offen“, so der Geschäftsführer.

Größtes Holzfasslager in Deutschland

Der Betrieb in Ottersweier, seit 1961 fester Bestandteil des Unternehmens, ist laut seinen Angaben das größte Holzfasslager Deutschlands mit rund 20 000 Eichenholzfässern, jedes davon umfasse rund 300 Liter. Daneben verfüge die Asbach GmbH in Ottersweier über 100 Eichenholzbottiche. Dellee weist darauf hin, dass für die Lagerstätte eine uneingeschränkte, wirksame Genehmigung bestehe und der Betrieb nicht nur eine lange Tradition habe, sondern auch umfangreichen Bestandsschutz genieße. Das laut Unternehmen in seiner Art und Größe einzigartige Lager umfasst das Asbach-Reifelager sowie die Schatzkammer mit einem Fundus an teilweise mehrere Jahrzehnte lang gereiften Bränden. Die Reifung gehe auf eine lange Tradition und Erfahrung seit der Firmengründung 1892 zurück.

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