Simon Bärmann, der für die Linke zur Bundestagswahl antritt, ist mit seinen 18 Jahren der mit Abstand jüngste Kandidat im Wahlkreis 284.
Erst im Frühjahr vergangenen Jahres hat Bärmann beschlossen, sich politisch zu engagieren und ist seiner Partei beigetreten. „Der erste Anstoß war die Einführung der Uploadfilter zum Schutz von geistigem Eigentum. Dass die EU-Richtlinie trotz massiver Proteste einfach durchgedrückt wurde, hat mich sehr verärgert“, erinnert sich der Kandidat.
Er habe sich die Programme der verschiedenen Parteien angesehen und sich bei der Linken wiedergefunden. „Die anderen Parteien legen mir nicht genug Wert auf soziale Fragen“, erklärt der junge Mann.
Seine Jugend und Unerfahrenheit sieht Bärmann nicht als Makel. „Bei den großen Fragestellungen dieser Zeit geht es immer auch um die Zukunft meiner Generation. Deshalb sollten auch wir mitentscheiden“, sagt er selbstbewusst, während er in der Küche seiner Eltern in Bühl sitzt.
Insbesondere die Klimakrise und der Investitionsstau beim Ausbau der digitalen Infrastruktur besorgen ihn. So kritisiert der Kandidat, dass beim Ausbau der Glasfasernetze in der Region zu geringe Datenübertragungsgeschwindigkeiten angestrebt würden und meist Mathelehrer, die nicht über die nötigen Fähigkeiten verfügten, Informatikunterricht geben.
Die sozialen Medien schaden den Debatten eher, als dass sie sie ermöglichen
Bärmann sieht aber auch Probleme, die der digitale Wandel mit sich bringe und kritisiert vor allem die große Macht, die Unternehmen wie Facebook oder Google hätten.
„Was diese Plattformen anrichten, sehen wir beispielsweise bei den Kampagnen, die derzeit gegen Annalena Baerbock gefahren werden“, ärgert er sich und konstatiert: „Die sozialen Medien schaden den Debatten eher, als dass sie sie ermöglichen.“ Auch er würde im Internet vor allem aufgrund seines jungen Alters beleidigt. „Wäre ich eine Frau, würde das sicher eine ganz andere Qualität erreichen“, ist sich Bärmann sicher.
Doch auch im richtigen Leben habe sich der Umgang in Debatten verschärft – auch in der eigenen Partei: „Ich persönlich halte das Gendern für richtig und die Positionen von Sahra Wagenknecht, die Minderheiten gegeneinander ausspielt, für falsch. Die Art und Weise, wie diese Diskussion geführt wird – bis hin zur Androhung eines Parteiausschlusses, ist aber nicht angemessen.“
Beim Klimawandel läuft die Zeit weg
Auch bezüglich des Klimawandels hat er eine klare Meinung: „Wir müssen endlich erkennen, dass die Zeit, die uns zur Verfügung steht, nicht von uns bestimmt wird, sondern von der Klimakrise. Wenn ich so alt wie mein Gegenkandidat Wolfgang Schäuble bin, muss die Welt noch lebenswert sein“, fordert Bärmann, weist aber im nächsten Moment darauf hin, dass die Bewältigung der Klimakrise nicht auf die sozial Schwachen abgewälzt werden dürfe.
„Deshalb lehne ich eine einfache Erhöhung des CO2-Preises ab, die vor allem Geringverdiener trifft. 50 Prozent der Emissionen in unserem Land werden von den oberen zehn Prozent verursacht, die dafür auch zur Kasse gebeten werden sollten.
Das Gleiche gilt für die Großkonzerne“, erklärt er. Die in Verbindung mit der Abschaffung des Verbrennungsmotors zu erwartenden großen Umwälzungen am Arbeitsmarkt, will er, entsprechend dem Programm seiner Partei, mit Umschulungen begegnen.
Diese Positionen habe er auch bei seiner Teilnahme an einer Podiumsdiskussion von „Fridays for Future“ in Offenburg Ende Juli vertreten – aus seiner Sicht einer der wichtigsten Termine während seines Wahlkampfes, bei dem er nicht zuletzt auch wegen seiner Jugend habe glänzen können.
Bärmann ist Realist: Dass er ohne einen Platz auf der Landesliste in den Bundestag einziehen wird, hält er für ausgeschlossen. Dennoch habe sich die Kandidatur schon jetzt gelohnt: „Ich habe in den vergangenen Wochen so viel gelernt, wie noch nie. Ich bin noch jung und werde mich auch noch in vielen Jahren politisch engagieren.“