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Erich-Burger-Heim

Sitztanz zur Rammstein-Musik im Bühler Seniorenheim

Rammstein im Seniorenheim? Ja, das gibt es, und zwar nicht nur als musikalische Beschallung. Im Erich-Burger-Heim in Bühl hat Elke-Klöpfer-Link mit einer Gruppe eine Sitztanz-Choreografie zum Song "Ich will" einstudiert.

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"Ich will": Der Sitztanz zum Song der Rockband „Rammstein“ begeisterte im Erich-Burger-Heim die Akteure ebenso wie die Zuschauer. Foto: Katrin König

Rammstein im Seniorenheim? Ja, das gibt es, und nicht nur als musikalische Beschallung. Im Erich-Burger-Heim in Bühl hat Elke-Klöpfer-Link mit einer Gruppe eine Sitztanz-Choreografie zum Song "Ich will" einstudiert.

Von unserer Mitarbeiterin Katrin König

„Ich will, dass ihr mir vertraut“, heißt es in dem Rammstein-Lied „Ich will“, und weiter: „Ich will, dass ihr mir glaubt. Ich will eure Blicke spüren...eure Stimmen hören...Ich will, dass ihr mich gut seht, dass ihr mich versteht.“ Das alles, sagt Elke Klöpfer-Link, Betreuungskraft am Erich-Burger-Heim, wünschten sich alle Menschen, auch die alten. Dass sie aus dem Song gleich eine Sitztanz-Choreografie machte, „das Rock-Projekt im EBH“, überrascht gleichwohl: Nach sechswöchigen Proben steht an einem Montagmorgen nun die Aufführung vor weiteren Heimbewohnern an. Die Projektgruppe ist in schwarze T-Shirts gekleidet, auf denen Sprüche wie „Allzeit breit“ und „Hetz mich nicht“ stehen. „Die stammen von mir“, sagt Klöpfer-Link mit breitem Lächeln. Und erzählt, wie es überhaupt zu der Idee kam.

Bruder gibt Anstoß

Sie habe, sagt sie, einen etwas verrückten Bruder, der den Sitztanz, den sie regelmäßig für Heimbewohner anbiete, wohl ein bisschen belächle. „Bisher habe ich Musik wie Walzer, Foxtrott oder Schlager für meine Gruppen ausgewählt.“ Als ihr Bruder ihr als Gag ein Youtube-Video von „Ich will“ sendete, in dem Senioren beim Sitztanz zu sehen waren, habe er gewiss nie damit gerechnet, dass sie das Video als Anregung verstehen würde.

Viel Gelächter bei den Proben

Doch: „Ich fand das super“, sagt Klöpfer-Link. „Das Lied ist auf Deutsch, gut verständlich, die Botschaft ist klasse und lässt sich auch perfekt in Bewegungen ausdrücken.“ Sie schrieb das Projekt aus – und stieß auf überraschend großes Interesse. „Meine Tänzer“, sagt sie jetzt, kurz vor der „Show“ im Foyer, „sind die fittesten, die ich je hatte. Obwohl sie Rockmusik aus ihrer Jugend nicht kennen, haben sie unglaublich motiviert und mutig mitgemacht.“ Die Proben hätten Arbeit, aber auch sehr viel Gelächter mit sich gebracht, „manchmal bis wir Tränen in den Augen hatten“. Die Senioren im Alter von 59 bis 95 Jahren bestätigen das. Auch, dass sie in diesem Moment, wo „aus Spaß Ernst wird“, ziemlich aufgeregt sind. Klöpfer-Link ruft, es werde ja hoffentlich niemand einem Herzinfarkt erliegen vor Nervosität, darauf eine Teilnehmerin scherzhaft: „Wir haben Herzklopfen, aber einen Infarkt kriegen wir nicht.“ Und dann geht es los.

Es klingt nach Freiheit und Freude

Zur rauen und wilden Rammstein-Musik mimen die sitzenden Senioren im Takt „Marschieren“, passend zum Text erheben sie wechselweise die Daumen, legen die Hand aufs Herz, streicheln sich die Arme oder klatschen. Viele von ihnen singen den Text mit und strahlen begeistert, anderen wirken sehr konzentriert, während auch Klöpfer-Link temperamentvoll „tanzt“ und jeweils kurze Anweisungen zur folgenden Figur gibt. Am Ende werfen alle die Arme in die Höhe und schreien laut, das klingt nach Freiheit und Freude.

Neue Wege sind gefragt

Die Zuschauer applaudieren begeistert, Klöpfer-Link kündigt für 2020 ein ähnliches Angebot an. „Die künftigen Bewohner werden keine Schlager oder Walzer mehr hören wollen, sondern eher ’Yellow Submarine’“, sagt sie. „Auch Einrichtungen wie diese müssen da neue Wege gehen.“ Im Erich-Burger-Heim ist der erste Schritt bestens gelungen – beinahe so mitreißend, dass man auch als Betrachter Tränen in den Augen hat. Nicht vor Lachen, sondern vor Rührung.

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