Von Michaela Gabriel
Der Futternot entgegensteuern und Lösungen für die Wasserknappheit auf abgelegenen Höfen finden – das sind neue Aufgaben für den Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverband. Stefan Schrempp, Leiter der BLHV-Geschäftsstelle Achern, muss außerdem in neuer Form Wissen über den Klimawandel zu den Landwirten bringen.
Dass zu wenig Regen fällt, beschäftige die Landwirtschaft seit 2018. Diesem Sommer habe Grünland erneut zu wenig Ertrag gebracht. „Wenn nur die Hälfte an Heu eingefahren wird, dann reicht das nicht als Futter”, so Schrempp. Er vermittle deshalb zwischen Viehhaltern und Maisbauern, deren Körnermais wegen der Trockenheit nicht reif geworden ist.
Ihre vertrockneten Maispflanzen können notfalls noch als Futtermittel dienen. Außerdem bemühe sich der Verband beim Landwirtschaftsministerium um Sondergenehmigungen, Blühflächen früher als sonst abzumähen.
In der Agrarszene liefen zur Zeit viele Gespräche, so Schrempp. Der Klimawandel und die trockenen Sommer verlangten nach Veränderungen. Eine sei die gezielte Tröpfchenbewässerung von Nutzpflanzen. Man müsse in Zukunft sehr bewusst mit Wasser umgehen.
Neue Grasmischungen kommen besser mit der Trockenheit zurecht
Grünland müsse mit neuen Grasmischungen angesät werden, die besser mit Trockenheit zurecht kommen, so Schrempp weiter. Um Landwirte fortzubilden, gebe es 2020 erstmals Webinare, also Fortbildungen über das Internet. Denn ob die gewohnten Fachvorträge bei Zusammenkünften von Landwirten stattfinden könnten, sei wegen Corona zu ungewiss.
Es gibt Betriebe, auf denen Wasser gespart wird, damit Feriengäste duschen können.Stefan Schrempp, Leiter der BLHV-Geschäftsstelle Achern
Ganz schwer hätten es Höfe, die nicht an die öffentliche Wasserversorgung angeschlossen seien. „Es gibt Betriebe, auf denen Wasser gespart wird, damit Feriengäste duschen können”, weiß Schrempp. Der BLHV setze sich deshalb für Zuschüsse ein, die es Landwirten in den abgelegenen Tälern erlauben, ihre Eigenwasserversorgung durch die Erschließung neuer Quellen zu verbessern.
Landwirt Klemens Schnurr aus Kappelrodeck denkt darüber nach, seinen Hof an die öffentliche Wasserversorgung anzuschließen. Seine 25 Kühe brauchen an heißen Tagen allein rund 1.000 Liter Wasser. Letzten Winter sei das Futter für die Tiere knapp geworden.
Er kenne Kollegen, die deshalb ihren Viehbestand heruntergefahren haben. Er selbst habe mehr Grünland gepachtet, um genug Futter zu haben. In den Reben bringe er Mist, Trester und andere organische Materialien aus, um den Humusaufbau zu fördern.
Manche Obstbauern roden derzeit alte Kirschbäume, um schon im Herbst neue anpflanzen zu können, weiß Schnurr. Ein Obstbaum, der im Frühjahr frisch gepflanzt werde, sei sehr schwer durch einen trockenen Sommer zu bringen. „Schwache Obstbäume sterben ab”, hat auch Adolf Karcher, Landwirt aus Oberachern beobachtet.
Bei Reben ist die Tröpfchenbewässerung essenziell
Hitze und Trockenheit sorgten auch dafür, dass Erdbeeren, Äpfel und Weintrauben stärker gefährdet seien, Sonnenbrand bekommen zu können. Um junge Reben durch die Zeit der großen Hitze zu bringen, müsse ein Winzer viel Zeit und Diesel aufwenden, so Karcher weiter.
Ohne Tröpfchenbewässerung an jeder Pflanze sei dies fast unmöglich. Das Wasser müsse in Tanks in die Rebberge gefahren werden. Dort sehe man trotzdem Pflanzen mit dürren Blättern – deutliche Anzeigen für Wassermangel. Fast sei man neidisch auf andere Orte, wenn sie etwas mehr Regen abbekommen.
Jeder Liter sei wichtig. Eine weitere Auswirkung habe der Hitzesommer auf die Arbeitsweise der Landwirte: „Wir konnten gut planen, hatten jeden Tag gutes Wetter, aber wir haben lange Pausen eingelegt und in den Abend hinein gearbeitet.”