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Ermittlungen in Achern

Storchennester in Gamshurst entfernt: Naturschutzbehörde schaltet Polizei ein

Die Wiederansiedlung des Weißstorchs ist längst geglückt. In einigen Gemeinden entwickeln sich die Tiere bereits zum Ärgernis, die Populationen sind schnell gewachsen. Doch zur Selbsthilfe greifen darf man nicht, wenn Meister Adebar sein Nest an der falschen Stelle richtet.

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Nicht nur angenehm ist es, Storchennester in der Nähe zu haben. Hier das Kirchendach in Achern-Gamshurst. Foto: Brunner

Ohne Genehmigung geht gar nix: Wer eigenmächtig ein Storchennest entfernt, könnte schnell Besuch von der Polizei bekommen. Mit unangenehmen Folgen.

Vor einem Vierteljahrhundert war er ein ebenso rarer wie gerne gesehener Gast in der Region. Inzwischen ist, jedenfalls für diejenigen, denen er zu nahe kommt, zur Plage geworden: Der Weißstorch.

Die Zahl der Tiere hat so stark zugenommen, dass Nistplätze rar geworden sind – und inzwischen gerne auch auf den Dächern von Privathäusern gesucht werden. Das führt zu Konflikten und beschäftigt jetzt sogar die Polizei.

Regierungspräsidium greift ein

Weil in Gamshurst Storchennester auf zwei privaten Anwesen entfernt wurden, hat die Obere Naturschutzbehörde beim Regierungspräsidium Freiburg Mitte Mai die Polizei eingeschaltet. Die muss jetzt herausfinden, ob gegen die Bundesartenschutzverordnung verstoßen wurde.

Es drohen empfindliche Konsequenzen – das Regierungspräsidium spricht von Straftatbeständen. Doch die Recherchen laufen noch, sagt man beim Polizeipräsidium Offenburg. Entscheidend für die rechtliche Wertung, so Polizeisprecher Ansgar Gernsbeck, sei, „wie weit die Störche mit ihrem Nestbau bereits waren“ – also wann eingegriffen wurde. Weitere Details wollte die Polizei nicht nennen.

Erfolgreiche Wiederansiedlung

Das Auftauchen des großen Vogels hatte lange in der Region, besonders im Hanauerland, Freude ausgelöst. Jahrelang hatten sich zuvor engagierte Bürger auf beiden Rheinseiten um die Wiederansiedlung des Tiers bemüht, teilweise mit eigenen Aufzuchtstationen wie in Achern.

Und dies mit Erfolg: Viele Kommunen in der Rheinebene sind inzwischen dicht besiedelt mit brütenden Storchenpaaren, vor allem Kirchen sind beliebt: Nicht selten sitzt an jeder Ecke des Gotteshauses ein Nest, und ein weiteres mittendrauf.

Doch das hat seine Schattenseiten – unter anderem den Kot der Tiere, der sich unter den Nestern sammelt. Und so blickt mancher Häuslebesitzer im Hanauerland sorgenvoll nach oben, wenn im Frühjahr die Störche wieder aus ihren Winterquartieren auftauchen.

Tun kann er aber nicht viel, allenfalls den Kamin und andere „verdächtige“ Plätze mit entsprechenden Hindernissen gegen den Nestbau versehen. Das kann helfen, muss aber nicht – die Störche sind erfinderisch.

Der Storch ist streng geschützt

„Es ist verboten, die Fortpflanzung- und Ruhestätten der Tiere zu beschädigen oder zu zerstören“, sagt Heike Spannagel, Sprecherin des Regierungspräsidiums. Eine Ausnahme gebe es unter anderem bei Fragen der Verkehrssicherheit, bei Schäden an Gebäuden oder bei notwendigen Sanierungsmaßnahmen an diesen.

Doch die muss beantragt werden und ist nach dem Bundesnaturschutzgesetz klar geregelt. Der Weißstorch sei streng geschützt.

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