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Markt in Aufruhr

Traum vom „Energiewerk Ortenau“ zerplatzt: 5.800 Kunden plötzlich ohne Strom- und Gasversorger

Das „Energiewerk Ortenau“ ist Geschichte. Doch wie geht es für die 5.800 Haushalte aus der nördlichen Ortenau jetzt weiter?

Abbruch Süwag
Überlandwerk
Aus der Stadt komplimentiert: Abriss des Süwag-Verwaltungsgebäudes in Achern 2018. Im Jahr 2022 sind 4.000 Acherner Stromkunden zu dem Unternehmen zurückgekehrt. Foto: Roland Spether

Nach dem Höhenflug kommt der tiefe Fall. 5.800 Haushalte aus der nördlichen Ortenau müssen sich neue Anbieter für Strom und Gas suchen. Das von den Bürgermeistern aus der Region aus der Taufe gehobene „Energiewerk Ortenau“ wirft hin. Nur vier Wochen, nachdem Acherns Oberbürgermeister Klaus Muttach (CDU) auf eine Anfrage dieser Zeitung entsprechende Pläne noch dementiert hatte.

Die Kommunen können im Grunde nichts für die Misere. Wie andere Anbieter ohne eigene Kraftwerke auch, sind sie ganz auf die Entwicklung der Preise an den Strombörsen angewiesen. Und die kennen spätestens nach dem russischen Angriff auf die Ukraine nur noch eine Richtung: nach oben.

Doch die Probleme hatten sich schon länger abgezeichnet, Anfang 2022 hatte bereits das privat betriebene E-Werk Ziegler in Kappelrodeck das Handtuch geworfen, im Herbst verabschiedet sich ein Versorger aus Schutterwald. Der Markt ist in Aufruhr.

Kunden müssen bei neuen Anbietern teilweise kräftige Aufschläge bezahlen

Bitter für die Ziegler-Kunden, die Anfang 2022 beim Energiewerk Ortenau untergekommen waren: Sie müssen sich zum zweiten Mal binnen eines Jahres einen neuen Anbieter suchen. Und das ist nicht ganz einfach. Auf dem völlig auf dem Tritt geratenen Markt gelten alte Regeln nicht mehr, wie beispielsweise die, dass man als Stromkunde mit Handkuss genommen wird.

Viele Anbieter akzeptieren neue Kunden nur mit kräftigen Aufschlägen, weil sie zusätzliche Energie zu sündhaften Preisen auf den Sportmärkten einkaufen müssen. Erst im Herbst beruhigt sich die Lage ein wenig. Genauer gesagt: Die Last verteilt sich auf mehr Schultern. Denn auch den Bestandskunden flattern happige Preiserhöhungen ins Haus.

Wie sehr der Markt aus dem Tritt ist, zeigen noch nie gesehenen Kapriolen: Manchmal, so raten Verbraucherschützer, kann es sich sogar lohnen, in die traditionell teurere Grundversorgung zu wechseln. Denn dort sind die Preise wenigstens reguliert. Die aberwitzigen Preissprünge aus anderen Tarifen kann es da nicht geben.

Am Ende wird es für alle Kunden teurer

4.000 von rund 5.500 Stromkunden des Energiewerks Ortenau kommen bis zum Jahresende beim Grundversorger Süwag unter, der Jahre zuvor im Streit um die Netznutzung aus der Stadt komplimentiert worden war. Die Kunden, so das Frankfurter Unternehmen, haben sich zu etwa gleichen Anteilen für die verschiedenen Tarife entschieden.

Draufzahlen müssen am Ende praktisch alle: Wegen der stark gestiegenen Beschaffungskosten, aber laut Süwag auch wegen höherer Netzentgelte, flattern den Kunden unerfreuliche Briefe ins Haus. So steigt der sogenannte Arbeitspreis im Tarif „Süwag Strom Basis“ mit dem Neujahrstag von bisher 31,13 Cent auf 54,63 Cent brutto.

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