Klimmzüge? Von wegen. Nach dem Dauerlauf über den Waldweg, über knorrige Wurzeln und schön bergauf, reicht die Luft gerade noch, um sich matt an die silberne Stange zu hängen.
„Trimmy“ würde darüber wohl nur lachen: Das gezeichnete Männchen mit den schwarzen Haaren kannte einst so gut wie jeder Bundesbürger als Symbolfigur der „Trimm-Dich-Bewegung“. Das war in den 1970ern – Jahrzehnte später wirken viele dieser Freiluft-Sportanlagen etwas angestaubt und irgendwie aus der Zeit gefallen.
Aber es gibt sie noch, einige wurden auch erst neu angelegt, und als während des Corona-Lockdowns die Fitnessstudios schließen mussten, erlebten die Trimm-Dich-Pfade sogar einen regelrechten Aufschwung.
Trimm-Dich-Pfad in Lauf seit Beginn der Pandemie mehr frequentiert
Aus den Anfängen der „Trimm-Dich-Hochzeit“ stammt auch der Fitnesspfad in Lauf, er wurde zuletzt 2019 auf den neuesten Stand gebracht. Ein paar Stationen vor besagter Klimmzug-Stange muss noch, zum Aufwärmen sozusagen, auf einer wackeligen Konstruktion aus Seilen balanciert werden, ein Stück weiter heißt es: Rumpfbeugen, mit einer Holzstange über die Schultern gelegt.
Ja, das angestaubte Image gibt es noch.Andrea Hölzle, Ehrenamtliche aus Lauf
„Ja, das angestaubte Image gibt es noch, weil es tatsächlich auch noch halb verfallene Trimm-Dich-Pfade gibt. Aber viele wurden inzwischen modernisiert und werden dann auch vermehrt genutzt“, sagt Andrea Hölzle. „Das Bild ist immer noch im Wandel.“
Hölzle kümmert sich ebenso wie Wolfgang Fromme um das Konzept des Pfads im Wald kurz hinter dem Laufer Schloss Aubach. Beide beobachten, dass die Anlage seit Beginn der Pandemie deutlich mehr frequentiert wird als früher. „Vor allem nachmittags und abends trainierten zahlreiche Einzelpersonen und Gruppen an den Geräten, teilweise unter selbst installiertem ,Flutlicht‘ und mit zusätzlich mitgebrachten Hanteln. Morgens gehen zunehmend Kindergartengruppen den Pfad ab“, so Fromme.
Was die Ausstattung und Modernität angeht, könne man gut ausgerüstete Fitnesspfade heute durchaus mit Fitnesscentern vergleichen, sagt er. „Die Körperkultur boomt parallel zur Umstellung der Essgewohnheiten, sodass man sicherlich nicht mehr von einem ,angestaubten Image‘ sprechen kann.“ Gepflegt wird der Weg von den Laufwerkern und dem Gemeindebauhof, wie Bürgermeister Oliver Rastetter erklärt.
Freiwillige bauen Parcours 2015 selbst
Eine sechs Kilometer lange Rundstrecke mit drei Stationen für Fitnessübungen entstand erst vor sechs Jahren in Gamshurst – in 210 ehrenamtlichen Arbeitsstunden. So baute man auf Initiative des Gamshursters Thomas Wagner einen Parcours mit Reck und Barren, Stationen für Bauch- und Rückenübungen und für Liegestütze.
Ein fleißiger Trimm-Dich-Läufer der 70er und 80er Jahre war Jürgen Schmidt: Damals gab es in Oberachern einen Pfad, der am Sportplatz begann und quer durch den Wald führte. „Die Strecke könnte ich auch heute noch genau ablaufen“, sagt der Vorsitzende des Acherner Turnvereins. „Nur zu laufen, das war nicht mein Ding. Auch fürs Turnen war ein kleines Krafttraining zwischendurch besser als nur Ausdauersport.“ Irgendwann, so erinnert er sich, sei der Trend aber vorbei gewesen und die Geräte kaputt, sie wurden abgebaut.
Geschlossene Fitnessstudios brachten während Corona den Aufschwung
Seit 2018 gibt es am Oberacherner Sportplatz zwar keinen Trimm-Dich-Pfad, aber eine Outdoor-Fitnessanlage mit mehreren Stationen. „Viele Nutzer verbinden den Sport dort aber auch mit einem Waldlauf“, sagt Initiator Holger Reinhardt. „Manche gehen gezielt dorthin und bringen zum Beispiel noch eigene Sportgeräte mit, manche sind Spaziergänger, die im Vorbeigehen anhalten.“
Kraftübungen mit dem eigenen Körpergewicht stehen hier auf dem Programm, Klimmzüge und Kniebeugen zum Beispiel, keine Zusatzgewichte und Maschinen wie in Fitnessstudios. Als die im Lockdown geschlossen waren, hätten auch an dieser Anlage mehr Menschen trainiert, vor allem jüngere, sagt Reinhardt. „Manche von ihnen überlegen jetzt, ob sie sich überhaupt wieder in den Studios anmelden: Bei Wind und Wetter draußen zu trainieren und in der Natur zu sein, das hat seinen ganz eigenen Reiz.“