Auf dem Weg zu einer Krisensitzung der Bauinnung in Offenburg, machte Thomas Möller, Hauptgeschäftsführer der Bauwirtschaft Baden-Württemberg, in Achern Station.
Nach einem Vorgespräch mit Obermeister Karl Früh im Illenau Bistro, besichtigte Möller die Großbaustelle der Firma Powercloud auf den Illenau-Wiesen.
„Man wundert sich, was alles aus Russland und der Ukraine geliefert wurde“, betonte Möller, „so fehlen dem Markt zum Beispiel bei Holz und Stahl erhebliche Mengen“. Darüber hinaus treffen die explodierenden Energiepreise die Bauwirtschaft empfindlich. Bau- und Konstruktionsstahl, Spundwände, Rohre, Aluminium aber auch Bitumen und Asphalt seien teurer geworden, verdeutlichte der Verbands-Geschäftsführer. Die zunehmende Materialknappheit und extreme Preissprünge würden „eine seriöse Kostenkalkulation mittlerweile nahezu unmöglich machen“. Beim Stahl habe sich die Lieferfrist von zwei auf sechs Wochen verdreifacht, so Karl Früh.
Lieferanten erhöhen Preise um fast ein Viertel
Beim Bau einer Wohnanlage in Renchen, dort werden wöchentlich zwölf Tonnen Stahl verarbeitet, sorge dies für große Probleme. Auch die Erweiterungen des Kindergartens St. Elisabeth in Sasbachwalden und der Einsegnungshalle in Achern müsse man mit den explodierenden Stahlpreisen zurecht kommen. Dabei sei bei den von Lieferanten avisierten Kostensteigerungen das Ende der Fahnenstange vermutlich noch längst nicht erreicht. So habe die Tonsteinindustrie ab dem 1. Mai einen Preisaufschlag von 23 Prozent angekündigt.
Angesichts der auf den Nägeln brennenden Fragen folgten rund 50 Mitglieder der Bau-Innung Achern-Kehl-Offenburg Frühs Einladung zu einer Krisensitzung zu der Thomas Möller und Martin Kunst aus der Rechtsabteilung der Bauwirtschaft Baden-Württemberg gebeten wurden. Ziel sei es den Betrieben zu helfen sich rechtlich abgesichert gegenüber ihren Kunden zu äußern.
Besonders heikel sei zur Zeit die Abwicklung der Altaufträge. Die mit privaten Bauherren bereits 2021 abgeschlossenen Verträge könnten, angesichts der knapp kalkulierten Gewinnmarge der Unternehmen unmöglich zu den angebotenen Preisen fertig gestellt werden.
„Wenn der Kunde auf den vereinbarten Konditionen beharrt, bleibe den Baufirmen nur übrig sich rechtlich auf höhere Gewalt zu berufen und den Auftrag zu stornieren“, erklärte Möller. Da die Kalkulation privater Neubauten auf Grund der ungewissen Preisentwicklung zur Zeit nicht möglich sei, könnten sich viele Baufirmen in naher Zukunft allein noch mit Erneuerungsarbeiten über Wasser halten. Wem hier ein Auftragspolster fehlt, sehe sich wohl oder übel gezwungen, seine Mitarbeiter in Kurzarbeit zu schicken.
Arbeiten für IT-Campus von Powercloud weitgehend im Plan
Bei der Besichtigung der Großbaustelle Powercloud laufen dagegen alle Arbeiten weitgehend nach Plan. „Aktuell bemerken wir noch keine Engpässe, wir bekommen die benötigten Rohstoffe, doch es wird alles teuer“, erklärte Projektleiter Gunther Zölle.
Powercloud habe jedoch in vielen Bereichen vorgesorgt. So seien zum Beispiel Türen, Fenster und Wärmedämmungsmaterial bereits im Vorjahr gekauft worden. Rund 75 Prozent der Materialien sei bereits vorhanden. Firmeninhaber Marco Beicht, der von Silvie Rendler und Markus Huber, (Geschäftsführer, Rendler Bau) und Kris Wiume (Geschäftsführer Bold Baubetriebe) begleitet wurde, informierte über den auf den Illenau Wiesen entstehenden IT-Campus.
Auf dem 20.000 Quadratmetern großen Gelände soll bis Herbst 2023 ein Geschäftsgebäude und im Folgejahr Mitarbeiterwohnungen, ein Hotel, ein Restaurant- und Café-Betrieb bezugsfertig werden. Karl Früh berichtete ergänzend über den angrenzend projektierten Bürgerpark, der den Campus-Bewohnern und den Acherner Bürgern gleichermaßen zu Gute kommen soll.