Skip to main content

Offener Brief an Mitarbeiter

Umgang mit Schutzmasken: Ortenau Klinikum reagiert auf Verdi-Kritik

In einem offenen Brief an Mitarbeiter und an Klinikchef Christian Keller hat die Gewerkschaft Verdi Bezirk Südbaden Schwarzwald den Umgang mit Schutzkleidung am Ortenau Klinikum kritisiert. Das Ortenau Klinikum teilt auf Anfrage mit, dass es die vorsorglich getroffene restriktive Handhabung von FFP2-Schutzmasken seit diesem Montag entschärft habe.

Atemschutzmaske
Eine FFP3-Atemschutzmaske. Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Dem Schreiben zufolge stünden laut einer Dienstanweisung für Klinikpersonal, das in Kontakt mit Sars-CoV-2-infizierten Patienten ist, zwei FFP2-Schutzmasken zur Verfügung. Diese sollten so lange verwendet werden, bis kein sicherer Halt mehr gewährleistet sei.

Die andere Maske solle in Alkoholtüchern gelagert und getrocknet werden, bis diese wieder einwandfrei verwendet werden könne. In diesem Zusammenhang wirft Verdi Südbaden Schwarzwald in dem Schreiben der Klinikleitung vor, die Gesundheit der Mitarbeiter aufs Spiel zu setzen. Dies sei eine deutliche Abweichung einer Empfehlung des Robert Koch Instituts vom 27. März, das Schutzstandards im Vergleich zum 12. März noch einmal herabgesetzt habe.

Alle aktuellen Entwicklungen zum Coronavirus im Überblick

Das Säubern und Lagern der Masken mit Bacillol können Augen und Atemwege reizen und Ausschläge im Gesicht verursachen. „Befürchtet werden auch nachhaltige gesundheitliche Beeinträchtigungen“, schreibt Gewerkschaftssekretär Michael Herbstritt.

Coronavirus: Personal befürchtet höheres Infektionsrisiko

Ferner befürchte das Personal wegen der langen Mehrfachverwendung von Schutzmasken ein erhöhtes Infektionsrisiko. „Uns, wie auch unseren Kollegen, ist bewusst, dass es momentan eine höchst angespannte Marktsituation für Schutzkleidung gibt. Eine gesundheitliche Gefährdung der Kollegen ist auch in dieser Ausnahmesituation nicht hinnehmbar“, so Herbstritt weiter.

Auf Rückfrage von bnn.de entschärft der Gewerkschaftssekretär seine Kritik: „Da die Ortenau nun eine große Lieferung an Schutzmasken bekommen hat, scheint sich hier die Lage zum Glück zu entspannen.“

Klinikum lockert Handhabung mit FFP2-Masken

Daneben fordert Verdi angesichts der Ausnahmesituation und der daraus folgenden Belastung der Pflegekräfte eine Prämie von 500 Euro, die das Klinikum Mittelbaden bereits seinen Mitarbeitern vergütet.

Die Leitung des Ortenau Klinikums erklärt auf Anfrage von bnn.de, dass sich sie bereits am vergangenen Donnerstag dazu entschieden habe, die bisher vorsorglich geltende restriktive Handhabung von FFP2-Masken aufgrund aktuell erfolgter Lieferungen zu lockern. Von diesem Montag an erhält jeder Mitarbeiter mit direktem Kontakt zu Covid-19-Patienten eine FFP2-Maske je Schicht, wie Kliniksprecher Christian Eggersglüß sagt.

Klinikum erhält weitere Schutzausrüstung

Zum Inhalt des offenen Briefes von Verdi will sich das Ortenau Klinikum nicht äußern. Es habe derzeit ausreichend Schutzausrüstung. Allerdings seien diese Materialien Verbrauchsprodukte, die bei Anstieg der Patientenzahlen in großer Stückzahl benötigt werden, wie es weiter heißt. Es gebe weiterhin erhebliche Lieferengpässe. „Wir bemühen uns täglich auch auf dem internationalen Markt um Nachschub“, stellt Eggersglüß klar.

Klinikum prüft freiwillige Leistungen

Zur Verdi-Forderung nach Bonuszahlungen erklärt die Klinikleitung, dass das Ortenau Klinikum seinen Mitarbeitern bereits freiwillige Leistungen wie kostenloses Essen in den Kantinen gewährt habe.

In einem bundesweiten Querschnittsvergleich prüft die Klinikspitze, ob und in welchem Umfang in anderen Kliniken freiwillige Leistungen beabsichtigt sind. Auf dieser Grundlage der Prüfung soll ein Beschlussvorlag für den Ausschuss für Gesundheit- und Kliniken erarbeitet werden.

Derzeit ausreichend Beatmungsplätze

Zum Behandlungsstand von Corona-Patienten teilt Eggersglüß mit, dass derzeit in mehreren Häusern auch schwere Verläufe von Covid-19-Erkrankungen behandelt würden. Die Anzahl der Patienten sei in den vergangenen Tagen stabil. Es stünden derzeit ausreichend Beatmungsplätze zur Verfügung.

nach oben Zurück zum Seitenanfang