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Pedelec als Sicherheitsrisiko?

Unfallbilanz im Raum Achern: Sorgen bereiten vor allem die Zweiradfahrer

Sorgenkind Zweirad: Ob elektrisch angetrieben als Pedelec oder mit viel PS als Motorrad - diese Fahrzeugkategorie taucht immer wieder in der Unfallbilanz der Polizei auf.

Fahrrad Reifen
Unfallrisiko Pedelec: Die elektrisch angetriebenen Zweiräder tauchen zuletzt immer wieder in den Unfallbilanzen auf. 2020 hat es mehr als doppelt so viele Pedelec-Unfälle in der nördlichen Ortenau gegeben wir 2019. Foto: Arne Dedert

Corona und der daraus folgende Lockdown über Wochen hinweg haben die Unfallbilanz in der nördlichen Ortenau im vergangenen Jahr auf ein Rekordtief sinken lassen. Der stellvertretende Leiter des Polizeireviers Achern/Oberkirch, Thomas Straub, spricht von den „niedrigsten Zahlen seit zehn Jahren“. Doch für Entspannung sorgt diese Statistik nur auf den ersten Blick. Denn die Zweiräder machen der Polizei weiter Sorgen.

Da sind zum einen die Motorradfahrer, die offenbar das zeitlich begrenzte Fahrverbot auf dem so genannten „Motodrom“ zwischen Rheinbischofsheim und Wagshurst nicht alle wirklich ernst nehmen. Und da sind die Fahrradfahrer, die sich zum neuen Sorgenkind in der Unfallstatistik mausern.

Dies gilt vor allem für die Pedelecs, also die elektrisch angetriebenen Bikes. Die Unfallzahlen dort haben sich mehr als verdoppelt, die Gesamtzahl der Fahrradunfälle stieg immerhin noch um 20 Prozent. Und das in einem Umfeld, in dem die Gesamtheit der Verkehrsunfälle binnen Jahresfrist um mehr als 15 Prozent zurückgegangen war.

Elektrisch schneller und weiter unterwegs

„Die Pedelecs sind schneller unterwegs, weiter unterwegs und sie kommen oftmals auch an Stellen, wo sie vorher noch nie gewesen sind.“ Mit dem letzten Teil seiner Anmerkung zielt Thomas Straub vor allem auf die elektrisch angetriebenen Mountainbikes, die den Ausflug im Wald zum kinderleichten und zunehmend riskanten Vergnügen machen. Insgesamt sei die negative Entwicklung der Fahrradunfälle auf die E-Bikes und Pedelecs zurückzuführen, sagt er.

Niedrigste Unfallzahlen seit zehn Jahren.
Thomas Straub, Polizeirevier Achern/Oberkirch

Altbekannt hingegen ist das Problem mit den Motorradfahrern. Auf sie haben Polizei und Behörden seit geraumer Zeit ein besonders Auge geworfen – allerdings mit durchwachsenem Erfolg. Die Unfallzahlen stiegen hier zwar nur leicht von 61 auf 64, doch dies ist angesichts der geringeren Verkehrsbeteiligung gleichwohl beachtlich.

Zum ersten Mal übrigens wurden in der Statistik die „richtigen“ Motorräder und die Leichtkrafträder getrennt ausgewiesen. Dabei wird deutlich, dass rund ein Drittel der bislang vermeldeten Zweiradunfälle auf die Kategorie der Fahrzeuge unter 125 Kubikzentimeter entfällt, also leichtere bis mittlere Roller und die Leichtkrafträder der unter 18-Jährigen.

Auf dem „Motodrom“ sind Kontrollen schwierig

Das ändert freilich nichts daran, dass die Biker den Beamten weiter Sorgen machen. So wird das gesperrte „Motodrom“ bei Wagshurst offenbar weiter genutzt, um einmal „auf der letzten Rille“ um die Kurven zu fahren. „Wir sind“, so Straub, „da regelmäßig unterwegs, um gewisse Rennveranstaltungen zu unterbinden“.

Das seit dem 1. März wieder geltende Fahrverbot werde nicht von allen beachtet. „Die Unfallzahlen halten sich in Grenzen“, sagt Straub, die Polizei hat aber alle Mühe, dem Treiben Einhalt zu gebieten: „Bei Lasermessungen haben wir Schwierigkeiten, man fällt doch gleich auf“.

Als Unfallschwerpunkt bei den Motorrädern hat die Polizei vor allem den Bereich rund um Oppenau identifiziert. Fast ein Drittel der 64 im vergangenen Jahr im Revierbereich verzeichneten Zweirad-Verkehrsunfälle ereignete sich rund um das Schwarzwaldstädtchen, ohne dass man einen spezifischen Unfallschwerpunkt ausmachen könnte.

Viele Schulwegunfälle in Oberkirch

Das Problem, dass man keine wirklichen Schwerpunkte von Unfällen ausdeuten kann, hatte die Polizei 2020 häufiger. So verteilen sich sechs Schulwegunfälle in Oberkirch und drei in Achern ebenso im gesamten Stadtgebiet wie die Radunfälle, die besonders in Sasbach (von zwei auf acht) oder in Oberkirch (von 25 auf 30) zugenommen haben.

Für das gesamte Verkehrsgeschehen kann die Polizei allerdings durchaus Unfallschwerpunkte identifizieren. In Achern sind dies vor allem die Kreisverkehre am Wilden Mann, in der Martinstraße und am Scheck-In-Center sowie die Ampel am Eurorasthof und die Kreuzung L87a/K5372 in Sasbachried. Fast alles Verkehrsknoten, die erst in jüngerer Vergangenheit umgestaltet oder neu eingerichtet wurden.

Thomas Straub sieht die Schuld an diesen Unfallhäufungen allerdings weniger bei den Verkehrsplanern, die diese Kreuzungen am Reißbrett entwerfen, sondern in den Problemen, die viele Autofahrer mit Kreisverkehren generell haben.

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