
Die Arche Achern ist geschlossen. Jetzt steht fest: Es geht nicht weiter. Das Oberacherner Ehepaar Monika und Oliver Bäuerle und ihr Team, die im Namen der katholischen Kirchengemeinde Achern fünf Jahre lang Menschen in Not ein Wohnen auf Zeit ermöglichten, beenden ihr Engagement. Der leitende Pfarrer Christof Scherer hat dafür Verständnis, denn er weiß, dass es sich um einen herausfordernden ehrenamtlichen Einsatz handelte.
Wohnungen sind bereits leer
Die zwei von der Kirchengemeinde angemieteten Wohnungen in der Acherner Kernstadt stehen seit Mitte September leer. „Die letzte Bewohnerin hat eine Wohnung in Offenburg gefunden“, teilte Monika Bäuerle dem Team aus acht Helfern kürzlich mit. Man werde ihre Mithilfe noch ein letztes Mal brauchen, um die Zimmer zu räumen und zu putzen. Anfang des Jahres war die Arche Achern noch voll belegt mit sechs Personen in zwei Wohngemeinschaften.
„Einen Ersatz für die Arche wird es leider nicht geben“, bedauert Pfarrer Scherer. Eine Fortführung unter der Leitung einer hauptamtlichen Person der Kirchengemeinde sei nicht infrage gekommen. „In diesem Punkt stoßen wir an finanzielle Grenzen. Es gibt keinen Puffer, zum gegenwärtigen Zeitpunkt neues Personal einzustellen.“ Der besondere und unentgeltliche Einsatz der Familie Bäuerle für dieses Projekt sei unersetzbar. Er habe mit dem Caritasverband Vordere Ortenau gesprochen, um zu klären, ob Fachkräfte des Verbandes die Wohngemeinschaften betreuen könnte. Dies sei ebenfalls nicht möglich.
Kleine Helfergruppe gab den Anstoss
Das ungewöhnliche Hilfsangebot wurde von einer kleinen Wohnungslosen-Helfergruppe der katholischen Kirchengemeinde angestoßen. Im wöchentlichen Einsatz für Wohnungslose erfuhren die Engagierten, dass kommunale Notunterkünfte für viele eine Sackgasse sind. Gar nicht erst wohnungslos zu werden und sich in schwierigen Zeiten begleiten zu lassen, könnte Menschen besser und schneller aus einer Lebenskrise herausführen, war ihr Gedanke. Der langjährige leitende Pfarrer Joachim Giesler und der Caritasverband Acher-Renchtal unterstützten die Idee.
„Die Arche Achern soll ein Haus sein, in dem die Menschen sich selbst versorgen und aus einer regulären Mietsituation heraus eine neue Heimat suchen können“, sagte Pfarrer Giesler zur Eröffnung des Hauses in der Franz-Xaver-Lender-Straße im Oktober 2018. Um vielen helfen zu können, werde kein Dauerwohnen möglich sein, sondern nur ein Wohnen auf Zeit. Einzelspenden und größere Beträge von mehreren Stiftungen halfen dabei, die frisch renovierten Räume einzurichten und auszustatten. Aus Spendenmitteln bekamen die Bewohner bei Bedarf auch finanzielle Hilfen für ihren Neuanfang. Mehr als 30 Bewohner hatte das Haus in fünf Jahren, darunter zwei Familien.
Doch der Einsatz für die Bewohner in schwierigen Situationen forderte die Leiter enorm. Viele Anfragen mussten beantwortet, viele Gespräche geführt, Situationen geklärt, Anträge gestellt und Hilfen eingeleitet werden. Nicht immer sei es leicht gewesen, den Menschen zu helfen, räumt Oliver Bäuerle ein. An Grenzen sei man gestoßen, wenn Bewohner nicht für Sauberkeit sorgten, sich nicht an die Regeln in den Wohngemeinschaften hielten oder keinen Kontakt zu den Helfern pflegen wollten. Vier Bewohnern habe man vorzeitig gekündigt.
Anfragen von Menschen in akuter Wohnungsnot und schwierigen Lebenssituationen bekomme sie weiterhin, sagt Monika Bäuerle. Behörden und Ämter in und um Achern seien über das Ende des Wohnprojekts informiert worden. Etwas Vergleichbares gebe im weiten Umkreis nicht. Sie sei dankbar für alle, die das Projekt unterstützten und für die gute Zusammenarbeit mit der kommunalen Arbeitsförderung des Ortenaukreises.
Die Wohnungen könne die Kirchengemeinde an den Hauseigentümer zurückgeben, der das Sozialprojekt mit seiner Bereitschaft zur langfristigen Vermietung bereitwillig unterstützt habe. Finanzielle Ausfälle, wenn jemand die fällige Miete nicht bezahlen konnte, habe die Gemeinde aus Spenden getragen. Dass die beiden Dreizimmerwohnungen lange leer stehen, sei nicht zu erwarten .
In den zurückliegenden Monaten habe es viele Versuche gegeben, neue Ehrenamtliche für die Leitung des Wohnprojekts zu gewinnen, erklärt Christof Scherer – ohne Erfolg. Im Pfarramt in der Kirchstraße in Achern gebe es aber weiterhin ein „Wohnlosenzimmer“, das obdachlosen Menschen auf der Durchreise kurzfristig Hilfe biete.