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Gefährdete Vogelart

Vogelfreund beringt in der nördlichen Ortenau 176 junge Wiedehopfe

Manfred Weber kümmert sich im nördlichen Ortenaukreis um die Ansiedlung und den Schutz des Wiedehopfs. In der Brutzeit 2022 hat er 176 Jungvögel beringt.

176 Wiedehopfe in der Brutzeit 2022 beringt, die Zahl der Brutpaare hat wieder deutlich zugenommen trotz des schwindenden Lebensraums
Trotz des schwindenden Lebensraums hat die Zahl der Wiedehopf-Brutpaare in der nördlichen Ortenau zugenommen. Manfred Weber kümmert sich seit 2007 um die Vogelart. Foto: Roland Spether

Vogelfreund Manfred Weber greift behutsam und professionell in den Brutkasten von „Familie Wiedehopf“. Kurz danach hält er einen Jungvogel nach dem anderen liebevoll in seiner Hand und befestigt an den dünnen Beinchen kleine Ringe der Vogelwarte Radolfzell.

„In Kürze löst sich der Familienverband auf und die Wiedehopfe fliegen ins Winterquartier nach Afrika“, erklärt Manfred Weber von der Offenburger Gruppe des Naturschutzbundes (Nabu).

Seit 2007 kümmert er sich ehrenamtlich um den Schutz des Wiedehopfs im nördlichen Ortenaukreis, baut Nistkästen, hängt sie auf, beobachtet sie, dokumentiert alles. Weber hat einen großen Anteil an der Wiederansiedlung dieses schönen Vogels.

Mit seinem prächtigen Kopfschmuck, dem orange-bräunlichen Gefieder und den schwarz-weißen Bändern auf den Schwingen wirkt er wie ein exotischer Vogel. Wenn er seine Haube aufrichtet, sieht er gar aus wie „Punk-Vogel“ und ist ein echter Hingucker. Doch deshalb wurde er nicht zum „Vogel des Jahres 2022“ gekürt.

Wiedehopf muss besonders geschützt werden

Hinter dem kunterbunten „Spaßvogel“ verbirgt sich eine andere, ernste Realität. Die Auszeichnung zum Vogel des Jahres bedeutet auch, dass der Wiedehopf auf der „Roten Liste“ des Nabu als „gefährdet“ eingestuft wurde und besonders geschützt werden muss.

Dies versucht Manfred Weber seit 2007 - mit großem Erfolg: Allein in der Brutzeit 2022 konnte er 176 Jungvögel beringen. Doch die Zahl der Jungtiere in den mehr als 120 von ihm aufgestellten Nistkästen beziffert er mit 240 jungen Wiedehopfen.

Auch die Zahl der Brutpaare ist in „seinem“ Bereich zwischen Offenburg, Oberkirch, Achern und Bühl auf „deutlich über 70 Paare“ angestiegen, was sehr beachtlich ist. Als er 2007 „ab und zu“ mal einen Wiedehopf fliegen sah, fing er an, Nistkästen aufzustellen, die ersten auf Flächen des Bio-Obsthofes von Hilde und Gerd Schindler in Mösbach.

Die Wiedehopfe fliegen ins Winterquartier nach Afrika.
Manfred Weber , Naturschutzbund

Aktuell hängen auf deren ökologisch bewirtschafteten Flächen 23 Nistkästen, in denen sich neues Leben regte, das sich schon auf dem Weg nach Afrika in das Winterquartier machte oder dort nach einem hoffentlich problemlosen Flug bereits landete. In der Regel kehren die Wiedehopfe wieder in das Nest zurück, in dem sie im Vorjahr ihre Jungen groß zogen.

Artenschutzstiftung des Karlsruher Zoos unterstützt Nistkasten-Projekt

„Ich stelle Nistkästen nur auf biologisch oder extensiv bewirtschafteten Flächen und Anlagen auf, denn hier findet der Wiedehopf einen idealen, natürlichen Lebensraum.“ Doch dieser geht durch die Intensivierung der Landwirtschaft mehr und mehr verloren. Es fehlt an Streuobstwiesen mit alten Bäumen, die perfekte Möglichkeiten für Bruthöhlen bieten. Deshalb pachtet der Nabu zunehmend Streuobstwiesen auch im nördlichen Ortenaukreis.

In der Regel dauert es nicht lange, bis bedrohte Arten wie Wiedehopf, Steinkauz oder Wendehals den Lebensraum in Besitz nehmen und sich fortpflanzen. Die Artenschutzstiftung des Karlsruher Zoos und dessen Direktors Matthias Reinschmidt unterstützt das Nistkasten-Projekt von Manfred Weber.

Jüngst kam es auch zu einem Projekt zwischen dem Weingut Schloss Neuweier, den Scheck-in Centern und der Artenschutzstiftung. Es wurde ein Wein der Marke „Wiedehopf Cuvée Blanc“ kreiert, dessen Verkaufserlös zu einem Großteil in den Nistkastenbau fließt.

Dich die Auszeichnung zum „Vogel des Jahres“ kam es zu einigen Nachfragen bei Manfred Weber. Er machte Begehungen mit Nabu-Gruppen - eine sogar aus Bayern - und informierte vor Ort über seine Projekte zum Artenschutz. Auch eine Studentin wurde darauf aufmerksam und sammelte Erfahrungen für ihre Bachelor-Arbeit.

Druck auf die Landwirtschaft bereitet Nabu Sorgen

Was ihm Sorgen macht, ist der zunehmende Druck auf die Landwirtschaft, die Obstanlagen und Felder immer intensiver zu bearbeiten, um auf ein einigermaßen akzeptables Verhältnis von Leistung und Ertrag zu kommen.

Dies geht nach Meinung von Weber zulasten des natürlichen Lebensraumes und eines entsprechenden Nahrungsangebotes für Vögel wie der Wiedehopf, der auch bei Naturschutz-Initiativen zu einem Symboltier für intakte Lebensräume wurde. Doch diese werden auch verstärkt durch Fotografen gestört, die möglichst das perfekte Foto schießen und am liebsten den Moment festhalten wollen, wenn die Eltern mit einem Insekt im Schnabel anfliegen und die Jungen füttern.

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