Von Roland Spether
28. Mai 1980: Gegen 21 Uhr erreichte der Einsatz der Feuerwehren ihren Höhepunkt und elf Drehleiter standen um das Krankenhaus in Position, über die pausenlos 70 Patienten aus den oberen Geschossen gerettet wurden. Im ABB stand am 29. Mai: „Die freiwilligen Helfer der Feuerwehr leisten ihren Dienst vorbildlich, 120 Atemschutzträger durchkämmen das Gebäude systematisch nach noch in den Zimmern befindlichen Patienten“.
Dabei wurde es Stunde um Stunde immer klarer, dass der Brand elf Tote forderte. Die Medien berichteten dann vom bundesweit größten Krankenhausbrand nach dem Krieg. „Fassungslos stehen selbst altgediente, in vielen Einsätzen bewährte Feuerwehrleute vor der rußgeschwärzten Fassade des Neubaus, über den sich noch Stunden nach dem Brand weithin sichtbar ein riesiger Rauchpilz erhebt” war im ABB zu lesen.
Die Brandkatastrophe von 1980 ist bei der Feuerwehr nicht vergessen.Kommandant Michael Wegel
„Die Brandkatastrophe von 1980 ist bei der Feuerwehr nicht vergessen, sie wird heute aber auch nicht groß diskutiert“, so Kommandant Michael Wegel. Er trat 2000 seinen Dienst in Achern antrat und kennt den Brand nur aus den Akten und von Berichten der Alterskameraden.
Bundesweit enorme Folgen
Der Brand hatte bundesweit enorme Folgen für den Brandschutz. Parlamente befassten sich damit, es gab neue Vorschriften und die technische Ausstattung der Feuerwehr wurde verbessert. Für die Stadt und den Ortenaukreis war der Brand ein Schock. Denn erst 1971 war der Neubau „nach modernsten Gesichtspunkten” und mit einer Investition von elf Millionen Mark gebaut worden.
Doch aus welchen Gründen auch immer, gab es in den Versorgungsschächten keine sinnvolle Abschottung, so dass sich der heiße Rauch schnell nach oben ausbreiten konnte.
Wenige Tage nach der Katastrophe befassten sich die Landesregierung und der Kreistag mit dem Brand. Landrat Gerhard Gamber sprach von einem „Tag der Trauer” und überall stellte sich die Frage: „Wie konnte sich ein Kellerbrand zum schlimmsten Brand in der deutschen Krankenhausgeschichte ausweiten?”
Die Behörden sprachen von einer Verkettung unglücklicher Umstände. Kurzschluss, brennbare Materialien, Mängel beim Brandschutz und bei den Flucht- und Rettungswegen wurden angeführt. Wo auch immer die Ursache lag, der verheerende Brand hatte enorme Konsequenzen – gerade für den Brandschutz in Krankenhäusern.
Ortenau Klinikum investiert viel Geld in den Brandschutz
In Achern baute man einen Fluchtturm. Brandschutzklappen in den Schächten gehören heute zum Sicherheitsstandard, in jedem Zimmer ist ein Brandmelder, und Brandschutzabschnitte sind die Norm. „Der Brandschutz ist bei allen Baumaßnahmen ein wichtiges Thema. In den vergangenen vier Jahren hat das Ortenau Klinikum an der Betriebsstelle Achern für diesen Bereich allein 1,2 Millionen Euro investiert“, so der Pressesprecher Christian Eggersglüß.
„Damals gab es nur eine Drehleiter, die eine Rettungsliege hatte, heute ist das Standard bei jeder Drehleiter“, so Wegel, auch Vizepräsident des Feuerwehrverbandes Baden-Württemberg.
Heute würde die Feuerwehr im Falle eines Brandes anders vorgehen
Auch beim Einsatz des Löschwassers würde die Feuerwehr heute ganz anders vorgehen. Und niemand würde extrem lange dorthin spitzen, wo er nur Rauch und kein Feuer sehe.
Den Kameraden muss man es hoch anrechnen, dass sie alles versuchten, Menschen zu retten.Michael Wegel
Beim Blick auf die Bilder von 1980 meinte er: „Den Kameraden muss man es hoch anrechnen, dass sie alles versuchten, Menschen zu retten“. Dies bezog er auf den Einsatz der Steckleitern, die vierteilig sind und normal bis ins zweite Obergeschoss reichen. Doch damals wurden Leitern mit bis zu sieben Teilen zusammengesteckt, die sich krümmten, als Feuerwehrleute bis ins dritte und vierte Geschoss hoch stiegen und Patienten über die Fenster retteten.
Ein großes Problem war, dass es nur ganz wenige Einsatzkräfte unter Atemschutz gab. Das führte dazu, dass Konrad Sackmann Wehren von Rastatt über Freudenstadt bis Freiburg alarmierte.
Taktisch würde die Feuerwehr heute nach Aussage von Wegel die Patienten auf den Stockwerken horizontal in sichere, rauchfreie Bereiche verschieben. Der Brandschutz würde greifen und um das Gebäude gäbe es eine „Ordnung des Raumes“, in dem Fahrzeuge gezielt und nach Bedarf positioniert würden.