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umeist unbedenkliche Werte

Gemüse von PFC-verseuchten Äckern wird vor der Ernte untersucht

Das Vorerntemonitoring (VEM) auf den PFC-belasteten Flächen in Mittelbaden ist acht Jahre nach Bekanntwerden der ersten Belastungen in der Region eine alljährlich wiederkehrende und mittlerweile vertraute Vorgehensweise. Bei den aktuellen Untersuchungen zeigt sich: Das meiste Gemüse ist unbedenklich.

Salatproben: Die Chemikalie darf bestimmte Beurteilungswerte nicht überschreiten, damit das Produkt verkauft werden kann.
Salatproben: Die Chemikalie darf bestimmte Beurteilungswerte nicht überschreiten, damit das Produkt verkauft werden kann. Foto: Mechler

„Beim Vorerntemonitoring werden die Pflanzen vor der Ernte im Labor auf verschiedene PFC untersucht, und der Gehalt der Chemikalien darf erlaubte Beurteilungswerte nicht überschreiten, damit eine Vermarktung möglich ist“, erklärt Jörn Breuer, promovierter Agrarwissenschaftler am Landwirtschaftlichen Technologiezentrum (LTZ) Augustenberg, der die Problematik bereits seit 2015 begleitet.

Der Anbau auf den PFC-Flächen wurde im Laufe der vergangenen Jahre an die Erkenntnisse, die man im VEM gewonnen hat, angepasst und die betroffenen Landwirte erhalten ein individuell auf ihren Betrieb zugeschnittenes sogenanntes Bewirtschaftungs-Minimierungs-Konzept für Anbau und Beregnung.

Untersuchungen auf PFC-Flächen finden auch in Corona-Zeiten statt

Diese Untersuchungen zum Schutz der Verbraucher finden selbstverständlich auch in Zeiten von Corona statt und starteten bereits Mitte März. Die Flächen mit Gemüse, Erdbeeren und Spargel wurden schon vor Beginn der Einschränkungen durch die Corona-Krise erhoben. In der Regel sind die Betriebe und die Flächen auch bekannt oder können mit Flurkarten identifiziert werden.

Die Probenahme erfolgt wie gewohnt durch das LTZ Augustenberg, allerdings diesmal in zwei getrennten Teams, die sich nicht begegnen sollen. „Außerdem haben wir vorsorglich genug Labormaterialien für die ganzen Untersuchungen bestellt, für den Fall, dass es zu Lieferengpässen kommen sollte. Auch kleinere Reparaturen an den Laborgeräten können wir selber durchführen“, erklärt Melanie Mechler, promovierte Chemikerin am LTZ in einer Videoschaltung

Nur zwei von 36 untersuchten Proben liegen über der Grenze

„Bei den aktuellen PFC-Mess-Ergebnissen liegen nur zwei von derzeit 36 untersuchten Proben oberhalb der Bestimmungsgrenze“, zeigt sich Mechler zufrieden.

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Was PFC überhaupt sind – und warum sie so problematisch sind

Man untersucht am LTZ neben Proben aus Mittelbaden auch solche aus der Karlsruher Region, wo es einige, weniger stark belastete PFC-Flächen gibt. „2019 hatten wir dort Kartoffeln, Winterroggen, Silomais und Zuckerhirse im VEM“, so Mechler, in diesem Jahr seien wieder Untersuchungen von allen kritischen Kulturen geplant.

Zwischen Probeneingang und Ergebnis liegen im Idealfall nur drei Tage, bei Getreide und Mais dauert es etwas länger. Die Hauptuntersuchungsperiode des Ganzen liegt zwischen Juni und Juli.

Die Untersuchungen werden noch lange weiterlaufen müssen

„Das VEM ist keine Lösung des PFC-Problems, aber angesichts der großflächigen Belastung im mittelbadischen Raum die beste Managementlösung, die man sich aufwändig mit allen Details erarbeitet hat“, so Breuer. Man müsse sich auch keine Illusionen machen, diese Untersuchungen würden auch noch lange weiterlaufen müssen. Das sei mittlerweile jedem klar geworden.

Breuer ist froh, dass die Finanzierung nach den zwei Projektphasen, in die zwischen 2015 und 2019 mehr als eine Million Euro geflossen sind, jetzt auch längerfristig gesichert ist.

Kein PFC in Topinambur-Knollen

Das VEM liefert handfeste Ergebnisse, die als Basis für weitere Grundlagenforschungen unabdingbar sind. So können sich etwa PFC in Kartoffelknollen einlagern, man findet sie aber nicht in den Knollen von Topinambur. Getreide reagiert je nach Art völlig unterschiedlich. Und wasser- und eiweißreiche Kulturen wie Tomaten, Zucchini, Melonen oder Bohnen nehmen vor allem die im Bewässerungswasser enthaltenen PFC sehr gut auf.

„Manche Projekte laufen auch in Kooperation mit anderen Instituten und Behörden wie das Forschungsprojekt PROSPeCT. Hier werden das Bindungs- und Transportverhalten von PFC einschließlich ausgewählter Vorläuferverbindungen im Boden sowie deren Aufnahme in die Nutzpflanze untersucht. An diesem Projekt sind neben dem LTZ auch das Bundesinstitut für Risikobewertung, ein Fraunhofer-Institut und die Universität Kassel beteiligt“, erklärt Breuer. Man wolle hier bis 2022 ein Simulationsmodell über das Umweltverhalten von PFC erarbeiten.

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