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Vandalismus an der Wallfahrtstätte

Wer hat den Jesus- und Antonius-Figuren in Achern-Oberachern Finger und Fuß abgeschlagen?

Zwei Fälle von Vandalismus verstören viele Oberacherner. Nicht nur fehlt der Jesus-Figur ein halber Fuß, auch die Antonius-Statue hat Finger verloren. Die Täter hatten wohl eine Botschaft.

Ein Wegkreuz mit beschädigten Fuß, in Hintergrund eine Kapelle.
Der Jesus-Figur am fast 130 Jahre alten Kreuz bei der Antoniuskapelle in Oberachern fehlt seit Samstag ein halber Fuß. Foto: Michaela Gabriel

Am Samstagmorgen um 6.30 Uhr entdeckte ein Jogger, dass der Christusfigur an einem Wegkreuz bei der Antoniuskapelle ein halber Fuß fehlt. Am Dienstag wurden zusätzlich Schändungen an der Antoniusstatue vor der Kapelle entdeckt. Das beschäftigt die Kirchengemeinde, die Polizei und den Heimat- und Verschönerungsverein. Der Wallfahrtsort und seine Umgebung waren bereits mehrfach von Vandalismus betroffen.

Bernd Müller ist entsetzt darüber, dass dem lebensgroßen gekreuzigten Jesus aus Sandstein neben dem Wahrzeichen des Dorfes, der Antoniuskapelle, der rechte Vorderfuß abgeschlagen wurde. Als Oberacherner und als Pfarrsekretär der katholischen Seelsorgeeinheit sucht er nach Worten: „Das macht mich sprachlos.“

Er könne überhaupt nicht nachvollziehen, warum jemand ein historisches Symbol des christlichen Glaubens beschädige und werde die Polizei bitten, Ermittlungen anzustellen. Dass kurz darauf auch die Antonius-Statue übel beschädigt wurde, ist für ihn mehr als ärgerlich. Genau das sei in der Vergangenheit schon mehrfach passiert.

Ritzzeichen an der Jesus-Figur aus dem Jahr 1893 und an der Antonius-Statue aus dem Jahr 1964 lassen darauf schließen, dass der oder die Täter einen Grund hatten. Die Worte „… Märchen mag“ lassen sich als Botschaft am Antoniusbrunnen erkennen. Was die anderen Zeichen bedeuten, kann vielleicht die Polizei herausfinden. „Der Hinweis ging am Wochenende bei uns ein. Ein Kollege ermittelt in der Sache“, erklärt Thomas Straub, kommissarischer Leiter des Polizeireviers Achern/Oberkirch auf Anfrage.

Aus Stein geformte nackte Zehen und darauf und daneben weiße Ritzspuren und Buchstaben.
Ritzzeichen: Am Fuß der Sandstein-Figur des Heiligen Antonius in Oberachern hinterließ der Täter eine Botschaft. Foto: Michaela Gabriel

Die Polizei bitte die Bevölkerung um Hinweise. Wer beobachtet habe, wie es zu den Schäden gekommen sei, solle sich unter der Telefonnummer (07841) 70660 an das Revier in Achern wenden.

Nicht die erste Attacke auf die Antonius-Statue in Oberachern

Abgetrennte Finger: Die Antonius-Statue am Brunnen vor der Wallfahrtskapelle in Oberachern wurde zum wiederholten Mal schwer beschädigt.
Abgetrennte Finger: Die Antonius-Statue am Brunnen vor der Wallfahrtskapelle in Oberachern wurde zum wiederholten Mal schwer beschädigt. Foto: Michaela Gabriel

Menschen aus dem Achertal und darüber hinaus pilgern seit mehr als 300 Jahren zur Kapelle in Oberachern, um Antonius von Padua um Beistand bitten. Der Brunnen vor dem Kirchlein steht seit 1964, als der Wallfahrtsort 250 Jahre alt wurde. Die Sandsteinfigur des Heiligen wurde im August 2011 von ihrem Platz am Brunnenrand gestoßen und verlor dabei ihren Kopf. Sie von einem Steinmetz restaurieren zu lassen, kostete mehrere tausend Euro. Vorher waren ihr zweimal die Finger der linken Hand abgeschlagen und mitgenommen worden.

Diesmal fehlen an der rechten und linken Hand jeweils zwei halbe Finger. Außerdem wurde einem von zwei Sandsteinfischen am Brunnenrand die Rückenflosse zerschlagen – ein trauriges Bild. „Vielleicht wird das im Sand verlaufen. Oder wir haben Glück“, sagt Bernd Müller. Einmal sei ein Täter ermittelt worden. Als er wegen anderer Delikte im Gefängnis saß, hab er gestanden, die Antonius-Statue umgeworfen zu haben.

Mit den neuen Beschädigungen müsse sich das Oberacherner Gemeindeteam und der Pfarrgemeinderat der Kirchengemeinde auseinandersetzen. Man wolle auf keinen Fall Nachahmer animieren. Deshalb könne es sein, dass Schäden noch einige Zeit bleiben werden.

„Ich habe noch am Samstag nach dem Fuß gesucht, aber er war nicht da“, erzählt Bernhard Keller, Vorsitzender des Heimat- und Verschönerungsvereins Oberachern (HVO). Vandalismus beschäftigt den Verein häufig, der in Oberachern ehrenamtlich öffentliche Plätze aufwertet.

Zuletzt sei einem historischen Grabstein ein künstlerisch gestalteter Aufbau abgeschlagen worden. Hier habe er die Trümmer sichern und einem Steinmetz übergeben können, der sich im Auftrag der Stadt Achern um die Restaurierung kümmere. Die beschädigte Grillstelle am Benzbrunnen im Oberacherner Wald habe das Arbeitsteam des Vereins selbst repariert.

Es komme mehrmals pro Jahr vor, dass öffentliche Einrichtungen beschädigt werden, so Keller. Dafür sollte es eine zentrale Anlaufstelle geben. „Manche melden die Schäden dem Bauhof der Stadt Achern, andere dem Oberbürgermeister und wieder andere der Polizei.“ Es wäre sinnvoll, alle Fälle von Vandalismus zu dokumentieren und den Umgang damit zu optimieren. Welche Methode dafür richtig wäre, darüber ist er ratlos. Der HVO habe schon Belohnungen für Hinweise ausgesetzt, aber noch nie eine ausbezahlt: „Weil keine Hinweise gegeben wurden.“

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