Das halbe Leben steht wegen der Corona-Pandemie still: Weil man so viele Dinge nicht tun kann, die vorher selbstverständlich waren, kann schon einmal das Gefühl aufkommen, dass man etwas verpasst – vor allem, wenn man jung ist und die Zeit gefühlt sowieso fliegt.
Redakteurin Stefanie Prinz hat mit drei Acherner Jugendlichen darüber gesprochen, wie sie die Pandemie erleben: Robin Schmalz (15 Jahre) ist Schüler an der Grimmelshausenschule Renchen, Moritz Kist (17 Jahre) besucht das Gymnasium Achern, und Emilia Lamm (15 Jahre) macht eine Ausbildung zur Friseurin.
Wie geht es Euch mit der außergewöhnlichen Situation 2020?
Robin SchmalzIch mache in diesem Jahr meinen Schulabschluss, und meine Sorge ist, dass der Unterricht noch einmal so zurückgefahren werden muss wie im ersten Lockdown. Im letzten Schuljahr hatten wir nur ein halbes Jahr Unterricht und haben deshalb viel Stoff verpasst. Wir machen jetzt doppeltes Tempo, aber es wird schwierig, alles wieder aufzuholen. In der Schule hat sich die Stimmung seit Corona nicht sehr verändert, aber in meinem Freundeskreis ist sie doch ein bisschen angespannt.
Emilia LammMir geht es mit der Situation nicht so gut, vor allem, als ich im November selbst Corona hatte, weil ich mich bei der Arbeit infiziert habe. Mittlerweile geht es mir wieder gut, aber erst einmal habe ich Panik bekommen. Ich lag zwei Wochen nur im Bett und war ganz isoliert; um zur Toilette zu gehen, musste ich eine Maske tragen. Meine Ausbildung hat erst im September angefangen – dann gleich zwei Wochen auszufallen, war natürlich auch nicht schön.
Moritz KistIch finde nicht gut, dass man mit seinen Freunden vor allem nach der Schule nicht mehr so richtig Kontakt hat. Auch, dass man sich am Wochenende einfach trifft und mal zusammen feiern geht, ist eben nicht mehr möglich. Sorgen oder Angst vor dem Virus habe ich nicht: Die Situation ist eben da, und man nimmt sie an wie sie ist.
Hattet Ihr für dieses Jahr Pläne, die wegen der Pandemie vielleicht ganz anders kamen als gedacht?
Robin SchmalzIch will nach meinem Schulabschluss eigentlich ein Freiwilliges Soziales Jahr machen, aber das wird wahrscheinlich abgesagt. Im Moment bin ich deswegen noch ein bisschen planlos und dabei, etwas Anderes zu suchen.
Emilia LammEigentlich wollte ich dieses Jahr reisen: New York, London und Sardinien waren geplant, aber das ging ja dann alles doch nicht.
Moritz KistGrößere eigene Pläne hatte ich nicht, aber mit der Schule hätte ich eigentlich eine Studienfahrt gemacht: Wir wären mit dem Geschichtskurs nach Polen gefahren. Das wäre während des ersten Lockdowns gewesen und wurde natürlich abgesagt.
Was vermisst Ihr während dieser außergewöhnlichen Situation am meisten?
Moritz KistMir fehlt es, einfach mal meine Freunde zu treffen oder auch, meinen Hobbys nachzugehen: Ich gehe unter anderem Bogenschießen. Solche Vereinsdinge finden ja auch nicht statt.
Emilia LammMeine Freunde fehlen mir sehr. Eigentlich habe ich immer gesagt, dass dieser Sommer mein schönster werden sollte, weil es meine letzten richtigen Sommerferien waren.
Robin SchmalzAußer den Treffen mit Freunden vermisse ich auch das jährliche Skifahren – das fällt natürlich flach.
Mancher wurde in dieser Zeit kreativ, um das Beste aus all den Einschränkungen zu machen – gab oder gibt es so etwas bei Euch auch?
Robin SchmalzMeine Freunde und ich haben uns öfter als sonst geschrieben und zusammen Online-Computerspiele gespielt.
Moritz KistMan telefoniert vielleicht ein bisschen öfter als normalerweise.
Emilia LammWir haben in der Zeit über Videoanrufe Spiele gespielt, „Wahrheit oder Pflicht“ und sogar Kartenspiele.
In der Krise gibt es die Einen, die älteren Menschen vorwerfen, als Teil der Risikogruppe unvorsichtig zu sein, Andere sagen, junge Menschen würden das Virus nicht ernst genug nehmen. Was meint Ihr dazu?
Emilia LammIch würde schon sagen, dass sich vor allem manche Jüngeren einfach nicht an die Regeln halten.
Robin SchmalzMan kann nicht eine einzige Altersgruppe beschuldigen, denn in jeder dieser Gruppen gibt es Leute, die sich nicht an alles halten.
Moritz KistDie Situation betrifft alle, und ich finde nicht, dass man sagen könnte, eine bestimmte Altersgruppe sei schuld. Jeder trägt seinen Teil dazu bei: Wenn jeder sich zurücknehmen würde, sollte das doch eigentlich funktionieren.
Was erhofft Ihr Euch für 2021?
Moritz KistIch hoffe, dass auf irgendeine Weise geklärt wird, wie man wieder ein normales Leben führen kann. Aber ich glaube nicht, dass es nächstes Jahr schon besser wird. Größere Pläne habe ich nicht, und bis zum Schulabschluss dauert es bei mir ja auch noch.
Emilia LammCorona wird nächstes Jahr definitiv noch da sein, aber ich hoffe, dass sich die Lage wieder etwas verbessert und die Regeln nicht mehr ganz so streng sein müssen. Ich würde wirklich gern meine Freunde wieder treffen, gemeinsam in den Urlaub fahren und dann auch meinen 16. Geburtstag feiern.
Robin SchmalzWenn ich mir etwas Unerfüllbares wünschen könnte, wäre das, dass an Silvester mit dem Glockenschlag alles vorbei und wieder so wie vorher ist.