15 Jahre lang hat Alexander Schneider Briefe und Pakete zugestellt, dann wollte er eine Veränderung. Die brachte den ehemaligen „Postler“ in ein völlig neues Umfeld, nämlich zwischen die Maschinen der Firma Fischer Edelstahlrohre in Fautenbach. Nach inzwischen 19 Jahren im Betrieb entschied sich der damalige Quereinsteiger, die Prüfung zum Maschinen- und Anlagenführer nachzuholen.
Auf Umwegen kam auch Manuel Springmann zu diesem Beruf: Der gelernte Schreiner wechselte vor sieben Jahren vom Holz zum Metall. Beide nahmen jetzt gemeinsam mit acht weiteren Kollegen an der ersten Nachqualifizierung im Unternehmen teil – das war nicht ganz einfach.
Dass Mitarbeiter ungelernt oder fachfremd ins Unternehmen kommen, sei in früheren Zeiten gang und gäbe gewesen, sagt Thorsten Schmiederer, Ausbildungsleiter bei der Fischer Group. Inzwischen stelle man in der Regel lieber Menschen ein, die aus derselben Branche kommen. „Jetzt haben die Kollegen die offizielle Bescheinigung für die Arbeit, die sie seit teilweise fast 20 Jahren machen“, sagt er.
Für die meisten Teilnehmer ist die Schulzeit ja schon sehr lange her.Thorsten Schmiederer, Ausbildungsleiter
Nachqualifizierungen sind Umschulungen für Arbeitnehmer, die seit mindestens vier Jahren in dem neuen Beruf tätig sind, für den sie einen Abschluss nachholen wollen.
„Das ist mit viel Aufwand verbunden, denn für die meisten Teilnehmer ist die Schulzeit ja schon sehr lange her, so dass es nicht ganz leicht war, wieder zu ,büffeln’“, so Schmiederer. „Der praktische Teil war dabei kein Problem, denn das ist, was sie täglich tun. Eine größere Hürde war die Theorie.“
Das heißt: Wie wartet man die Maschinen, was macht man bei einer Störung? Dazu Arbeitsrecht und Wirtschaftskunde. „Als dann plötzlich Mathe auf dem Stundenplan stand, habe ich mich kurz gefragt, was ich mir hier eingebrockt habe“, meint Alexander Schneider, mit 50 Jahren der Älteste in der Gruppe.
Wie der 26-jährige Manuel Springmann arbeitet er an einer sogenannten Rohr-Profilieranlage, die, kurz zusammengefasst, in vielen komplexen Schritten aus einer Stange ein Rohr macht. „Jetzt haben wir ein anderes technisches Verständnis für die ganze Sache“, sagt Springmann nach der einjährigen Qualifizierung, die bei der Industrie- und Handelskammer in Offenburg stattfand.
Meiste Prüfungen im Gesundheitsbereich
Die meisten Nachqualifizierungen im Ortenaukreis fallen in den Bereich Gesundheit und Pflege, sagt Timo Honisch, Geschäftsführer „Operativ“ der Arbeitsagentur in Offenburg.
„Aufgrund des sehr guten Netzwerks mit Pflegeheimen und Kliniken fördern wir regelmäßig Qualifizierungen wie zum Beispiel die Umschulung zu Pflegefachfrau und Pflegefachmann sowie Weiterbildungen wie Altenpflegehelfer oder Praxismanager.“
Ein weiterer großer Bereich seien Berufskraftfahrer, die dann zum Beispiel in Logistikunternehmen oder Baubetrieben eingesetzt werden. Darüber hinaus würden auch einige Umschulungen zu Erziehern und Kinderpflegern gemacht, außerdem zu Industriemechanikern, wie in diesem Beispiel zu Maschinen- und Anlagenführern, zu Restaurantfachleuten oder Zimmerern.