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Rotwein gerade nicht gefragt

Winzergenossenschaft in Waldulm muss neue Märkte erschließen

Vor Herausforderungen steht die Winzergenossenschaft in Waldulm. Seit 2017 bemüht sich Andreas Wiegert, den Betrieb auf Zukunft zu polen. Doch da hat er dicke Bretter zu bohren, vor allem in Vertrieb und Marketing der hochwertigen Rotweine sieht er Defizite.

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Es gibt viel zu tun: Andreas Wiegert ist Vorstandschef und Geschäftsführer der Winzergenossenschaft Waldulm. Foto: Löhnig

Vor Andreas Wiegert liegt noch ein weiter Weg. Wiegert, Vorstandsvorsitzender und Geschäftsführer der Waldulmer Winzergenossenschaft in Personalunion, muss den Vertrieb des Hauses neu aufstellen und die Sortenstruktur modernisieren – behutsam allerdings. Mehr als 80 Prozent Rotwein, überwiegend Spätburgunder, erzeugen die 132 Mitgliedswinzer einer der kleinsten noch selbstständigen Winzergenossenschaften in der Region.

Kampf gegen den Trend

Dies – die Größe des Betriebs und die Sortenstruktur – erweisen sich in Zeiten des Weißweinbooms, internationaler Konkurrenz auf praktisch allen heimischen Märkten und einer regelrechten Welle von Zusammenschlüssen (der ABB berichtete) als gewaltige Herausforderung. Wiegert will aber gegen den allgemeinen Trend ankämpfen – in der Frage möglicher Fusionen ebenso wie bei der Sortenstruktur. „Uns weht ein bisschen der Wind ins Gesicht“, sagt der Geschäftsführer frei heraus.

Rotwein als Kernkompetenz

Zwar hat er den Mitgliedsbetrieben eine maßvolle Modernisierung ihres Sortiments ins Stammbuch geschrieben, doch am Grundlegenden wird sich nichts ändern: „Unsere Kernkompetenz bleibt der Rotwein“, so der WG-Geschäftsführer, der sich trotzig dem Trend entgegenstemmt: „Nur tote Fische schwimmen mit dem Strom“. Zudem sei längst nicht sicher, ob der Geschmack der Verbraucher nicht schon wieder umgeschlagen ist, wenn man eine groß angelegte Umstellung auf Weißweine endlich so weit bewältigt hätte, dass die Stöcke wieder Ertrag und Gewinne abliefern.

Gespräche mit Verband

Der Mode zu folgen sei in diesem Geschäft „sehr gefährlich“. Zuletzt hatte es erhebliche Kritik an der Informationspolitik der WG gegeben, unter anderem weil die fällige Generalversammlung noch immer nicht stattgefunden habe. Wiegert, der nach einem Bericht dieser Zeitung darüber zum Gespräch eingeladen hatte, kündigte an, bald einen Termin anzuberaumen. Vorher allerdings müssten noch abschließende Gespräche mit dem Baden-Württembergischen Genossenschaftsverband (BWGV) geführt werden.

Probleme im Vertrieb

Wiegert hatte sein Amt vor zwei Jahren angetreten – und eine WG vorgefunden, die neben der Spätburgunderlastigen Sortenstruktur vor allem mit Problemen in Vertrieb und Marketing zu kämpfen hatte. Diese zu beseitigen, darauf legt er sein Augenmerk. Nun muss er aber, aus der Führungsetage eines Weltkonzerns kommend, erkennen, dass da bisweilen dicke Bretter zu bohren sind. „Ich bin“, so sagt er, „noch nie so lange in einem Betrieb gewesen bis ich Erfolge vorzuweisen hatte wie hier. Das ist die Genossenschaftswelt“.

Zahlreiche Fusionen

Die ist in den letzten Jahren gewaltig in Bewegung geraten. Wohin man sieht – die Betriebe schließen sich zusammen, um eine bessere Kostenstruktur zu bekommen, um auch einmal wegstecken zu können, wenn Übermengen aus der Ernte eines besonders fetten Jahren letztlich als Fasswein zum Schleuderpreis an Großabnehmer gegeben werden müssen. In der nördlichen Ortenau, im Raum Offenburg/Gengenbach und zuletzt mit der Fusion der Waldulmer Nachbargenossenschaft Kappelrodeck mit dem größeren Betrieb in Oberkirch – die Antworten auf die genannten Herausforderungen sind fast überall gleich.

Größe allein keine Lösung

Und in Waldulm? Größe allein sei nicht die Lösung, der Markt ändere sich dadurch schließlich nicht, sagt Wiegert: „Wir streben nicht nach den Massenmärkten“.

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