Die Tage des markanten Schornsteins der ehemaligen Ziegelfabrik Kegelmann in Oberachern sind offenbar gezählt. Der Bau- und Umweltausschuss des Gemeinderats sprach sich am Montagabend für die Einleitung eines Bebauungsplanverfahrens aus.
Auf dem Gelände sollen nach ersten Planungen 14 Einfamilienhäuser entstehen. Ob es dabei bleibt, ist offen, nachdem die Forderung nach einer Verkleinerung der vergleichsweise großen Grundstücke im Raum steht.
Mit der Überplanung des Areals durch den Acherner Investor Thomas Mertz wird nicht nur eine Industriebrache aus dem Stadtbild verschwinden, sondern auch ein Stück Oberacherner Heimatgeschichte.
Mit Unterstützung von Merz sicherte sich der Heimat- und Verschönerungsverein Oberachern (HVO) unlängst ein Zeugnis der Geschichte der ehemaligen Ziegelei: Mertz überließ dem Verein eine Maschine, die einst zur Herstellung von Biberschwanz-Dachziegeln eingesetzt wurde. Der Verein möchte diese Maschine restaurieren und später einmal im Eingangsbereich des künftigen Baugebiets aufstellen.
Stadt Achern unterstützt die Planungen
Mertz hatte das Gelände im Jahr 2018 erworben. Obwohl das Areal in unmittelbarer Nachbarschaft zu einem geschützten sogenannten FFH-Gebiet liegt, unterstützt die Stadt seine Planungen, so Bürgermeister Dietmar Stiefel. Er verwies in diesem Zusammenhang auf die bestehende Bebauung in der Umgebung.
Zum Schutz der geschützten Flächen soll ein öffentlicher Grüngürtel in die Planungen einbezogen werden. Laut Stiefel soll diese so gestaltet werden, dass der Zutritt zum Schutzgebiet verhindert oder zumindest deutlich erschwert wird.
Stiefel informierte den Ausschuss in diesem Zusammenhang über erste Reaktionen der Anlieger: Einer habe bereits einen „Einspruch“ angekündigt. CDU-Fraktionschef Karl Früh sprach deshalb von einem „sensiblen Bereich“.
Sind Grundstücke bis zu 1.000 Quadratmeter noch zeitgemäß?
Gleichzeitig warf er die Frage auf, ob die vorgesehenen Grundstücke in einer Größenordnung von bis zu 1.000 Quadratmetern noch „zeitgemäß“ seien.
Ähnlich argumentierten die Vertreter von ABL und Grünen: Jutta Römer (ABL) würde Doppelhäuser bevorzugen, und Cornelia Hummel (Bündnis 90/Die Grünen) wies darauf hin, dass sich junge Familien Grundstücke in dieser Größe meist nicht leisten können.
Ohne die Stadt geht, wie ebenfalls deutlich wurde, auf dem Areal Kegelmann gar nichts. Oberbürgermeister Klaus Muttach (CDU) will auch hier den in Achern geltenden Grundsatz durchsetzen, nach dem es nur dann eine Zustimmung zu dem Vorhaben gibt, wenn die Stadt wie beispielsweise bei den Neubaugebieten in Gamshurst, Mösbach, Önsbach oder auch Sasbachried mindestens 50 Prozent der Fläche besitzt.
Immerhin muss der Investor in diesem Fall wohl nicht mit der Verpflichtung zum Bau preisgünstiger Wohnungen rechnen. Wie ausführlich berichtet, hatte der Gemeinderat im November 2016 beschlossen, privaten Investoren bei größeren Projekten nur dann zu gewähren, wenn er sich verpflichtet,
15 Prozent der Wohnungen für 15 Jahre zu vergünstigten Preisen anzubieten. Diese Regelung betrifft die Schaffung einer Geschossfläche mit Wohnnutzung von mehr als 600 Quadratmetern.
Diese Grenz werde beim Bau von klassischen Einfamilien-Einzel- oder Doppelhäusern in der Regel nicht erreicht. Insoweit sei auch das städtebauliche Konzept zur Entwicklung des Gebietes der ehemaligen Ziegelei nicht mit den Entwicklungen der Flächen im ehemaligen Glashüttenareal, im ehemaligen Süwag-Gelände oder auch im ehemaligen Lott-Areal gleichzustellen.