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Amt für Waldwirtschaft berät die Einrichtungen

Zu wenig Sicherheit: Kindergartenkinder in Achern müssen auf Waldausflüge verzichten

Kaum noch besucht werden die vor Jahren liebevoll eingerichteten Plätze für Kindergartenkinder im Oberacherner Wald und im Eiskellerwald nahe der Illenau. Hintergrund sind strenge Sicherheitsanforderungen.

Ein Kind rührt mit einem Stöckchen in einer Schüssel voller Wasser und grünen Blättern.
Lernen in der Natur: Eine Freiluftküche für Kindergartenkinder gab es auch im Eiskellerwald nahe der Illenau. Sie wurde wieder abgebaut. Foto: Kindergarten Kappelrodeck

Aktuell gibt es in der Kindertageseinrichtung St. Stefan Oberachern keine festen Waldtage, obwohl die Waldpädagogik sonst ein fester Bestandteil ihrer Arbeit ist. Grund seien nicht nur die coronabedingten Einschränkungen, sondern auch Warnhinweise des Revierförsters, so der zukünftige Leiter Markus Wolber.

Der Kindergarten Marienau in Achern darf sein Waldsofa nicht mehr regelmäßig ansteuern. Der Bauwagen des Kindergartens St. Josef in Lauf ist laut Bürgermeister Oliver Rastetter „außer Betrieb”. Sollte ein Baum auf den Wagen stürzen, gäbe das haftungsrechtliche Probleme, bestätigt er.

Vor rund einem Jahr hat das Amt für Waldwirtschaft alle 265 Kindergärten im Ortenaukreis und die Städte und Gemeinden auf die Bestimmungen zur Verkehrssicherungspflicht und damit verbundene Rechtsfragen hingewiesen. Kindern und Erzieherinnen stehe im Wald eine höhere Sicherheit zu, wenn sie dort einen festen Aufenthaltsplatz haben, erklärt Walter Voß, Sachgebietsleiter für Forstrecht, Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung.

Gefahr durch vertrocknete Äste

An einem solchen Platz müsse mindestens zweimal pro Jahr jeder Baum kontrolliert werden. Zusätzliche Kontrollen seien nach jedem Gewitter oder Sturm erforderlich. Wenn sich in den Kronen Totholz feststellen lasse, müsse dies entfernt werden. Gebe es zu diesem festen Platz nur einen Weg, gelte das auch für die Bäume entlang dieses Weges.

Ein Leitfaden zur Verkehrssicherungspflicht von Waldbesitzern existiere seit Jahren, so Voß. Ihn umzusetzen sei wichtiger denn je. „Die trockenen Jahre haben dem Wald zugesetzt”, sagt er. In den Baumkronen vertrockneten Äste und brächen ab. Diese Gefahr könne durch professionelle Baumkletterer beseitigt werden.

Die Kosten für die Absicherung eines festen Aufenthaltsortes für Kinder im Wald könne am Anfang mehrere Tausend Euro betragen und jährliche Folgekosten bedeuten, weiß man beim Amt für Waldwirtschaft.

Man habe um Rückmeldung gebeten, welche Waldprojekte es in den Kindergärten im Kreis gibt, so Walter Voß weiter. Er nennt aus Datenschutzgründen keine Ortschaften, doch vorgefunden habe man Plätze, an denen kranke und instabile Bäume standen. Die Besuche dort seien nach der Beratung durch die Fachleute erst einmal eingestellt worden. Manche Kindergärten hätten ihre Aufenthaltsplätze verlegt. Viele Gruppen seien jetzt ohne feste Wege und Plätze im Wald unterwegs.

Kindergärten wünschen sich feste Plätze im Wald

Wo es Waldsofas und Bauwagen im Wald gebe, seien Vereinbarungen der Kindergartenbetreiber mit Förster und Waldbesitzer unumgänglich, so Walter Voß. Über 50 Kindergärten habe sein Amt inzwischen beraten, weitere seien noch in Arbeit.

Nach seiner Schätzung gibt es im Ortenaukreis bis zu 80 Kindergärten, die sich eine feste Anlaufstelle in einem nahen Wald wünschen. Dafür geeignete Plätze zu finden, könne auch mal länger dauern. Bis diese dann forstrechtlich genehmigt seien, rate man dazu, „mal hier und mal da” zu spielen.

Ausdrücklich haben wir keine Einrichtungen für Kindergärten im Wald genehmigt.
Klaus Muttach, Oberbürgermeister Achern

Der Wald sei für Kindergartenkinder frei zugänglich, betont Acherns Oberbürgermeister Klaus Muttach. Besondere Vorgaben gebe es nur für feste Einrichtungen wie etwa Naturkindergärten. Das sei in Achern nicht der Fall: „Ausdrücklich haben wir keine Einrichtungen für Kindergärten im Wald genehmigt.” Das Gelände der Waldgruppe des Kindergartens St. Josef Kappelrodeck liege in einem Park und die Überwachung der Bäume sei intensiviert worden, teilt Bürgermeister Stefan Hattenbach mit. In Lauf entsteht gerade ein Naturkindergarten – auf einer Wiese.

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