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Tradition in Gefahr

Zu wenige Teilnehmer: Hemglunkerle-Umzug in Bühl fällt aus

Die Fastnachtstradition bröckelt: Die Bühler Hemglunkerle haben erstmals in ihrer Vereinsgeschichte den Umzug abgesagt, der traditionell den Schmutzigen Donnerstag abschließt. Die Teilnehmerzahlen waren in den vergangenen Jahren immer geringer geworden.

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DER HEMGLUNKERLE: Seit 1980 gibt es die Bühler Gruppierung, die derzeit 15 Aktive und 70 Passive zählt. Foto: Bernhard Margull

Eine Fastnachtstradition ist in Gefahr: Erstmals seit vielen Jahren wird es in Bühl am Abend des Schmutzigen Donnerstags keinen Hemglunkerle-Umzug mehr geben. Zunftmeister Ingo Anselm spricht über die Gründe.

Ingo Anselm ist ein Fastnachter durch und durch. Er steht der Schwapla vor, deren Sitzungen er als Mitglied der „Bühlottel“ närrische Glanzlichter aufsetzt; vor allem aber ist er seit einem Vierteljahrhundert der Oberzunftmeister der Bühler Hemglunkerle. Umso mehr schmerzt ihn die Entscheidung, die er nun gemeinsam mit seinen Vorstandskollegen treffen musste: Erstmals seit Jahrzehnten wird es am Abend des Schmutzigen Donnerstags in Bühl keinen Hemglunkerle-Umzug geben.

Erfolglose Suche nach Musik-Ersatz

Der Anlass dafür: Es fand sich keine Musikgruppe, die den Umzug begleiten wollte oder konnte. Die Stadtkapelle, die in den vergangenen Jahren dabei war, habe für dieses Mal frühzeitig abgesagt, die Suche nach Ersatz sei erfolglos geblieben.

Doch Anselm weiß, dass ein Anlass nur der sichtbare Ausdruck einer tieferen Ursache ist, und die ist die schmerzende Stelle: „Die Resonanz auf unseren Umzug, der immer so etwas wie der Abschluss des Schmutzigen Donnerstags war, ist in den vergangenen Jahren immer schwächer geworden.“ Mit einer nur kleinen Gruppe, und das zur „Dosenmusik“, sollte nicht durch die Stadt gezogen werden, sei sich die Vorstandschaft einig gewesen.

Absage mit Ansage

Es war gewissermaßen eine Absage mit Ansage: „Es ist von Jahr zu Jahr weniger geworden“, berichtet Anselm. Die Hemglunkerle hätten gegenzusteuern versucht, indem sie die Kindergärten anschrieben und dort auch Flyer aufhängten. Doch habe das am Ende ebenso wenig gebracht wie die kostenlose Narrenspeisung mit Süßem nach dem Umzug. „Die Tradition bröckelt“, konstatiert Anselm.

Zunft besteht seit 1980

Wann sie begonnen hat, liegt im Dunkeln. Die Zunft der Bühler Hemglunkerle existiert seit 1980; in ihrem Erscheinungsbild und der von Hermann Ziermann entworfenen Maske greift sie Traditionen aus dem 19. Jahrhundert auf. Ins Leben trat die Zunft 1980 als Gruppierung des Bühler Menti.

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Übrigens hieß es damals noch Hemglonkerle; als sich die Gruppe zwei Jahre später selbstständig machte, wurde aus dem o ein u. Mindestens genauso lange hat der Hemglunkerle-Umzug Tradition; möglicherweise gab es früher welche unter anderer Regie. Zuletzt war der Umzug die einzige eigene Veranstaltung des Vereins, der 15 Aktive und 70 Passive zählt. In dieser Saison standen und stehen außerdem Umzüge in Appenweier, Weitenung, Bühl, Renchen und Weil am Rhein auf dem Programm.

Neuer Versuch im nächsten Jahr

Aufgeben möchten Anselm und seine Vorstandskollegen nicht; sie wollen im nächsten Jahr einen neuen Anlauf nehmen: „Vielleicht hilft die Absage in diesem Jahr“, hofft Anselm. „Wer an Fastnacht interessiert ist, könnte dadurch erkennen, dass diese Tradition gefährdet ist.“

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