Skip to main content

Kickender Roboter

Chipmangel: „Sweaty“ der Hochschule Offenburg startet nicht bei Roboter-WM

Die Hochschule Offenburg wollte mit einer verbesserten Variante ihres Roboters „Sweaty“ beim Robocup - der WM der fußballspielenden Roboter - antreten. Doch daraus wird nichts.

Frau bastelt an Roboter
Eine Studentin der Hochschule Offenburg versucht, Sweaty für den RoboCub zu reparieren. Vergebens, da Ersatzteile fehlen. Foto: Joerdis Damrath

Die Stimmung bei den Teams Sweaty und Magma der Hochschule Offenburg könnte wenige Tage vor dem RoboCup nicht unterschiedlicher sein. Der Chipmangel sorgt für lange Gesichter und einen Ausfall von Sweaty.

Der Roboter wird zur Weltmeisterschaft der fußballspielenden Roboter nicht fertig, wie die Pressestelle der Hochschule Offenburg mitteilte. Die WM findet vom 11. bis 17. Juli in Bangkok statt. Dort wollte das Team Sweaty gern seinen Titel aus dem vergangenen Jahr verteidigen, als die Liga der Humanoiden Roboter Adult Size (130 bis 180 Zentimeter) nicht auf dem Feld, sondern digital gespielt hat.

„Doch das ist unmöglich“, musste Professor Ulrich Hochberg jetzt verkünden. Zwar hat sein Team seit 2021 einen komplett neuen Sweaty aufgebaut. Doch Lieferprobleme bei den elektronischen Bauteilen verzögerten die Fertigstellung bis zuletzt immer wieder. „Waren diese früher in zwei Tagen da, sind sie heute erst nach 40 bis 60 Wochen zu bekommen oder gar nicht mehr“, schilderte Ulrich Hochberg.

„Sweaty“ konnte nicht mehr rechtzeitig getestet werden

Dadurch konnten die Programmschnittstellen nicht ausreichend getestet, Fehler nicht mehr rechtzeitig behoben werden. „Wir haben bis zuletzt gekämpft und sogar die Wochenenden durchgearbeitet, aber es hat nicht gereicht, um Sweaty wieder fit zu bekommen“, erklärte der Professor weiter. Sweaty werde den RoboCup nun vom heimischen „Krankenlager“ aus verfolgen und dem Team Magma die Daumen drücken.

Dieses startet in diesem Jahr ganz klar mit der Mission Titelgewinn in die 3D-Simulationsliga. „Zwar können von den insgesamt acht Teammitgliedern leider nur vier mit nach Bangkok kommen, da die Veranstaltung ziemlich ungünstig im Prüfungszeitraum liegt. Ziel ist es dennoch, zum ersten Mal Weltmeister zu werden und die seit 2014 bestehende Dominanz des amtierenden Weltmeisters aus den USA zu beenden“, erklärte Professor Klaus Dorer vor dem Abflug.

Überhaupt habe es seit der Einführung der 3D-Simulationsliga 2007 insgesamt nur Sieger aus China oder den USA gegeben. „Wir möchten gern ein Team aus Europa zu dieser Liste hinzufügen“, so Klaus Dorer. Und zum ersten Mal scheint dieses Ziel auch im Bereich des Möglichen zu liegen. Mit Hilfe von Deep Reinforcement Learning ist es dem Team Magma im Lauf dieses Jahres gelungen, die Kickweite seiner Roboter zu verdoppeln.

Deutliche Verbesserung für Team Magma - reicht das für Robocup-Sieg?

Auch die Laufgeschwindigkeit konnte mit diesem Verfahren der Künstlichen Intelligenz nahezu verdoppelt werden. Zahlreiche weitere Verbesserungen führten dazu, dass das Team Magma inzwischen 96 von 100 Spielen gegen seinen letztjährigen Stand gewinnt und den Rest unentschieden spielt.

„So deutlich haben wir uns seit 2009 noch in keinem Jahr verbessert“, freut sich der Professor. Ob das am Ende reicht, um ins Finale zu gelangen und dieses zu gewinnen, hängt aber natürlich auch davon ab, wie sehr sich die anderen Teams verbessern konnten. Es bleibt also trotz Sweatys Ausfall spannend.

Roboter werden künftig überall dort zur Anwendung kommen, wo andere, einfachere Maschinen ungeeignet sind – in unebenem, unbekanntem Gelände ebenso wie im häuslichen Umfeld. In letzterem könnten Roboter beispielsweise als Haushaltshilfen eingesetzt werden, die älteren Menschen den Umzug in ein Altersheim ersparen – und sei es auch nur für einige wenige Monate. Das spart viel Geld und erhöht die Lebensqualität.

Noch ist die Entwicklung allerdings bei weitem nicht fortgeschritten genug, weder von Seiten der Informatik und Elektrotechnik noch von Seiten der Mechanik und des Maschinenbaus. Um den Stand der Technik zu testen und Studierende anzuspornen, sich mit der komplexen Materie vertraut zu machen, bietet sich das Fußballspielen an: denn dabei müssen die Roboter sowohl autonom die Umgebung (den Ball, das Tor, den Gegner) erkennen, als auch Entscheidungen fällen (verteidigen, angreifen oder schießen) und stabil gehen – besser noch rennen – können.

nach oben Zurück zum Seitenanfang