Hunderte trotzten am Sonntag beim Weinwandertag bei Ettenheim und Ringsheim dem Regen. Auch in Diersburg findet an diesem Sonntag ein solches Event statt: alles gut für die Kassen von (mit-)veranstaltenden Vereinen, erst recht für die Winzerschaft, die in Corona-Zeiten vielfach in der Region auf die Erlöse aus abgesagten Weinfesten verzichten muss.
Corona hat die Weinfestveranstalter auch 2021 ausgebremst. Was nicht nur unzählige Weinfreunde bedauerten, sondern auch die Ausrichter und die Winzer in der Region, denen manche gute Einnahme verwehrt blieb. So lockte alleine das Ortenauer Weinfest 2019 in Offenburg bis zu 60.000 Menschen an.
Zwar geben die mitveranstaltenden rund 30 Weinbaubetriebe stets 28 Prozent des Umsatzes als Standgebühr ab, doch unterm Strich werden auch bei dem mitunter großen Personalaufwand meist gute Zahlen geschrieben. Das Fest 2019 war das vorerst Letzte. 62 Jahre lang war seit der Premiere 1958 nie eines ausgefallen, jetzt wegen Corona gleich zweimal. Hauptleidtragende die Weinbaubetriebe, die Wein verkaufen, aber auch mit Neukunden ins Gespräch kommen können.
Corona macht Festen Strich durch die Rechnung
Ähnlich geht es anderen Veranstaltern, die sich ebenfalls bereits zweimal Corona beugen mussten. Auch die bis zu 30.000 Besucher, die zum größten Fest des vorderen Renchtals sich Anfang September in Oberkirch einfinden, haben den örtlichen Winzerkassen stets Gutes getan. Zum Fest, das auch den Gemeinschaftssinn fördere, so Ulrich Reich von der Stabsstelle Zentrale Steuerung, habe die Stadt immer gerne eine niedrige fünfstellige Summe beigesteuert, die Stadt Offenburg ließ sich das Fest zuletzt sogar 80.000 Euro kosten.
Auch das Weinfest in Emmendingen, Zentralfest des Anbaubereichs Breisgau, musste erneut abgesagt werden. Traditionell im August wird gefeiert, nicht selten mit 50.000 Gästen. Doch schon Wochen vorher habe 2021 aufgrund der unberechenbaren Pandemie-Entwicklung schweren Herzens die Absage-Entscheidung getroffen werden müssen, so Isabella Weidler, Geschäftsführerin der Breisgauer Wein GmbH. Bitter auch für die Genossenschaften aus dem südlichen Ortenaukreis, die erneut einer Einnahmequelle beraubt wurden. Abgesagt wurden auch die Bereichsweinfeste Markgräflerland und Kaiserstuhl-Tuniberg in Staufen und Breisach.
Auch anderswo, in Durbach, Gengenbach oder Waldulm, hat Corona den Weinfest-Veranstaltern einen Strich durch die Rechnung gemacht. Was auch für Sasbachwalden gilt, wo die Gemeinde und die aus zehn Vereinen bestehende Winzerfestgemeinschaft das Erntedank- und Weinfest absagten. Auch das Kaiserbergfest am 3. Oktober auf dem Heuberg hoch über Ettenheim und Ringsheim wurde gestrichen, ebenso die Weinwandertage in Oberschopfheim und Offenburg oder das Ringsheimer Wein- und Gassenfest.
Winzer zeigen sich kreativ
Doch viele Weingüter und Winzergenossenschaften haben sich zuletzt kreativ gezeigt und Online-Weinproben angeboten oder andere Events. Die Stadt Offenburg etwa lud erneut zu „Wein - Musik - Genuss“ auf den Marktplatz ein, jeweils 200 Gäste kamen an den beiden Abenden vorbei. Die Weinmanufaktur Gengenbach-Offenburg veranstaltete vier Wochen lang allabendlich ein Wein-Picknick. In Sasbachwalden wurde zu einem Open-Air geladen. In Durbach haben die 14 örtlichen Betriebe ein zweitägiges Miniatur-Weinfest unter freiem Himmel veranstaltet, jeweils auf 750 Gäste gedeckelt, sonst sind es stets gut 10.000.
Auch die Feste bei den Weingütern Franckenstein in Offenburg und bei Wild in Bermersbach wurden durchgezogen - ebenfalls mit Obergrenze. In kleinerer Form wurde auch in Kappelrodeck gefeiert. In Oberkirch gab es eine innerstädtische Weinverkostung an vier Standorten. In den Reben über Ettenheim und Ringsheim konnten Wanderer am Tag der Deutschen Einheit an mehreren Stationen örtliche Tropfen probieren.
In Ringsheim selbst ersetzte ein „Dorfhock“ jüngst das traditionelle Wein- und Gassenfest.
Und in Diersburg kann man sich an diesem Sonntag, 10. Oktober, auf eine kulinarische Weinwanderung durch die Reben begeben - Ersatz für das ebenfalls gestrichene Weinfest.