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Hauptlese bereits in erster Septemberwoche

Die Weinlese könnte 2020 früher denn je starten

Früh wie nie zuvor könnte in diesem Jahr die Weinlese beginnen. Es fehlt jedoch am Regen.

Schloss Staufenberg mit Blick auf Durbach und in die Rheinebene
Reben um Schloss Staufenberg mit Blick auf Durbach und in die Rheinebene. Foto: Peter Heck

Von Hubert Röderer

„Wir sind von der Vegetation her gegenüber 2018 und 2019 vielleicht sogar noch einen Tick früher dran“, sagt Johannes Werner, seit 2016 als Weinbauberater beim Landratsamt für die Winzerinnen und Winzer des Ortenaukreises zuständiger Ansprechpartner in allen Fragen rund um den Weinbau.

Seit vier Jahren im Amt, sei es inzwischen schon fast normal, dass mitten im kalendarischen Hochsommer der „Herbst“ beginnt. Damit ist nicht die dritte Jahreszeit gemeint, sondern das im alemannischen Sprachraum als Synonym für „Weinlese“gilt.

Die Weinmanufaktur Gengenbach-Offenburg, die im Kinzigtalstädtchen beheimatete Winzergenossenschaft, in der die früher selbständigen Genossenschaften Ortenberg, Fessenbach und Zell-Weierbach aufgegangen sind, lädt für morgen schon zur Findling-Lese ein. Geerntet wird traditionell in der Lage Zeller Abtsberg, der Most wird nach ein paar Tagen als Neuer Wein auf den Markt gebracht. Die frühere WG Zell-Weierbach war vor Jahrzehnten schon stets einer der ersten Weinbaubetriebe Badens, der mit der Lese gestartet hat.

Trauben sind überall gesund

Wer zuletzt durch die hügeligen Höhen ringsum, ob bei Offenburg, Lahr oder Ettenheim, gewandert ist, dürfte auch als Laie Werner zustimmen: „Die Trauben sind extrem gesund.“ Kaum mal, dass eine wenig schöne Beere den Gesamteindruck trübt. Allerdings – und das sieht nur der Fachmann: „Jetzt fehlt es überall an Niederschlägen.“ Bis Mitte Juli habe es immer wieder mal so geregnet, dass die Reben davon profitieren konnten, „doch seither haben wir kaum Niederschläge“.

Ältere Anlagen, deren Wurzeln über viele Meter in den Boden hineinreichen und dort Feuchtigkeit aus tiefen Regionen herausziehen können, stehen laut Werner noch kerngesund und putzmunter da, mit einer schönen, grünen Laubwand, bei „Junganlagen bis im siebten Standjahr“ hingegen sehe man bei den „basalen Blättern“ – vom Trieb aus gesehen die ersten – schon hie und da eine Gelbfärbung.

Kein dringend benötigter Regen in Sicht

„Das ist ein Zeichen von Trockenstress.“ Regen könnte jetzt zur Entspannung führen. Doch der sei leider nicht in Sicht – im Gegenteil: Gerade für die kommenden Tage sind hochsommerliche Temperaturen angekündigt, aber keinerlei Niederschläge, auch keine kurzzeitigen. So seien die Winzer jetzt eben gezwungen, mit „Bewässerungsgaben“ nachzuhelfen – auf dass die für die Zuckerproduktion innerhalb der Beeren so wichtigen Blätter vital bleiben.

Doch selbst wenn es zeitnah doch noch regnen wird, heitern sich die Winzermienen noch lange nicht auf. Bis zur Hauptlese – sie soll bereits in der ersten Septemberwoche starten – kann einfach noch zu viel passieren.

Zu viel Regen lässt die Beeren größer werden, was sie zwar schwerer werden lässt, allerdings droht auch die Gefahr des Platzens, was mit Fäulnis verbunden ist und mit der Bildung von Essigstich. Nicht zu vergessen auch: Hagel hat immer wieder mal auf der Zielgerade noch einige Hoffnung zerstört.

Was laut Johannes Werner immer mehr Sorgen bereitet: Die Esca-Krankheit greift immer mehr um sich. Es handelt sich um einen Pilz, der das Holz angreift und zum Absterben des Rebstocks führen kann. „Die Symptome zeigen sich vor allem in und nach Stressjahren.“ Frost kann genauso ausschlaggebend sein wie ein extrem heißer und trockener Sommer.

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