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Proben bislang unauffällig

Doch PFC auf Flächen in der Ortenau? Landratsamt untersucht 29 Hektar

Viele Jahre lang gab es keine Hinweise auf PFC-Belastungen im Ortenaukreis, obwohl in unmittelbarer Nachbarschaft im Raum Rastatt großflächig Äcker mit den Chemikalien verseucht sind. Nun werden auch in der Ortenau Flächen untersucht.

Idylle oder PFC: Untersuchungen von Pflanzen, Grundwasser und Böden sollen auch in der Ortenau Klarheit bringen, ob Flächen mit Chemikalien aus Papierschlämmen belastet sind. (Symbolbild)
Idylle oder PFC: Untersuchungen von Pflanzen, Grundwasser und Böden sollen auch in der Ortenau Klarheit bringen, ob Flächen mit Chemikalien aus Papierschlämmen belastet sind. (Symbolbild) Foto: Klatt

Von unserer Mitarbeiterin Patricia Klatt

+++ Update: Ende 2019 wurden erste PFC-Spuren in der Ortenau entdeckt . +++

Die Zeiten ändern sich. „Im Ortenaukreis gibt es keine Hinweise auf die Aufbringung PFC-belasteten Komposts“, erklärte Kai Hockenjos, Pressesprecher des Landratsamtes des Ortenaukreises, dem ABB im August 2018. Auch im Januar sah man dort keinerlei Notwendigkeit, weitere Flächen auf PFC zu untersuchen, obwohl sich die PFC-Belastung im Landkreis Rastatt bis nach Ottersweier an den nördlichen Rand der Ortenau hin ausgebreitet hatte (der ABB berichtete). Heute stellt sich die Sachlage offenbar etwas anders dar.

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Anregung aus dem Ministerium, Untersuchungen des Landratsamts

Auf Anregung des Umweltministeriums initiierte die Stabsstelle PFC des Regierungspräsidiums Karlsruhe im April einen Erfahrungsaustausch zwischen den dort betroffenen Behörden und den im Ortenaukreis betroffenen Behörden.

Mittlerweile hat nun das Landratsamt Ortenaukreis ein PFC-Untersuchungsprogramm für das nördliche Kreisgebiet veranlasst. Dieses beinhaltet Pflanzen-, Grundwasser- und Bodenuntersuchungen, wie Bernhard Vetter, Leiter des Amts für Wasserwirtschaft und Bodenschutz, dem ABB bestätigte.

Dieser Sinneswandel ist offenbar dem Landkreis Rastatt zu verdanken. Denn „ein Datenabgleich des Landratsamtes Rastatt zeigte Ende Mai 2019, dass Landwirte aus Rastatt auch im betreffenden Zeitraum von 1999 bis 2008 Flächen im Ortenaukreis bewirtschaftet haben. Deshalb war nicht auszuschließen, dass Komposte aus dem Raum Rastatt auf 31 Ackerflurstücken im Ortenaukreis mit einer Gesamtfläche von 29 Hektar verwendet wurden“, so Vetter.

Die Chemikalien kommen wohl von einem Kompostwerk

Als Quelle ist ein Kompostwerk im Raum Rastatt anzunehmen. Allerdings liegen dem Landratsamt Ortenaukreis keine Informationen über die Lieferung und Ausbringung vor, da im betreffenden Zeitraum von den Bewirtschaftern keine Aufbringungen von Bioabfällen oder Gemischen angezeigt wurden. Ebensowenig gebe es Hinweise auf die Aufbringung von Papierschlämmen.

Die jetzigen Untersuchungen werden im Rahmen von Amtsermittlungen durch den Landkreis finanziert, die bisherigen Kosten dafür belaufen sich auf circa 17 000 Euro. Die Bodenproben würden im Feststoff und Eluat auf 13 PFC entsprechend des PFC-Erlasses von Baden-Württemberg (2018) und auf neun weitere PFC und Vorläuferverbindungen untersucht werden, bestätigte Vetter. Insgesamt wurden 22 Flächen (31 Flurstücke) beprobt.

Kommt der Ortenaukreis mit einem blauen Auge davon?

Möglicherweise kommt der Ortenaukreis ja „mit einem blauen Auge“ davon, denn die Ergebnisse der Pflanzen- und Grundwasserbeprobung (genutztes Grundwasser zu Trinkwasserzwecken im Umfeld der Flächen) liegen bereits vor und sind unauffällig, wie Werner Vetter bestätigte. Die Ergebnisse der Bodenuntersuchung (Oberboden und Unterboden) stehen derzeit noch aus.

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Je nach Ergebnis folgen ergänzende Grundwasser-Untersuchungen im unmittelbaren oberflächennahen Bereich der betroffenen Flächen. Das ganze Prozedere ist nun in einem großen Rahmen angelegt. Es sind auch die Stabsstelle PFC am Regierungspräsidium (RP) Karlsruhe, das RP Freiburg sowie die Landesanstalt für Umwelt beteiligt.

Die Stabsstelle PFC des RP Karlsruhe und das Landratsamt Rastatt stehen mit den zuständigen Behörden des Regierungsbezirks Freiburg im fachlichen Kontakt, um mögliche Synergieeffekte, etwa bei Forschung oder Erfahrungsaustausch, zu nutzen. Die Untersuchungsergebnisse selber liegen dann beim Landratsamt Ortenaukreis vor, die bei der Zusammenarbeit weiteren Behörden zur Verfügung gestellt werden, so die Pressestelle des Landratsamtes. Bis dahin bleibt es offen, ob PFC auf Flächen in der Ortenau vorhanden ist.

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