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Infektionszahlen steigen

Es gibt mehr Fragen als Antworten: Kommt jetzt der dritte Corona-Herbst über die Ortenau?

Die Sommerpause für das Coronavirus war kurz. Nur wenige Wochen nach einer Monate währenden Infektionswelle steigen die Zahlen im Ortenaukreis schon wieder an. Was bedeutet das für den Herbst?

Ein Abstrich für einen Corona-Test wird genommen.
Lieber durch Fachpersonal: Die zahlreichen über den Kreis verstreuten Corona-Teststationen hält die Leiterin des Offenburger Gesundheitsamts, Evelyn Bressau, nicht für die beste Lösung. Foto: Julian Stratenschulte/dpa

Es war nur eine kurze Verschnaufpause. Für einige Wochen schien es so, als habe sich das Coronavirus in die von allen erhoffte Sommerpause zurückgezogen. Nach den massiven Infektionszahlen des Frühsommers konnten die Menschen kurz etwas zur Ruhe kommen, doch seit September steigen die Zahlen wieder rasant an. Eine Sieben-Tages-Inzidenz von 488 gibt der Ortenaukreis auf seiner Homepage für die vergangene Woche an, der aktuelle Wert liegt nur wenig darunter.

Evelyn Bressau
Evelyn Bressau: „Alarmismus oder Entwarnung, beides wäre falsch“ Foto: Kai Hockenjos

Zuletzt hatte es auch viele Menschen „erwischt“, die dem Virus zweieinhalb Jahre aus dem Weg gehen konnten. Auch die Leiterin des Gesundheitsamts beim Offenburger Landratsamt, Evelyn Bressau, die schon aus beruflichen Gründen höchst vorsichtig ist. Glück im Unglück: Die Erkrankung verläuft zwar sehr oft recht unangenehm und nicht selten ausgesprochen hartnäckig, doch die Kliniken bleiben noch weitgehend von schweren Fällen verschont.

Das Ortenau Klinikum meldete am Freitag zwei Covid-Patienten auf der Intensivstation, einer davon musste beatmet werden. Was der Herbst bringt, das können auch die Fachleute nicht sagen: „Alarmismus oder Entwarnung, beides wäre falsch“, sagt Bressau. Es wäre unredlich, jetzt eine Prognose abzugeben, betont sie.

Hoffnungen und Befürchtungen

Ein Problem dabei: Die Infektionszahlen dürften kaum noch die Wirklichkeit abbilden. Viele Menschen berichten nach einer Coronainfektion, dass sie niemals einen PCR-Test gemacht haben. Das aber heißt, ihr Fall fließt nicht in die Statistik ein. Meist ist es auch ziemlich schnell klar, dass man sich mit dem Virus infiziert hat, viele Schnelltests schlagen sofort an.

Was die zahllosen Infektionen der vergangenen Monate für den Herbst bedeuten, ist jetzt eine zentrale Frage. „Ich habe die Hoffnung, dass es etwas bewirkt“, sagt Bressau. Möglicherweise wirken sich die hohen Infektionszahlen des Frühjahrs und Sommers auf die Krankheitsverläufe im Winter aus.

Ich kann nur jeden bitten, sich halbwegs vernünftig zu verhalten.
Evelyn Bressau, Gesundheitsamt

Doch auch hier gilt: Mehr als Hoffnungen und Befürchtungen bleiben nicht, neue Varianten des Erregers sind im Umlauf. Ob sie bereits in der Ortenau angekommen sind, steht dahin. Die dafür notwendigen Gensequenzierungen werden in der Regel nicht mehr gemacht, sagt Bressau.

Es sei sehr schwer einzuschätzen, ob und wie lange die Menschen jetzt Immunität aufgebaut haben. Bressau rät deshalb, weiterhin vorsichtig zu sein. „Ich kann nur jeden bitten, sich halbwegs vernünftig zu verhalten in der Freizeit oder bei Besprechungen, immer, wenn man mit vielen Menschen zusammen ist, weiterhin Maske zu tragen.“ Dennoch bleibe die Hoffnung, dass die vielen Infektionen und die Impfkampagne, zu deren Erfolg das Land seit Mitte Juni keine Zahlen mehr veröffentlicht, Früchte tragen.

Wie viel Immunität hat sich aufgebaut?

Allerdings habe die Erfahrung der vergangenen Monate gezeigt, dass man auch nach einer Infektion „relativ flott wieder ansteckend ist“. Schon nach wenigen Wochen sinke der Titer der Antikörper wieder, „nach drei Monaten“, so Bressau, „ist es dann schon nicht mehr so dolle“. Was dies für die Impfkampagne bedeutet, das lässt die Amtsleiterin offen: „Da halte ich mich raus.“ Man müsse in jedem Einzelfall mit dem Hausarzt besprechen, wie es weitergeht, wann und ob ein weiterer „Booster“ erforderlich und hilfreich sei.

Vorerst weiter betrieben werden die zahlreichen Teststationen, neue sollen aber nicht mehr zugelassen werden. „Der Markt ist gesättigt“, sagt die Amtsleiterin, deren Behörde kürzlich in Achern eingreifen musste. Eine Station sei vorübergehend wegen Mängeln bei den Tests geschlossen worden, inzwischen sei sie aber wieder in Betrieb.

Ob die große Zahl der Teststationen wirklich sinnvoll ist, das ist eine andere Frage. Sie würde sich dafür aussprechen, die wenigen Tests, die derzeit noch notwendig sind, in die Hände von „qualifiziertem Personal in entsprechenden Einrichtungen“ zu legen.

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