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Schulamtschefin im Gespräch

Hoffen und Bangen vor dem Beginn des Schul-Unterrichts

Wie der Unterricht in der Corona-Pandemie an Schulen im Ortenaukreis aussehen wird, entscheidet sich wohl erst kurzfristig. Bis zum Ferienende kann noch viel passieren.

Eine Lehrerin im Klassenzimmer
Unterricht mit Abstand: Wie es nach den Ferien in den Schulen weitergeht, wird sich erst in den kommenden Wochen entscheiden. Viel hängt von der weiteren Entwicklung der Pandemie ab. Fotos: Sebastian Gollnow/Daniela Busam/Victor Schreiner Foto: Sebastian Gollnow / dpa

Vom „Blick in die Glaskugel“ spricht die Leiterin des Staatlichen Schulamts Offenburg, Gabriele Weinrich, bei der Frage, ob die Schulen nach den Sommerferien wie geplant zum regulären Unterricht zurückkehren können.

Gut vier Wochen vor dem Unterrichtsbeginn im Südwesten herrscht auf vielen Ebenen Unsicherheit – vor allem, weil man nicht abschätzen kann, wie sich die Pandemie entwickelt.

Frank Löhnig hat mit Gabriele Weinrich und Schulrätin Fédérique Kerker gesprochen. Kerker war zuvor Rektorin der Lorenz-Oken-Schule in Bohlsbach und Geschäftsführende Schulleiterin in Offenburg. Sie hat die ersten Monate der Pandemie in dieser Funktion miterlebt.

Wie können sich die Schulen auf den Unterrichtsbeginn im September vorbereiten – und was können Sie da raten?
Gabriele Weinrich

Wir wissen nicht, was uns in vier Wochen erwartet. Wir schauen gerade auf die anderen Bundesländer und beobachten, wie dort mit dem Schulanfang umgegangen wird. Doch letztlich müssen wir abwarten, wie sich die Pandemie entwickelt und ob es möglicherweise kurz vor dem Schulbeginn nochmals neue Verordnungen gibt. Die Schulen haben zu Beginn der Pandemie verschiedene Varianten des Unterrichts ausprobiert und zum Teil aus dem Stand aufgebaut. Mit anderen Worten: Wenn wir nicht voll in den Präsenzunterricht gehen können, so werden wir auch darauf vorbereitet sein.

Fédérique Kerker

Derzeit überarbeiten und aktualisieren die Schulen ihre Hygienekonzepte und arbeiten dabei eng mit den Schulträgern zusammen. Die Klassenzimmer sind umgeräumt, so dass Raum für die Abstandsregeln bleibt. Gleichzeitig empfehlen wir, dass Parallelklassen auf einem Flur untergebracht werden, so dass jeweils gleiche Jahrgänge miteinander Kontakt haben um die Gruppendurchmischung zu reduzieren. Das hilft, bei einer Infektion den Pandemieverlauf nachzuvollziehen, so dass nicht alle Schülerinnen und Schüler nach Hause geschickt werden müssen. Grundsätzlich sollten Schulen bei der Planung schon im Voraus mit überlegen, wie Fernunterricht organisiert werden kann.

Wie könnte das genau aussehen?
Kerker

Zum Beispiel, dass man gemeinsam in der Präsenzphase in ein Thema einsteigt, um es dann im Fernunterricht zu vertiefen, während die Ergebnisse in der Präsenz zusammen aufgearbeitet werden. So ist es möglich, wieder mit Abstandsregeln zu arbeiten wie in diesem Frühjahr.

Gibt es dazu jetzt die nötige technische Ausstattung?
Weinrich

Viele Schulen haben sehr gut reagiert, als es darum ging, den Fernunterricht praktisch aus dem Stand aufzubauen. Aber mit den Endgeräten ist es natürlich nicht getan – so gehören zuhause W-Lan und ein Drucker dazu, damit die Kinder auch reell arbeiten können.

Da haben sich in den Corona-Monaten Verfahren entwickelt, die vor kurzem noch eine Zukunftsvision waren.
Weinrich

Wir sind durch Corona sehr viel schneller in der Entwicklung digitaler Unterrichtsformen vorangekommen.

Gibt es eine Erfolgskontrolle – mit anderen Worten, haben die Schülerinnen und Schüler unter den Unterrichtsausfällen der vergangenen Monate gelitten?
Kerker

Das wird sich im ersten halben Jahr nach den Ferien zeigen. Die ersten beiden Schulwochen werden unter anderem als Diagnosewochen genutzt, um herauszufinden, auf welchem Lernstand die Schülerinnen und Schüler sind. Dann wird sich auch zeigen, wie wirksam die angebotenen Lernbrücken waren. Vor allem was den sozialen Bereich angeht, müssen wir die Kinder in den kommenden Monaten gut im Blick haben, um zu sehen, was das Social Distancing ausgelöst hat.

Welche Erfahrungen haben die Schulen in den vergangenen Monaten der Einhaltung der Corona-Regeln im Unterricht gemacht? Gibt es da Probleme?
Weinrich

Ortenauweit haben wir da wenig Widerstand erfahren, es gab nur vereinzelt Menschen, die mit der Maske nicht einverstanden waren. Wir erleben sehr viel Vernunft, wir hatten anfangs nicht damit gerechnet, dass es so gut laufen würde.

Von welcher Seite gab es eher Probleme – von Schülern oder den Eltern?
Kerker

Wenn es zu Problemen kam, dann von Seiten der Eltern. Es gab nicht viele Widerstände und die allermeisten hielten sich an die Vorgaben. Und falls nicht, galt es miteinander ins Gespräch zu gehen, um zu sehen, was die Hintergründe waren. Letztlich stand es den Eltern frei, die Kinder in den Unterricht zu schicken oder nicht. Diese Möglichkeit wird es auch im nächsten Schuljahr geben. Diese Kinder werden dann im Fernunterricht beschult.

Welche Erfahrungen haben sie aus den anstrengenden Frühlings- und Sommermonaten mitgenommen?
Weinrich

Der Fernunterricht war für uns alle ganz neu, wir sind da in allen Bereichen auf neuen Ufern unterwegs gewesen und wir mussten praktisch von null auf hundert starten. Freitags kam die Nachricht, den Montag hatten wir zur Vorbereitung und am Dienstag schlossen die Schulen. Es wurden alle ins kalte Wasser geworfen. Wir arbeiten weiter an Strategien zum Fernlernen, doch zu wissen, was uns erwarten wird, das ist letztlich der Blick in die Glaskugel.

Kerker

Wir haben aus dem Lockdown gelernt. Schulen haben sich Gedanken darüber gemacht, welche Plattformen zur Kommunikation mit Schülerinnen und Schüler und deren Eltern benutzt werden können, wie Fernlernunterricht organisiert werden muss, welche Feedbackkultur notwendig ist, um nur einige wenige Punkte zu nennen. Diese Erfahrungen können Schulen bei der Planung des neuen Schuljahres nutzen und weiterentwickeln.

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