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Impfzentrum des Landes schließt bald

Nur rund 300 Interessenten am Tag: Interesse an Impfungen ist in Offenburg im Freien Fall

Das Land schließt sein Impfzentrum in Offenburg, der Kreis übernimmt. Das Problem: Das Interesse an den Immunisierungen gegen Corona geht langsam gegen Null. Die Impfzentren buhlen inzwischen um Kunden.

Impfzentrum
Gähnende Leere: Das Offenburger Impfzentrum war im Januar einsatzbereit, es fehlte aber an den notwendigen Impfstoffen. die sind inzwischen vorhanden, doch haben will sie kaum noch jemand. Foto: Frank Löhnig/Archiv

430.000 Spritzen in sieben Monaten: Am 15. Augst geht das zentrale Impfzentrum des Landes in der Offenburger Messehalle 1 vom Netz.

Mindestens bis Ende September wird dann der Kreis die Regie übernehmen und in leicht reduzierter Besetzung weitermachen. Sonderlich ins Schwitzen dürften die Helfer dabei nicht kommen.

Denn das Interesse an den Corona-Schutzimpfungen im Ortenaukreis ist im freien Fall.

Impfungen auch bei Hausärzten

Nur 200 bis 300 Menschen stellen sich in diesen Tagen noch an, um sich die möglicherweise rettende Spritze abzuholen. Das ist ein Zehntel jener 2.500 Personen, die noch vor wenigen Wochen in der Messehalle jeden Tag immunisiert wurden.

Eine erschreckende Zahl, selbst wenn man unterstellt, das viele Interessenten sich die Spritze bei ihrem Hausarzt abholen. Denn auch dort ist die Nachfrage recht überschaubar.

Der Pandemie und der Situation in keiner Weise angemessen.
Doris Reinhardt, Medizinische Leiterin

„Das hat sich innerhalb weniger Tage komplett gedreht“, sagt Sandra Kircher, die als Messechefin dafür verantwortlich war, dass der komplexe Betrieb in der Messehalle mit insgesamt 18 Impfstraßen reibungslos funktionierte.

Von Mitte August an geht es in Regie des Kreises mit zwei Drittel dieser Kapazität weiter. Was der Oktober bringt, ist unklar: „Das Land kommuniziert an uns nicht, was nach dem 30. September sein wird“, sagt Diana Kohlmann, die die Impfzentren für das Landratsamt organisiert. Stuttgart arbeite wohl an einer Konzeption, vermutet sie.

Rückblick auf schleppenden Start

Der Start der Impfzentren im Januar war mehr als schleppend. Am Anfang reichten die gelieferten Impfstoffe beim Kreis gerade einmal für 38 Spritzen täglich, erinnert sich Kohlmann, Biontech war knapp und begehrt. Inzwischen ist es das nicht mehr.

Wer mag, kann an Werktagen von 12 bis 20 Uhr oder an den Wochenenden von 8 bis 16 Uhr einfach in der Messehalle erscheinen und sich unter den vier zugelassenen Vakzinen aussuchen, was ihm gerade recht ist – Johnson&Johnson für die ganz Eiligen, Moderna oder Biontech für die, die sicher gehen wollen. Und auch Astra Zeneca findet noch seine Abnehmer. Allein: Die Gelegenheit wird kaum genutzt.

Impfbereitschaft ist weggebrochen

Warum das so ist, darüber rätseln auch die Fachleute. Vor allem bei den 18- bis 60-Jährigen sei die Impfbereitschaft weggebrochen, also in jener Gruppe, die zu keiner Zeit priorisiert worden war.

Als der Impfstoff dann für alle verfügbar war, habe er plötzlich seinen Reiz verloren, meint die Friesenheimer Ärztin Doris Reinhardt, die als medizinische Leiterin die drei Impfzentren organisiert hat. Sie habe in ihrem Bekannten- und Patientenkreis eine Reihe von Menschen, die anfangs ihre Impfbereitschaft signalisiert haben, dann aber „davon abgerückt“ seien.

Das, so warnt Reinhardt, sei „der Pandemie und der derzeitigen Situation in keiner Weise angemessen“.

Das hat sich innerhalb weniger Tage komplett gedreht.
Sandra Kircher, Messechefin

Auch bei vergleichsweise leichten Covid-Verläufen seien teilweise erhebliche Langzeitwirkungen zu befürchten. Das Bild, das man sich in der Bevölkerung von der Erkrankung mache, sei nicht so schlimm wie die Realität.

Sie habe einen Fall in ihrem Bekanntenkreis, da seien schwere Organschäden nach einem durchaus leichten Verlauf aufgetreten. „Wirklich, wirklich furchtbar“, so die Ärztin.

Reinhardt begrüßte die Entscheidung, den von einer Infektion Genesenen die Impfung bereits nach vier Wochen und nicht mehr nach sechs Monaten anzubieten. So müsse „kein Genesener im Herbst ungeschützt in die Deltavariante laufen“.

Stürze auf dem Parkplatz

Rund 300 Beschäftigte des Maltester Hilfsdienstes haben vom Anfang an in Offenburg dafür gesorgt, dass der Laden läuft – und standen bei Notfällen zur Verfügung. In all der Zeit hätten zwischen 10 und 20 Menschen in der 30-minütigen Wartezeit nach der Spritze Impfreaktionen gezeigt.

Sehr viel öfter habe man, auch angesichts der teilweise betagten Publikums, wegen allgemeiner Notfälle eingreifen müssen, sagt Christian Eggs für die Organisation. Und sogar auf dem Parkplatz musste man helfen wegen des einen oder anderen Sturzes. Ursache: Glatteis.

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