Wenn man die Kreisstraße von Steinach in Richtung Zell am Harmersbach passiert, dann zeigt sich auf der Höhe Stöcken-Unterentersbach ein Landschaftsbild, wie es schwarzwaldtypischer nicht sein kann.
Rechts oder links der Straße weiden zwischen dem zeitigen Frühjahr und spätem Herbst auf saftigen Wiesen die vielen Milchkühe mit ihrer Nachzucht des Bio-Bauern Josef Willmann.
Einen Blick weiter entdeckt man die dörfliche Silhouette des schönen Zeller Ortsteiles Unterentersbach mit vielen schwarzwaldtypischen Eindachhöfen.
Bio-Landwirt aus Überzeugung
Einer davon ist das Anwesen des Bio-Betriebes Armin Reber. Willmann und Reber sind Protagonisten in Sachen ökologischer Landwirtschaft. Beide sind Vollzeitlandwirte im ehemals reinen Bauerndorf Unterentersbach. Was hat die Betriebe bewogen, den Schritt in die Bio-Produktion zu wagen? Was ist ihre Philosophie?
Josef Willmann hat 1997 aus reiner Überzeugung auf Bio-Milchproduktion umgestellt. „Für mich war es schon damals naheliegend, dass weniger Eingriffe in den Produktionsablauf mehr sein kann. Tierwohl war eine der Antriebsfedern.“ Das Schlagwort „Milch von glücklichen Kühen“ ist für ihn gelebte Praxis. Und er liefert auch gleich den Beweis: „Ich habe einen gesunden Rinderbestand aus artgerechter Haltung“.
Es geht auch ohne Chemie und Hormone
Seine Tiere leben im Winter in einem Offen-Laufstall, und von März bis November sind sie ganztägig auf der Weide. Den Rindern steht eine große Futterfläche zur Verfügung, und zwar viel mehr als gesetzlich vorgeschrieben. Und ohne Chemie und Hormone geht es auch. Das ist für den 51-jährigen Landwirtschaftsmeister Produktionsstandard.
Er ist Mitglied von Bioland, und hat mit der Schwarzwaldmilch Freiburg einen starken Marktpartner. „Die Nachfrage nach Bio-Produkten ist im Milchbereich sehr hoch und wächst weiter“ berichtet ein Sprecher von Schwarzwaldmilch auf Nachfrage.
Der „Lohn“ für die Biomilch: Willmann erhält 14 Cent über dem üblichen Auszahlungspreis und hat darüber hinaus geringere Haltungskosten. „Bezahlen“ muss er dies mit einer um 20 Prozent geringeren Milchleistung seiner 55-köpfigen Vorderwälder Rasse.
„Bei konventioneller Milchproduktion mit den dortigen unsicheren Auszahlungspreisen könnte ich mit diesem Milchviehbestand unsere Familie als Vollerwerbslandwirt nicht ernähren“, so Willmann. Die Bio-Milch kann man bei Willmanns auch direkt an der Milchtankstelle ab Hof beziehen.
Naturnah, nachhaltig und regional
Im Demeter-Hof Armin Reber ist die Produktionsphilosophie ähnlich, - biologisch, naturnah, nachhaltig und regional. Die Vermarktung basiert bei ihm auf dem „Direkt ab Hof-Verkauf“. Er steht mit seinem Verkaufsstand regelmäßig auf dem Bauernmarkt in Gengenbach.
Seit 1984 ist der Betrieb dem Demeter Bioverband angeschlossen. Aus ökologischer Überzeugung zum Bioprodukt hat der zum Landwirt umgeschulte Einzelhandelskaufmann, im Ehrenamt Stadtrat der Grünen von Zell am Harmersbach, damals den klassischen und gemischten Bauernhof umgestellt.
Der Hofladen ist das einzige Geschäft im Ort
Elisabeth und Armin Reber betreiben mit einem zehnköpfigen Team einen Hofladen, das einzige Ladengeschäft in Unterentersbach. Sie haben zudem einen florierenden Abo-Service. Die Produktionsgrundlage sind 13 Hektar Ackerland, welche im Fruchtwechsel ständig mit zwei Hektar Freilandgemüse bebaut werden - ohne chemisch-synthetische Produktionsmittel.
Was Willmann mit geringerer Milchleistung erkauft, muss Reber mit einem höheren Arbeitsaufwand für die Unkrautbekämpfung und für die Gesunderhaltung der Kulturen bewerkstelligen, um ein Bio-Produkt zu erzeugen.
Die Verbraucher honorieren das, und zwar immer mehr. Sie wissen, wo ihr Gemüse herkommt. “Bio-Produkte liegen im Trend. Die Kunden schauen aber zunehmend auch auf ein äußeres Aussehen“, sagt Armin Reber. Er sieht sich als „Dienstleister“. 450 Kunden nehmen wöchentlich seinen Lieferservice mit der „Abo-Kiste“ in Anspruch. Diese Kiste wird online bestellt, ist mit Bio-Produkten des Hofes bestückt und wird frei Haus zugeliefert.
Landwirte sind auch ehrenamtlich engagiert
Willmann und Reber haben Gemeinsamkeiten - nicht nur als Bio-Produzenten. Beide bringen sich auch ehrenamtlich ein; Armin Reber ist der Vorsitzende des Bauernmarktvereines Gengenbach. Er sitzt im Zeller Stadtrat und ist in seinem Wohnort Unterentersbach stellvertretender Ortsvorsteher. Josef Willmann ist dort seit 2009 im Ortschaftsrat.
Sie tauschen innerhalb ihrer Betriebe aus Fruchtfolgegründen Flächen aus. Willmann und Reber sind keine Freunde von Subventionen. „Hätten die Bauern auskömmliche Marktpreise, wären Ausgleichsmaßnahmen überflüssig“, sagen sie unisono. „Wir sind mit unserer Situation zufrieden. Jammern gehört nicht zu unserem Geschäft.“