Mit dem Bebauungsplan für das Neubaugebiet „Heidenhöfe/Gässelsmatt“ erschließt die Gemeinde Kappelrodeck eines der größten Baugebiete in der Region. Es bietet Platz für 35 Einzel- und Doppelhäuser sowie drei Mehrfamilienhäuser.
Ob in Zeiten einer überhitzten Baukonjunktur und der Runs auf das so genannte „Betongold“ auch auswärtige Bewerber eine Chance auf einen der Bauplätze haben, diese Frage lässt Bürgermeister Stefan Hattenbach aber noch offen.
Beim Bauamt werde eine Liste geführt, Interessenten könnten sich melden. Nach welchen Kriterien am Ende die Vergabe erfolgt, darüber habe man noch keinen Beschluss gefasst, so der Bürgermeister auf Nachfrage. Dies gilt im Übrigen auch für den Preis. Klar ist: Die riesige Nachfrage wird man damit auf Dauer nicht befriedigen können.
Auch wenn in Kappelrodeck der Fokus auf der Innenentwicklung liegt, so sei das aktuelle Bauprojekt erforderlich, um einen Teil der Wohnraumnachfrage der Zuzug-Gemeinde abzudecken. „Das ist ein Luxus-Problem, wenn man beobachtet, dass etwa im Saarland eine Umzugsprämie gezahlt wird, um Neubürger zu gewinnen.“
Knapper Wohnraum bleibt Herausforderung für Kappelrodeck
Dennoch bleibe Wohnraumknappheit eine Herausforderung und die stetig wachsende Quadratmeterzahl Wohnraum pro Bürger seien Gründe, warum es in Kappelrodeck auch „einheimischen, gut situierten und bestens vernetzten jungen Familien“ unmöglich sei, den Traum vom Eigenheim zu verwirklichen.
Der Bebauungsplan wurde jetzt öffentlich bekanntgemacht. „Derzeit werden die Ausschreibungen vorbereitet und wenn alles wie geplant verläuft, sollen im Herbst die Erschließungsarbeiten beginnen“, so Hattenbach. Im Herbst 2023 könnte dann mit dem Bau der Häuser begonnen werden.
„Die Gemeinde ist im Eigentum der Mehrzahl der Bauplätze, über die Vergabeart und den Verkaufspreis ist bis dato noch keine Beschlussfassung durch den Gemeinderat erfolgt“, so der Bürgermeister. Beim Bauamt der Gemeinde werde eine Liste geführt, auf die sich Interessenten für einen Bauplatz inmitten eines wahrlich grünen Wohngebietes aufnehmen lassen können. Dieses umfasst eine Gesamtfläche von 3,25 Hektar, die Nettobaufläche beläuft sich auf 1,98 Hektar und 7.500 Quadratmeter sind als öffentliche Grünflächen vorgesehen.
Gemeinde will auch Mehrwert für die Natur schaffen
Der Gemeinde sei bei der Entwicklung des Gebietes und der baulichen Umsetzung wichtig, dass es auch Mehrwerte für die Natur gebe, etwa durch gewässerökologische Aufwertungen wie die Offenlegung von zwei mit Betonrohren verdolten Bachläufen.
Weiter habe das Thema „Wasser“ eine große Bedeutung sowohl durch den Hochwasserschutz für das Gebiet selbst als auch für angrenzende Wohngebäude und die Unterlieger an der Acher durch die Schaffung von zusätzlichem Retensionsvolumen. „Wir wollen hier das Schwammstadt-Konzept umsetzen“, so Hattenbach. Dies bedeute, dass jedes neue Gebäude so ausgestattet sein muss, dass es bei Starkregen über eine Zisterne oder eine andere Art von Regenwasserrückhaltung verfüge müsse, um das anfallende Oberflächenwasser vorzuhalten und gedrosselt abzugeben.
Die Gebäude könnten dank zeitgemäßer, örtlicher Bauvorschriften modern und ökologisch nachhaltig realisiert werden. Das Wohngebiet verfüge nach dem Bürgermeisters über ein sinnvolles Rad- und Fußwegekonzept, Spiel- und Bewegungsbereiche, einen gestalteten Acher-Uferbereich, ein Kleinspielfeld sowie einen 24-Stunden-Regiomat.
Maximaler Wohnraum oder ortstypische Bebauung? Gratwanderung für Kappelrodeck
Bis der Bebauungsplan rechtskräftig war, gingen umfangreiche Beteiligungsrunden für Bürger und Ämter, mehrere Beratungen und Beschlussfassungen des Gemeinderates, Grunderwerbsverhandlungen und teils jahrelange Abstimmungsprozesse mit Behörden voraus.
„Bürokratische und politische Hürden machen heutzutage Projekte wie dieses bei gleichem Ergebnis um ein Vielfaches aufwendiger und anspruchsvoller. Dabei sind diese Projekte dringender denn je“, so Hattenbach.
Die Gemeinde stehe vor der Gratwanderung, beim Flächenverbrauch das Maximum an möglichst verdichteten Wohneinheiten pro Quadratmeter Fläche herauszuholen. Es soll dann aber eine ortstypische Bebauung erfolgen, die sich an der bestehenden Siedlungsstruktur orientiere und auch noch möglichst ansprechend sei.