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Bisheriger Projektleiter ist ausgestiegen

Hotel-Pläne der Investorin stocken: Kappelrodecker Schloss Rodeck droht Dornröschenschlaf

Das Kappelrodecker Schloss Rodeck gehört seit 2019 einer chinesischen Investorin. Ihre Pläne für die Umnutzung des Gebäudes funktionieren offenbar nicht wie gedacht.

Schneeglöckchen-Idylle: Wer aus der Rheineben in das Achertal fährt, sieht das Kappelrodecker Schloss Rodeck schon von Weitem.  Das Vorhaben, daraus ein „Hotel mit medizinischer Komponente“ zu machen, stockt offenbar.
Schneeglöckchen-Idylle: Wer aus der Rheineben in das Achertal fährt, sieht das Kappelrodecker Schloss Rodeck schon von Weitem. Das Vorhaben, daraus ein „Hotel mit medizinischer Komponente“ zu machen, stockt offenbar. Foto: Roland Spether

Auf große Töne folgt monatelange Funkstille: Wie geht es weiter mit Schloss Rodeck? Im Hintergrund rumort es offenbar. Vor mehr als eineinhalb Jahren war bekannt geworden, dass eine chinesische Investorin das markante Bauwerk in Kappelrodeck umgeben von Weinreben gekauft hat und zu einem „Vitalhotel“ machen will.

Der Stand der Dinge, nachdem die Arbeiten im vergangenen Sommer dann angelaufen waren, hätte eigentlich längst berichtet werden sollen. Nachdem er knapp ein halbes Jahr auf Tauchstation war, löst Architekt Stefan Kölbel schließlich auf: „Wir sind nicht mehr mit im Boot.“ Kölbel war bis dahin der Leiter des Projekts und auch Ansprechpartner der Gemeinde, die die Eigentümerin selbst nicht kennt. Ein in Saarbrücken ansässiger Vertreter der Bauherrin, auf den er stattdessen verweist, war für die Redaktion nicht zu erreichen.

Es gab seit einiger Zeit Differenzen.
Stefan Kölbel, bisheriger Projektleiter

„Es gab seit einiger Zeit Differenzen“, sagt Kölbel. „Die Zusammenarbeit mit der Eigentümerin gestaltete sich zunehmend schwierig.“ Genauer ausführen will er das nicht, nur so viel: Es ging um längst geschlossene vertragliche Vereinbarungen, die die Schlosskäuferin immer wieder habe ändern wollen. „So etwas geht nicht.

Die Eigentümerin hatte Vorstellungen, bei denen wir nicht mehr mitgehen konnten“, so Kölbel. „Das Projekt abzugeben hat uns dann schon geschmerzt.“ Die Frau betreibt seinen Angaben nach in China ein Kosmetikunternehmen und habe „ein Faible für historische Gebäude“.

Es hat sich als richtig erwiesen, dass wir als Gemeinde hier „äußerst verhalten optimistisch“ waren.
Stefan Hattenbach, Bürgermeister von Kappelrodeck

Im Dezember 2019 hatte der Technische Ausschuss des Kappelrodecker Gemeinderats bei einer Gegenstimme der Umnutzung des Schlosses zugestimmt. Aus einem Wohngebäude soll ein Hotel mit ambulanten medizinischen Behandlungen und Restaurant werden. „Ich glaube erst daran, wenn es soweit ist“, hatte Bürgermeister Stefan Hattenbach (CDU) das Vorhaben damals auf Anfrage kommentiert. Heute sagt er: „Es hat sich als richtig erwiesen, dass wir als Gemeinde hier äußerst verhalten optimistisch waren.“

Rittersaal in Schloss Rodeck
Blick in den Rittersaal des Schlosses Rodeck (Archivfoto) Foto: Roland Spether

Das Schlossgebäude soll eigentlich einmal einige Zimmer und Suiten für Gäste, Rezeption, Salon und Aufenthaltsräume sowie Arztzimmer beherbergen. Diese Nutzungsänderung für das Hauptgebäude mitsamt „minimaler baulicher Änderungen“ im Inneren sei bereits seit April 2020 genehmigt, so Hattenbach. „Die kleineren baulichen Veränderungen im Innenbereich wurden unseres Wissens nach bislang noch nicht umgesetzt, Gleiches gilt für die Nutzung. Das Schloss wird bis dato nicht wie geplant genutzt.“

Der zweite Teil des Projekts betrifft das Nebengebäude: Dafür habe es 2003 eine Baugenehmigung gegeben, die aber längst erloschen sei, sagt Stefan Hattenbach. Das Gebäude sollte nach Auskunft des bisherigen Projektplaners Kölbel aufgestockt werden und dann als das eigentliche Hotel dienen.

„Für das, was seitens der Eigentümerschaft angedacht war, bräuchte es einen Bebauungsplan und die Änderung des Flächennutzungsplans“, so der Bürgermeister weiter. „Beide Verfahren wurden seitens des Projektentwicklers und der Eigentümer noch nicht in die Wege geleitet.“ Auch eine mögliche Info-Veranstaltung für Bürger über das Projekt fand bisher nicht statt.

Der Grund dafür sei nicht etwa die Corona-Pandemie, sondern, wie Hattenbach sagt, „vielmehr der Umstand, dass es aktuell durch uns nichts Neues zu berichten gibt“. Trotzdem halte er eine „transparente und intensive Kommunikation in diesem Projekt – wenn es denn kommen würde – nach wie vor für besonders wichtig“, auch wenn es sich um ein privates Bauvorhaben handelt.

Schloss wäre für Gemeinde selbst zu teuer

Schon vor Jahren hatte sich Kappelrodeck wegen enormer Unterhaltungskosten dagegen entschieden, das prominente Gebäude selbst zu übernehmen. Mehr als 20 mögliche Käufer hatte die Gemeinde deshalb in der Vergangenheit angefragt, darunter etwa die Landesbehörde „Staatliche Schlösser und Gärten“.

Geklappt hatte es dabei nirgendwo. Das Schloss samt Nebengebäude, Zubehör und dem Burgberg mit altem Baumbestand ist gemäß dem Denkmalschutzgesetz Baden-Württemberg ein Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung. An dem Erhalt eines solchen Denkmals bestehe ein gesteigertes öffentliches Interesse, teilt das Landesamt für Denkmalschutz auf Anfrage mit: Alle Veränderungen an der Substanz oder dem Erscheinungsbild eines solchen Objekts müssen also vorher mit den Denkmalschutzbehörden abgestimmt werden.

Im Fall von Schloss Rodeck, das schon durch einige Hände ging (siehe Hintergrund), sei das in der Vergangenheit auch mehrfach mit Bauherrenvertretern geschehen – zu dem laufenden Verfahren gibt das Landesamt keine Auskunft.

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