
Die Finger der rechten Hand der großen Holzstatue am Pfarrhaus neben dem „Achertäler Dom“ zeigt genau in die Richtung, in die Pilger auf dem Weg nach Santiago de Compostela in Spanien gehen müssen. Die Figur im Gewand eines Pilgers ist künftig wie die Kirche St. Nikolaus ein Teil des berühmten Jakobsweges „Il Camino“, der in Europa aus allen Himmelsrichtungen zum Grab des Apostels Jakobus in der spanischen Stadt führt.
Dieser Weg führt als Teil des Badischen Jakobsweges auch vorbei an den Kirchen von Kappelrodeck und Waldulm, in denen die Wanderer einen Stempel für ihr Pilgerbuch eintragen können. Die Weihe der Staute ist am 26. März, um 14.30 Uhr während eines Pilgertages der Seelsorgeeinheit Achertal. Er steht unter dem Thema: „Miteinander unterwegs - Du treibst mich an“.
Figur von Robert Schnurr
Die 1,50 Meter große Holzstatue in der Form eines Pilgers mit Pilgerstab, Hut und Jakobsmuschel hat der Hobby-Schnitzer und frühere Kellermeister der „Hex vom Dasenstein“ Robert Schnurr gearbeitet. Den Anstoß für die Statue gab Heinz Köninger, der bereits vor zehn Jahren mit Robert Schnurr einen Familien-Wunsch in Erfüllung gehen ließ, aus Holz geschnitzte Figuren der „Heiligen der Nächstenliebe“ Mutter Teresa und des Sozialreformers Adolph Kolping an der Ostseite der Kirche aufzustellen.
Da aller guten Dinge Drei sind, 1903 die Grundsteinlegung der Kirche war und 2013 zwei Figuren aufgestellt wurde, sollte nun 2023 die dritte Figur ihren Platz finden. Da traf es sich, dass an einer Ecke des Pfarrhauses eine Nische frei war, an der die Pilger vorbeilaufen und den Weg nach Santiago de Compostela unter die Wanderschuhe nehmen.
Unter der Statue wird nach Auskunft von Dekan Georg Schmitt und Gemeindereferentin Helga Klär eine Tafel angebracht, auf der auch die sagenhafte Zahl von 2.416 Kilometern bis zum Zielort steht. In der dortigen Kathedrale ist Jakobus der Ältere begraben, der zu den zwölf Aposteln Jesu gehörte.
Der Legende nach machte er sich nach der Himmelfahrt Jesu gleich auf den Weg, um den Auftrag Jesu zu erfüllen und die Frohe Botschaft zu verkünden. Er soll bis in die römische Provinz Hispania (Spanien) gegangen sein, um die Menschen für den Glauben zu gewinnen.
Dies gelang nicht, er kehrte nach Palästina zurück und wurde auf Befehl des Königs Herodes Agrippa I. von Judäa im Jahre 43 enthauptet. Nach einer alten Legende wurde sein Leichnam in ein Boot gelegt, das dann an die Küste Spaniens getrieben wurde. Seine Gebeine des ersten Apostel-Märtyrers wurden am 25. Juli 816 auf dem „Sternenfeld“ (Compostela) in einem eigens errichteten Grabmal beigesetzt.
Ab dem 11./12. Jahrhundert entwickelte sich die größte Pilgertradition des christlichen Abendlandes, die in jüngerer Zeit bei Menschen jeden Alters neu auflebte, um über mehrere Etappen und Jahre die viele Hunderte Kilometer zu Fuß zu erwandern und dabei viel über sich selbst, den Sinn des Lebens und die Suche nach Gott zu erfahren.
Tradition des Pilgerns
Neben der Pilger-Statue von Robert Schnurr gibt es noch ein weiteres Zeugnis der frommen Tradition des Pilgerns. Auf dem Friedhof befindet sich auf einem Grab eine Statue, die Bartholomäus „Barthel“ Roth (1772-1850) vom Kappelrodecker Ottenberg nahe der Blosenkopf-Kapelle zeigt, der als Pilger dargestellt ist.
Sein Blick geht andächtig Richtung Maria Einsiedeln in der Schweiz, wohin er nach einem Gelübde 50-mal zu Fuß gehen wollte. Dies versprach er der Mutter Gottes, wenn er und seine Frau einen Sohn bekommen. Nach dem Routenplaner beträgt die direkte Strecke über Berg und Tal etwa 207 Kilometer, die in 45 Stunden bewältigt werden kann.
Bei guter Kondition wäre es möglich, täglich acht Stunden zu gehen und bei einem Schnitt von vier Kilometern pro Stunde 32 Tageskilometer zurückzulegen. In 14 Tagen hätte er die Strecke locker bewältigt. Hilfreich wären ihm die Verbindungswege zu den Hauptsträngen des Jakobsweges gewesen. Wenn er diese Richtung Villingen-Schwenningen einschlug, hätte er auf direktem Weg über den Jakobsweg nach Einsiedeln gelangen können.