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Winzerin im Achertal?

Wie die „Hex vom Dasenstein“ zu ihrem Namen kam

Das Wein-Etikett mit der „Hex vom Dasenstein“ hat eine historische Grundlage. Da ist sich nicht nur Doris Baßler sicher, die die Hex vom Dasenstein bei Führungen darstellt. Sie erklärt, wer die „Hex“ der Sage nach war.

Serie Hexen 6. Teil: Sagenhaftes mit der Hex vom Dasenstein #hexen
Doris Baßler verkörpert bei sagenhaften Wanderungen rund um „Kappel“ die „Hex vom Dasenstein“ und ist sich sicher, dass die Hex immer noch umherirrt.  Foto: Roland Spether

Dass die „Hex vom Dasenstein“ vor vielen, vielen Jahren trostvoll in den Armen eines jungen Burschen aus dem Kappler Tal sanft in den Tod hineinschlief, wäre wahrlich Stoff genug für spannende Sagen, die noch nach Jahrhunderten erzählt werden.

In dieses romantische Lebensende der weit über das Achertal hinaus bekannten Hexe kann sich Doris Baßler durchaus einfühlen. Seit 2013 verkörpert sie bei Sagenwanderungen vom Schloss Rodeck bis zum Dasenstein jene Person, deren Lebenslauf in alter Zeit vom jungen, hübschen Burgfräulein bis zur alten, schrumpeligen Hexe einige Höhen und Tiefen hatte.

Doch vielleicht war sie eine moderne Frau und fleißige Winzerin, die im Zusammenhang mit dem ersten Weinanbau im 14./15. Jahrhundert in „Capelle apud Rodecke“ (1349) steht und deshalb als Markenzeichen der edlen Weine verewigt wurde.

„Für mich lebt die Hex vom Dasenstein, sie gehört einfach zu uns dazu“, so Baßler, die felsenfest davon überzeugt ist, dass sie immer noch im Tal herumgeistert und die Leute erschreckt. Vor allem aber, dass sie auf jenen Traummann ihres Lebens wartet, der ihr einst verwehrt wurde und der die Ursache war, weshalb ihr Vater sie aus der Burg Rodeck warf.

Doris Baßler ist sicher: Die Sage von der Hex vom Dasenstein hat einen historischen Kern

Bei ihrem Gang hinunter ins Dorf verliebte sie sich in einen jungen Bauern, fand das Glück ihres Lebens und wollte ihn heiraten. Der Vater tobte und war mit der Liebschaft gar nicht einverstanden, denn die Tochter sollte standesgemäß einen Ritter ehelichen und Burgherrin werden.

Doch für die Tochter zählte allein die Liebe, sie hielt an ihrem Bauern fest und musste die Konsequenzen tragen. Ohne Hab und Gut wurde sie der Burg verwiesen und das nächste Unglück nahte umgehend. Getreu dem uralten Motto „Schönheit vergeht, Hektar besteht“ wollte sich der Bauer mit der armen Geliebten auch nicht einlassen. Ohne Mann, Heim und Geld irrte sie völlig frustriert und bis auf die Knochen blamiert im Tal umher, ließ sich am Dasenstein nieder, pflanzte Reben und wurde Jahr um Jahr immer älter, runzliger und erschöpfter.

Der Erbauer der Burg Rodeck war jener „Burkhard von Hohenrode und Rodeck“, so eine Urkunde von 1225. Es ist nun müßig darüber zu spekulieren, ob und wann das Burgfräulein lebte. Doch Doris Baßler ist sich sicher, dass die Sage einen historischen Kern hat und es um eine starke Frau geht, die aus Konventionen ausbrach, ihr Ding machte und mit einem von ihr erwählten Mann leben wollte.

Die Hex vom Dasenstein muss das Logo der Weine bleiben

Deshalb kann die Rodeck-Tochter auch nicht mit jenen Frauen in Zusammenhang gebracht werden, die als vermeintliche Hexen am „Brandrain“ beim Friedhof verbrannt wurden. „Vielleicht haben die Männer damals nicht akzeptiert, dass es Frauen gibt, die mehr können als sie.“ Konkret nennt sie für ihre Erklärung des Hexenwahns etwa das Wissen als Hebammen und deren Können, Kinder auf die Welt zu bringen.

Sache der Frauen war auch das Sammeln von Kräutern, um daraus Heilmittel für Menschen und Tiere zu machen. Dieses Kräuterwissen machte sie verdächtig, so Doris Baßler. Sie bringt damit nicht die „Kappler Hex“ in Verbindung, wenn sie Touristen über den herrlichen Sagenrundweg führt und schaurige Geschichten erzählt: wie die von der tanzenden Feuerkugel am Brandrain, der Erscheinung eines weiß gekleideten Mädchens und den Spukgestalten und Geistern am „Hexenschrofen“.

Dass die „Hex vom Dasenstein“ wie seit 1934 das Logo der edlen Weine bleiben muss, ist für Baßler unstrittig. Auch, dass die Hex auf einem Geißbock reitet und den Besen schwingt, gehört zum Bild der „Zauberin vom Kapplertal“. Deshalb war die Hexen-Expertin überglücklich, als die „tanzende Hexe mit dem Besen in der Hand“ nur ein kurzes Intermezzo auf den Etiketten war und sie wieder auf einem Besen über den Dasenstein fliegt.

Auch die Kreation à la Tomi Ungerer, der die Hexe splitterfasernackt und lasziv auf einem Weinfass reiten lässt, sorgte für viel Gesprächsstoff. Der geht am Fuße des Dasensteins nicht aus, denn das hübsche Burgfräulein lebt in jener alten Hexe weiter, die jedes Jahr im Herbst aufs Neue ihre Zauberkräfte entfaltet. „Wenn jemand zu tief ins Glas schaut, dann hat er eine Hex.“

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