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Arbeit ohne Grenzen

Deutsch-französische Arbeitsvermittlungsstelle in Kehl feiert Jubiläum

In Kehl sitzen Deutsche und Franzosen unter einem Dach und helfen Arbeitssuchenden auf beiden Seiten der Grenze weiter. Nach zehn Jahren wird Bilanz gezogen.

Der Franzose Joel Friedrich steht in einem metallverarbeitenden Betrieb in Kehl. Vermittelt wurde er vom ersten deutsch-französischen Service für grenzüberschreitende Arbeitsvermittlung in Kehl.
Der Franzose Joel Friedrich steht in einem metallverarbeitenden Betrieb in Kehl. Vermittelt wurde er vom ersten deutsch-französischen Service für grenzüberschreitende Arbeitsvermittlung in Kehl. Foto: Philipp von Ditfurth/dpa

Der größte Unterschied zwischen der Arbeit in Frankreich und der Arbeit in Deutschland? Samba Mambou muss herzlich lachen. „Na, der Verdienst natürlich.“ Der 35-jährige Mambou ist einer von rund 4.000 Arbeitnehmern, die von der grenzüberschreitenden Arbeitsvermittlung (SPT) im badischen Kehl in einen Job jenseits der Grenze vermittelt wurden.

Es ist ein gutes Gefühl, in Deutschland zu arbeiten
Samba Mambou, Pendler aus Straßburg

Dank der SPT macht Samba Mambou, der in Frankreich als Schweißer gearbeitet hatte, nun eine Weiterbildung zum Verfahrenstechniker bei den Badischen Stahlwerken in Kehl.

Jeden Tag fährt er mit dem Fahrrad oder dem Auto über die Grenze zur Arbeit nach Deutschland. Abgesehen vom besseren Verdienst – der Job gefällt ihm sehr. „Es ist ein gutes Gefühl, in Deutschland zu arbeiten“, sagt er. Die Sprache, die am Anfang ein Problem war, beherrscht er schon sehr gut. Sie war das Hindernis, vor dem sich der gebürtige Kongolese am meisten gefürchtet hatte.

Agentur Straßburg-Ortenau: Deutsche und französische Arbeitsvermittler in einem Büro in Kehl

In diesem Jahr feiert die grenzüberschreitende Arbeitsvermittlungsstelle ihren zehnten Geburtstag. Die Agentur Straßburg-Ortenau im badischen Kehl ist die einzige, in der Beschäftigte der deutschen Arbeitsagentur und der französischen Partnerbehörde Pôle emploi unter einem Dach zusammen arbeiten. Seit 2013 wurden fast 10.000 Menschen beraten. In der Agentur werden im Schnitt rund zehn Gespräche pro Arbeitstag geführt.

Die Arbeitssuchenden in der Serviceeinrichtung in Kehl kommen hauptsächlich aus Straßburg und Umgebung. „Es gibt aber auch Menschen, die in Deutschland leben und Interesse an Stellen in Frankreich haben“, erklärt die Leiterin für grenzüberschreitende Zusammenarbeit der Arbeitsagentur Freiburg, Astrid Holzer. Ziel der Vermittler sei es, einen „360-Grad-Blick“ zu haben. „Es geht also nicht nur um die Richtung Elsass nach Deutschland.“

Grußworte von der Kommissionspräsidentin und den Arbeitsministern

Verantwortliche aus beiden Ländern kamen am Dienstag in der Nachbarstadt Straßburg zusammen, um das Jubiläum zu feiern. Per Video zugeschaltet wurden EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen und die Arbeitsminister aus Paris und Berlin, Olivier Dussopt und Hubertus Heil (SPD). Von der Leyen hatte zur Gründung als damalige Bundesarbeitsministerin den Vertrag unterzeichnet. Die Einrichtung am Kehler Bahnhof war zum 50-jährigen Bestehen des deutsch-französischen Freundschaftsvertrages 2013 ins Leben gerufen worden.

In ihrer aufgezeichneten Grußbotschaft wies Ursula von der Leyen auf die neuen Herausforderungen in der Arbeitswelt hin. Die hohe Arbeitslosigkeit sei damals der Motor für die Gründung gewesen. „Heute hat die Arbeitslosigkeit in Europa ein sehr niedriges Niveau erreicht, doch die Jugendarbeitslosigkeit ist immer noch viel zu hoch“, so von der Leyen. „Was für eine Verschwendung von Talent“, sagte sie. Gleichzeitig fehlten in wichtigen Wirtschaftsbranchen Fachkräfte.

Vertrag zur grenzüberschreitenden Berufsausbildung ist in Arbeit

Deutschland und Frankreich arbeiten nach den Worten von Arbeitsminister Hubertus Heil an einer neuen Vereinbarung zur grenzüberschreitenden Berufsausbildung. Die beiden EU-Länder wollen in dem Bereich enger zusammenarbeiten, wie der SPD-Politiker sagte.

„Das ist ein starkes Signal an die Jugend, nicht nur in Deutschland und Frankreich, sondern auch in ganz Europa“, sagte Heil. Sein französischer Amtskollege Olivier Dussopt sagte, es gehe darum, einen Teil der Ausbildung auf der jeweils anderen Seite der Grenze zu absolvieren.

Französisch oder Deutsch: Nicht nur die Sprache ist anders

Im täglichen Leben ist nach Astrid Holzers Erfahrung die Sprache dabei die größte Hürde. Doch auch hier würden Grenzen abgebaut: „Die Unternehmen stellen bei Helferjobs nicht mehr die Sprachkenntnisse an erste Stelle.“

Rechts und links des Rheins gebe es zudem eine ganz unterschiedliche Kultur des Bewerbungsverfahrens: „Wir beraten die Menschen, dass in Deutschland Motivationsschreiben, Lebenslauf und Passbild erwartet werden.“ Auch bei der Anerkennung von Abschlüssen kann die Agentur behilflich sein.

Einen Wunsch hat die Vermittlungsexpertin auch: Es sollte die Möglichkeit geben, Arbeitnehmer aus beiden Ländern in einer gemeinsamen Fortbildung zu qualifizieren. Als Beispiel nannte sie das Fahren von Gabelstaplern: „Das ist noch sehr schwierig.“

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