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Broschüre veröffentlicht

Kehler Studenten machen auf prekäre Situation der Kultur während Corona aufmerksam

Keine Konzerte, keine Auftritte: Für Kulturschaffende ist die Corona-Pandemie eine harte Zeit. Studenten der Hochschule Kehl wollen der Kultur eine Stimme geben.

Die Bandmitglieder von Truck Stop, Tim Reese (l-r), Teddy Ibing, Andreas Cisek, Knut Bewersdorff, und Dirk Schlag in Vertretung von Chris Kaufmann stehen während einer Durchlaufprobe vor dem Streaming Konzert "Liebe, Lust & Laster“ auf der Bühne. +++ dpa-Bildfunk +++
Digitale Veranstaltungen sind im Kommen: Deswegen hat Maik Förster von Stage Concept aus Rheinau eine sogenannte Streaming-Bühne etabliert, so dass Zuschauer übers Internet zuschauen können. Foto: Symbolfoto: Georg Wendt/dpa

Der Kultur eine Stimme geben und mehr Bewusstsein für die Folgen der Corona-Pandemie schaffen: 14 Studenten der Hochschule Kehl haben innerhalb eines Projekts eine Broschüre mit dem Titel „Kulturkiller Corona“ zusammengestellt.

Darin soll mit Porträts, Statements, Stories und Fakten von Kulturakteuren und Institutionen aus Baden-Württemberg ein Stimmungsbild der Kulturszene in Zeiten von Corona gezeigt werden.

„Es fällt immer erst auf, wie wichtig etwas ist, wenn es nicht mehr da ist“, sagte Hochschulrektor Joachim Beck bei einer Online-Pressekonferenz.

Live-Festival fiel wegen Corona flach

Eigentlich wollten die Studenten innerhalb ihres Projekts ein Live-Festival organisieren, aber das fiel wegen der Corona-Pandemie flach. Spontan sei die Idee entstanden, stattdessen eine Lanze für die Kultur- und Kreativbranche zu brechen.

„Wenn wir schon nicht selbst Kultur schaffen konnten, dann wollten wir der Kultur wenigsten helfen“, sagte Jessica Striebel. In „Kulturkiller Corona“ kommen Künstler der freien Szene, Kommunen, Vereine, Institutionen, Unternehmer der Kultur- und Kreativwirtschaft wie auch Initiativen aus ganz Baden-Württemberg zu Wort.

Sie geben Einblicke in ihre Bereiche und machen auf Schwierigkeiten aufmerksam. „Viele Menschen erachten Kultur für selbstverständlich, das wollten wir ändern“, sagte Michelle Sattler.

Das erste Mal digital stattgefunden habe in diesem Jahr zum Beispiel die Internationale Kulturbörse Freiburg (IKF), eine seit 33 Jahren existierende Fachmesse für Bühnenproduktion, Musik und Veranstaltungen, die jährlich Ende Januar stattfindet.

„Ein Erfolg trotz Corona war, dass es die IKF überhaupt gab“, sagte Projektleiterin Susanne Göhner. Beim Vortrags- und Seminarprogramm seien bis zu 170 Teilnehmer pro Veranstaltung dabei gewesen, Künstler hätten sich per Videos vorgestellt.

Rund 200 Aussteller und 500 Fachbesucher hätten teilgenommen. „Aber nichts kann Live-Formate ersetzen“, sagte Göhner. Fürs nächste Jahr sei deshalb wieder eine Präsenz-IKF geplant.

Firma aus Rheinau etabliert während Corona Streaming-Bühne

„Viele Veranstaltungen werden künftig digital ablaufen“, meinte Maik Förster von Stage Concept aus Rheinau. Seine Firma habe während der Corona-Pandemie eine Streaming-Bühne etabliert, eine zweite sei in Planung.

Dort können Musiker oder Bands auftreten, Zuschauer können sich dann über das Internet zuschalten. Förster will diesen Geschäftsbereich ausbauen. „Er ist schon um 500 Prozent gewachsen, da bleiben wir auf jeden Fall dran“, sagte er.

Viele Künstler fallen durch das Förderraster.
Heike Charlotte Moser, Opernsängerin aus Offenburg

Stage Concept ist ein Dienstleister für die Medien- und Veranstaltungswirtschaft und bietet seit mehr als 20 Jahren Technik für Veranstaltungen. Für die Zeit nach Corona hofft Förster, „dass die vielen Künstler, die bereits die Branche wechseln mussten, wieder zurückkommen“.

„Viele Künstler fallen durch das Förderraster“, ergänzte Opernsängerin Heike Charlotte Moser aus Offenburg. Hilfsprogramme müssten dringend differenzierter formuliert werden, damit sie auf mehr Künstler passen.

„Das Künstler-Dasein lässt sich nun mal nicht pauschalisieren“, betonte sie. Für Sänger sei es aktuell sehr schwierig, ihr professionelles Level aufrecht zu erhalten, wenn sie längere Zeit anderen Jobs nachgehen müssen, um ihre Existenz zu sichern.

„Unser Instrument ist unser Körper. Und der muss ständig intensiv trainiert werden, ähnlich wie bei einem Leistungssportler. Das funktioniert aber nicht, wenn man acht Stunden am Tag schon im Büro gearbeitet hat“, sagte sie.

Um auf die prekäre Situation von Künstler noch stärker aufmerksam zu machen, sei eine Druckausgabe von der Broschüre „Kulturkiller Corona“ in Vorbereitung. Hierfür seien Spenden sehr willkommen, sagte Projektleiter Simon Moser.

Ein weiterer Erfolg, der zusätzliche Reichweite verspricht: Ein Verlag habe Interesse an den Ergebnissen des Reports für ein Buch über Krisenmanagement und Zukunftsperspektiven in Wirtschaft, Kultur und Bildung bekundet.

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