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Umweltgift

Erstmals größere Konzentrationen von PFC in der Ortenau festgestellt

Große Konzentrationen des Umweltgifts: Auf den Gemarkungen Lahr und Allmannsweier ist PFC festgestellt worden. Was das für die Bevölkerung bedeutet.

Eine Chemielaborantin bei der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg zeigt ein Flasche in der eine Grundwasserprobe enthalten ist.
Eine Chemielaborantin bei der Landesanstalt für Umwelt (LUBW) zeigt ein Flasche, in der eine Grundwasserprobe enthalten ist. In Mittelbaden belastet das Umweltgift PFC das Grundwasser. Foto: Uli Deck/dpa

Erstmals wurden auch im Ortenaukreis größere Konzentrationen des Umweltgifts PFC festgestellt. Das Landratsamt Ortenaukreis hat in unmittelbarer Nähe nördlich des Schutterentlastungskanals auf den Gemarkungen Lahr und Allmannsweier auffällige Konzentrationen des Stoffes Polyfluoroctansulfonsäure (H4PFOS) festgestellt.

„Für die öffentliche Wasserversorgung sowie für landwirtschaftliche Produkte und somit für die Gesundheit besteht keine Gefahr“, sagt der Dezernent für Gewerbeaufsicht und Umwelt des Ortenaukreises Dr. Nikolas Stoermer.

Bislang waren hohe PFC-Belastungen in Grundwasser und Böden vor allem im Landkreis Rastatt festgestellt wurden. Dort werden sie wie mehrfach berichtet auf das Ausbringen belasteter Klärschlämme zurückgeführt.

Aufgrund von Auffälligkeiten im Grundwasser haben wir in den letzten Wochen mehrere Vor-Ort-Beprobungen veranlasst.
Jürgen Mair, Leiter des Amtes für Wasserwirtschaft und Bodenschutz

Das Landratsamt in Offenburg hatte auf Rückfrage immer wieder betont, dass man in der angrenzenden Ortenau bislang auf keine nennenswerten Belastungen gestoßen sei. Das hat sich jetzt geändert.

„Aufgrund von Auffälligkeiten im Grundwasser haben wir in den letzten Wochen mehrere Vor-Ort-Beprobungen veranlasst, um die Ausbreitung des H4PFOS-Fundes besser einordnen und bei Bedarf entsprechende Maßnahmen einleiten zu können,“ erklärt Jürgen Mair, Leiter des Amtes für Wasserwirtschaft und Bodenschutz.

Unternehmen aus dem Einzugsgebiet der Lahrer Kläranlage auffällig

Im Einzugsgebiet der Kläranlage Lahr konnte zumindest ein relevantes Unternehmen ermittelt werden, das diesen Stoff früher verwendete. Das Unternehmen hat den Stoff infolge einer Anordnung des zuständigen Regierungspräsidiums Freiburg im Jahr 2019 über einen Zeitraum von zwei Jahren durch einen biologisch abbaubaren fluor-freien Stoff ersetzt.

„Wir gehen davon aus, dass der Stoff H4PFOS über das Abwasser in den Schuttentlastungskanal gelangte und von dort ins Grundwasser eingedrungen ist“, so Mair weiter.

Der Schutterentlastungskanal ist ein künstlich angelegtes Gewässer zwischen Lahr und Schwanau, in das auch die Kläranlage Lahr ihr gereinigtes Abwasser einleitet. Der Stoff kann nur in geringem Umfang aus dem Wasser herausgefiltert werden, obwohl die Kläranlage Lahr bereits über eine Anlage zur Spurenstoffentfernung verfügt.

Auffällige Messstellen befinden sich nördlich des Schutterentlastungskanals

An sechs Messstellen überschreitet die festgestellte H4PFOS- Konzentration den sogenannten „vorläufigen Geringfügigkeitsschwellenwert“ für diesen Einzelstoff. Die auffälligen Messstellen befinden sich alle westlich der Kläranlage Lahr im Nahbereich nördlich des Schutterentlastungskanals, so das Landratsamt in einer Pressemitteilung.

Mit zunehmender Entfernung vom Kanal verringert sich die Konzentration. Ab einer Entfernung von 400 Metern nördlich des Kanals konnten laut Behörde keine Überschreitungen festgestellt werden.

Im Nahbereich des Kanals wird das Grundwasser auf Gemarkung Lahr durch zwei landwirtschaftliche Betriebe zur Beregnung genutzt. Neben den Proben aus den Beregnungsbrunnen hat das Amt für Landwirtschaft vorsorglich Untersuchungen an landwirtschaftlichen Erzeugnissen im Rahmen des Vor-Ernte-Monitoring angeordnet.

In den Erzeugnissen konnte der genannte Stoff nicht nachgewiesen werden. Auch in Bodenproben aus dem beregneten Bereich war H4PFOS nicht nachweisbar. Somit kann eine Belastung der erzeugten Lebensmittel ausgeschlossen werden, unterstreicht die Behörde.

Fund von PFC: Öffentliche Wasserversorgung ist nicht betroffen

Auch die öffentliche Wasserversorgung sei nicht betroffen. Der Tiefbrunnen Ottenheim und die Tiefbrunnen des Wasserversorgungsverbands Ried westlich von Kürzell zeigen bei den PFAS-Untersuchungen keinerlei Auffälligkeiten.

Nördlich des Schutterentlastungskanals gibt es auf Gemarkung Lahr zwei Anwesen, die nicht an das öffentliche Wasserversorgungsnetz angeschlossen sind, sondern einen eigenen Trinkwasserbrunnen besitzen. Den Betreibern wurde empfohlen, das Trinkwasser vorsorglich nicht weiter zu verwenden und durch einen Aktivkohlefilter aufzubereiten. Auch sollten die Betroffenen einen Anschluss an die öffentliche Wasserversorgung in Betracht ziehen.

Beprobungen von Fischen laufen bereits

Um auch Belastungen von Fischen auszuschließen, laufen derzeit noch Beprobungen von Fischen aus dem Schutterentlastungskanal und einem Angelweiher.

Der durch Beprobungen ermittelte Stoff gehört zu den per- und polyfluorierten Alkylsubstanzen (PFAS), die auch als PFC bezeichnet werden. Diese Stoffe werden weltweit in Betrieben der Metall- und Kunststoffveredelung eingesetzt. PFAS sind in der Umwelt außerordentlich stabil und stehen im Verdacht gesundheitsschädlich zu sein.

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