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Öffnungszusage kam gerade rechtzeitig

„Lockdown-Hilfsaktion“ hat in Lauf 70.000 Primeln vor dem Komposthaufen gerettet

Tausende von Blumen umsonst gehegt und gepflegt, und das alles wegen des Lockdowns: So manchen Gärtnereien hat das in den vergangenen Wochen Kopfzerbrechen bereitet. In einem Fall gab es doch noch „Rettung“ für die Pflanzen.

Die letzten Überbleibsel: Rund 70.000 Primeln hatte Andreas Weiss wie üblich produziert. Wegen des Corona-Lockdowns blieb sein Gärtnereibetrieb in Lauf zunächst darauf sitzen.
Die letzten Überbleibsel: Mehrere Zehntausend Primeln hatte Andreas Weiss wie üblich produziert. Wegen des Corona-Lockdowns blieb sein Gärtnereibetrieb in Lauf zunächst darauf sitzen. Foto: Stefanie Prinz

Eine spontane Hilfsaktion nach dem Motto „Rettet die Primeln“ hat in Lauf die stattliche Zahl von 70.000 Blumen vor einem jähen Ende auf dem Komposthaufen bewahrt. Wegen Corona wären die bunten Blüher dort nämlich vorzeitig gelandet. Die angekündigte Erlaubnis für Gärtnereien, am Montag wieder öffnen zu dürfen, kommt da obendrein gerade noch rechtzeitig.

Mit dem Beginn des erneuten Corona-Lockdowns mussten nicht nur unter anderem Gärtnereibetriebe ihre Türen schließen, sondern auch große Gartencenter und Baumärkte.

An die verkauft die Laufer Gärtnerei „Blumen Weiss“ normalerweise und produziert deshalb Frühjahr um Frühjahr rund 70.000 Primeln. Das war nicht nur pandemiebedingt hinfällig, sondern brachte weitere Probleme mit sich, wie Geschäftsführer Andreas Weiss berichtet: Die Primeln hätten ihre Zeit irgendwann nicht nur überschritten und wären verblüht, sondern mussten auch deshalb weichen, weil der Platz jetzt für rund 70.000 Geranien und dann für etwa 80.000 Begonien gebraucht wird.

„Da blutet einem nicht nur das Herz, sondern vor allem die Kasse“, sagt Weiss, „denn als Gärtnerei kauft man Topf, Erde und Steckling und pflegt die Pflanze ein Vierteljahr lang. Am Ende hätte man das verkaufsfertige Produkt aber einfach wegwerfen müssen“.

Da blutet einem nicht nur das Herz, sondern vor allem die Kasse.
Andreas Weiss, Blume Weiss in Lauf

Seinem Ärger machte Andreas Weiss im sozialen Netzwerk Facebook Luft, schrieb von steigendem Druck, der ihn „sehr traurig und manchmal auch etwas zornig“ mache. Das las das Team des Hofladens „Querfeldein“ aus Ottersweier-Haft und Lichtenau-Ulm, das daraufhin anbot, ausnahmsweise die Laufer Blumen ins Sortiment zu nehmen und so auszuhelfen, bis die Gärtnereien wieder öffnen dürfen, berichtet Katharina Huser aus dem Hofladen-Team.

Anfragen aus Karlsruhe abgelehnt

Kurz nach dem Start folgten Anfragen von Gärtnereien aus der weiteren Umgebung bis Karlsruhe, die man aber alle ablehnte: Lauf sei eben immerhin in der Nachbarschaft. Auch für die Zukunft solle es, was Blumen angeht, bei dieser „Überbrückungshilfe“ bleiben: „Wir wollten da niemandem Konkurrenz machen.“

Andreas Weiss hofft nun, dass die kommende Saison möglichst ohne Lockdown klappt. „Bis dahin produzieren wir sozusagen auf gut Glück.“ Dass für den 1. März die Wiederöffnung von Gärtnereien wie Floristen angekündigt wurde, kam da gerade recht – die aktualisierte Corona-Verordnung des Landes stand am Freitag bis Redaktionsschluss noch aus.

Situation ist nicht für alle dramatisch

„Das Problem ist, dass man kaum Planbarkeit hat. Die Entscheidungen werden sehr knapp getroffen, auch die jetzige kam plötzlich.“ Das Abholgeschäft während der Schließphase sei weit von den normalen Einnahmen entfernt, und mit Weihnachten sei eine für Gärtnereien wichtige Zeit weggefallen.

Immerhin der Valentinstag sei „erstaunlich gut“ gelaufen. Nun ist Weiss mäßig zuversichtlich: „Wir kommen mit einem dicken, blauen Auge davon, aber das heilt wieder ab.“

„Auch wir haben gelitten und mussten einiges wegwerfen“, sagt zum Beispiel Markus Decker, Geschäftsführer von Blumen Decker in Großweier. „Aber wir jammen nicht und freuen uns, dass wir wieder aufmachen dürfen.“

Bei so manchen anderen Betrieben in der Region war und ist die Situation weniger dramatisch: Die einen produzieren ohnehin mehr Gehölze als Blumen und sind somit vom Zeitdruck des „Verblühens“ nicht betroffen, andere führen auch Lebensmittel im Sortiment und mussten deshalb gar nicht erst schließen.

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