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Es ist noch ruhig am Oberrhein

Mit der dunklen Jahreszeit haben auch die Einbrecher in Mittelbaden wieder Saison

Jahrelang haben professionelle Einbrecherbanden die Region heimgesucht. Ein Geschäft, das nach Corona vor allem Amateure betreiben. Doch gegen die kann man sich schützen.

Ein Kriminalbeamter demonstriert am 12.01.2016 in Neumünster (Schleswig-Holstein) die Spurensicherung nach einem Einbruch. Die Zahl der gemeldeten Einbrüche ist in Schleswig-Holstein im November und Dezember im Vergleich zu den Vorjahresmonat gestiegen. Foto: Carsten Rehder/dpa (zu dpa «Opposition fordert Maßnahmen gegen gestiegene Einbruchskriminalität» vom 12.01.2016) +++(c) dpa - Bildfunk+++
ABB Achern
Gelegenheit macht Diebe: Vor Corona waren professionelle Einbrecherbanden in der Region unterwegs, jetzt haben erst einmal Amateure übernommen. Die suchen nach offenen Türen und Fenstern. Foto: Carsten Rehder

Es geht wieder los. Spätestens wenn am Wochenende die Uhr umgestellt wird, ist klar: Es kommt die dunkle Jahreszeit. Die belebt regelmäßig ein wenig ehrenhaftes Geschäft in der Region, das des Einbrechers.

Der hatte es in den vergangenen Jahren bei Lockdown und Homeoffice schwer, doch jetzt sind die Langfinger wieder unterwegs.

Eine gute Nachricht aber gibt es. Anders als vor einigen Jahren, sind gerade eher Amateure als Profis am Werk. Da braucht es nicht viel, um sich einigermaßen sicher zu fühlen.

Tag des Einbruchschutzes am 30. Oktober soll darauf aufmerksam machen

Der Tag des Einbruchschutzes am 30. Oktober soll darauf aufmerksam machen, dass es wieder ernst wird. Dies vor allem in den frühen Abendstunden, wenn die frühe Dämmerung den Langfingern den Weg weist zu Gebäuden, in denen offenkundig noch niemand zuhause ist.

Jahrelang war in dieser Hinsicht in der Region so ziemlich Ruhe, geschuldet dem Corona-Lockdown. Wenn die Menschen daheim sind, dann haben die Einbrecher naturgemäß schweres Spiel.

Die Täter nutzen einfach Gelegenheiten aus.
Andreas Huber, Kripo Offenburg

Doch ihr Geschäft belebt sich gerade wieder. „Wir stellen schon fest, dass es im Vergleich zum Vorjahr wieder eine Steigerung gibt, nicht übermäßig, aber es nimmt zu“, sagt Kerstin Kurz, im Führungs- und Einsatzstab des Polizeipräsidiums Offenburg zuständig für die Kriminalitätsbekämpfung.

Ein erster Höhepunkt: Ein Fall im Renchtal, als vor zwei Wochen acht Immobilien und zwei Fahrzeuge an einem einzigen Wochenende „geknackt“ wurden.

Vor Corona waren gut organisierte Banden in der Region unterwegs

Auch wenn die Einbrecher sich wieder ans Geschäft machen, die Region ist weit entfernt von den Zeiten, als gut organisierte Banden, meist aus Osteuropa, die Wohngebiete systematisch durchkämmten und kein Haus mehr sicher war.

Im Moment sind es eher Amateure, die mal zulangen: Schräg gestellte Fenster, offene Türen oder andere Chancen, ohne viel Aufwand in ein Haus zum kommen, ziehen sie an.

„Die Täter nutzen einfach Gelegenheiten aus und nehmen alles mit, was man schnell versilbern kann“, sagt Andreas Huber von der Kriminalinspektion II beim Offenburger Präsidium. Also Bargeld, Schmuck, Uhren.

Das heißt im Umkehrschluss: Bei gebotener Sorgfalt muss man erst einmal nicht mit unangemeldetem Besuch rechnen. Eine Ausnahme ist vielleicht eine Häufung von Taten im Raum Baden-Baden im Spätsommer, bei denen es die Diebe auf Villen abgesehen hatten. Doch auch dort, so Huber, sei zuletzt wieder Ruhe eingekehrt, auffällig war aber der hohe Diebstahlschaden.

Einbrüche im Ortenaukries ziehen langsam wieder an

So zwischen 500 und 800 Mal haben Einbrecher im langjährigen Mittel im Bereich des Polizeipräsidiums zugeschlagen, im Ortenaukreis rund 400 mal. Bis Corona kam.

Das zeigen die Zahlen aus dem Ortenaukreis, präsidiumsweite Daten gibt es als Vergleich nicht. Im Kreis wurden 2019 noch 253 Einbrüche gezählt, 2020 waren es 175, ein Jahr später nur noch 145.

Das sinistre Geschäft ist vergleichsweise risikolos, die Aufklärungsquote liegt so um die 20 Prozent, sagt Kerstin Kurz. Die Täter haben hier jede Menge Fluchtwege: Über die Autobahn nach Norden oder Süden, über die Grenze nach Frankreich sowieso.

Hatte man zum Höhepunkt der Einbruchswelle 2016 vor allem gut organisierte Serientäter im Verdacht, so sind es nun vor allem einzelne Täter, die nach dem Motto „Gelegenheit macht Diebe“ vorgehen.

Unaufgeklärte Fälle lassen Raum für Fragen

„Reisende Täter zeichnen sich oft durch eine eindeutige Handschrift aus“, sagt Huber und erinnert an Gruppen aus Osteuropa, die bis 2019 regelmäßig auffielen. Inzwischen aber sei es schwierig, Zusammenhänge zwischen den Taten zu erkennen.

Doch man bewege sich da recht schnell im Bereich der Spekulation: „80 Prozent der Taten werden nicht aufgeklärt, da bleibt viel Spielraum für Fragen“.

Klar sei aber: Je länger man die Täter an der Hausfassade aufhalten kann, um so wahrscheinlicher sei, dass sie es anderswo versuchen.

„Wenn alle Leute Türen und Fenster schließen, wenn sie aus dem Haus gehen, haben wir mit Sicherheit weniger Tatgelegenheiten“, sagt Andreas Huber.

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