Das Oberkircher Krankenhaus geht vier Wochen früher vom Netz als vom Kreistag beschlossen. Die Klinikverwaltung begründet diesen Schritt mit Personalengpässen.
Die Fraktionsvorsitzenden im Kreistag waren nach Informationen dieser Zeitung am Dienstag über die Entscheidung informiert worden.
Oberkirchs Oberbürgermeister Matthias Braun, der sich nach monatelangem erbittertem Widerstand letztlich mit dem Ende des Hauses und den Konzept der Folgenutzung arrangiert hatte, reagierte mit heftiger Kritik: „Da geht wieder ein Stück Vertrauen in die Politik verloren. Wenn man solche Personalengpässe im medizinischen Bereich hat, steht die Frage im Raum, wie es um die Versorgungssicherheit im Kreis steht“.
Da geht wieder ein Stück Vertrauen in die Politik verloren.Matthias Braun, Oberbürgermeister
Die Klinikverwaltung begründet den zum 3. September wirksamen Schritt mit „kurzfristigen Personalausfällen“ im ärztlichen Dienst in Oberkirch. Genannt werden unter anderem Schwangerschaften. Daher sei es nicht mehr möglich, den Klinikbetrieb wie geplant bis Anfang Oktiber aufrecht zu erhalten.
Da die beiden Häuser in Achern und Oberkirch bereits seit längerem zu einem Betrieb verschmolzen sind, wird zum 1 Oktober mit diesem Schritt aus dem Krankenhaus Achern/Oberkirch das Ortenau Klinikum Achern mit 240 Planbetten, wie es in einer Pressemitteilung am Mittwochnachmittag hieß.
Der Betrieb im Renchtal soll langsam ausgeschlichen werden, machte Kliniksprecher Dieter Schleier deutlich. Das heißt konkret: Es werden nur noch Patienten in Oberkirch aufgenommen, die bis zum geplanten Endtermin wieder entlassen werden können.
Haus wird zu „Zentrum für Gesundheit“
Der Kreistag hatte wie berichtet die Schließung des Oberkircher Hauses auf Ende September beschlossen, nachdem die Verwaltung eine umfassende Konzeption für die Folgenutzung vorgelegt hatte.
Das „Zentrum für Gesundheit“ dort soll zum 1. Oktober öffnen, zunächst mit einer orthopädischen Praxis mit Zulassung der Berufsgenossenschaft sowie einer Notfallsprechstunde und dem bestehenden Hebammenstützpunkt.
Dann soll das Haus im Wesentlichen zu einem Pflegeheim umgebaut werden, vorgesehen sind aber als kreisweites Pilotprojekt so genannte „Genesungsbetten“, die die Lücke zwischen akuter stationärer Versorgung und einem klassischen Pflegeheim schließen sollen.
Kritik des Oberbürgermeisters
Auch bei Personalknappheit hätte es möglich sein müssen, zumindest den Kreistagsbeschluss einzuhalten, beklagte OB Matthias Braun. Die Linke Liste sprach von „Wortbruch“ und forderte die Abberufung von Klinikchef Christian Keller – nicht zum ersten Mal.