Einen Augen- und Ohrenschmaus erlebte Offenburg am Samstagabend mit dem Großen Zapfenstreich am Platz der Verfassungsfreunde.am Kulturforum. Die Stadt Offenburg als Ausrichter der Heimattage Baden-Württemberg war zum Finale auch Gastgeber der Historischen Bürgerwehren aus Baden-Württemberg.
Bei Großen Zapfenstreichen werden normalerweise führende Bundespolitiker oder ranghohe Militärs verabschiedet, aber auch Feierlichkeiten wie nun in Offenburg anlassbezogen zum Finale des Landesfestes abgeschlossen. Verbunden war dies mit dem Jubiläum 70 Jahre Baden-Württemberg, sowie der Erinnerung an die Verkündung des ersten freiheitlich-demokratischen Grundrechtskataloges vor 175 Jahren.
„Heimat-Freiheit und Europa“, das Motto der Feiern im Rahmen der Heimattage, stellte Oberbürgermeister Marco Steffens in den Mittelpunkt seiner Begrüßungsrede. Für Heimat und Freiheit stehen demnach auch die Bürgerwehren des Landes. Sie verteidigten einst ihre Heimat. Sie waren zaghafte Vorboten der später einsetzenden Demokratie, so Marco Steffens.
Zapfenstreich ein Höhepunkt
Den Platz der Verfassungsfreunde stellte des Stadtoberhaupt symbolisch für Europa dar, als ein Beispiel, wie aus einem Krieg etwas ganz Besonderes hervorgehen kann. Großen Beifall gab es für den Oberbürgermeister bei der Erwähnung der Städtepartnerschaft mit der französischen Stadt Lons-le-Saunier.
Der Landeskommandant des Verbandes der Bürgerwehren und Milizen von Baden und Südhessen, Oberst Hans-Joachim Böhm und weitere Verbandvertreter stellten den zahlreichen Zuschauern, darunter auch viele Abordnungen der Offenburger Partnerstädte, die Bürgerwehren aus Baden-Württemberg und deren Abordnungen beim Aufmarsch in den historischen Platz vor. Stark vertreten war die Ortenau mit den Bürgerwehren aus dem Harmersbachtal und Bad Peterstal-Griesbach.
Herrgottssoldaten aus dem Renchtal
Die Geschichte des Zapfenstreiches geht bis ins 16. Jahrhundert zurück. Wenn damals die Landsknechte zur festgesetzten Abendstunde in das Lager zurückkehren sollten, ging ein Offizier, begleitet von einem Pfeifer oder Trommler, durch die Gaststuben und schlug mit seinem Stock auf den Zapfen des Fasses. Danach durfte der Wirt keine Getränke mehr ausgeben und die Soldaten mussten in die Zelte.
Große Ehre wurde der Bürgermiliz Bad Peterstal zuteil. Die „Hergottssoldaten“ wie sie im Volksmund auch genannt werden, spielten mit ihrem Spielmannszug und der Milizkapelle unter ihrem Kommandanten Alois Huber, die Elemente und die Liedfolge des Großen Zapfenstreiches. Beginnend mit dem Aufmarsch und der Serenade, sowie dem Kommando „Großer Zapfenstreich stillgestanden“ folgte der eigentliche Akt.
Mit dem „Locken“ durch den Spielmannszug wurde an die einstigen Trommelsignale erinnert. Es folgten das „Zeichen zum Gebet“ und den Kommandos „Helm ab zum Gebet“ und „das Gewehr über“ mit dem Musikstück „Ich bete an die Macht der Liebe“. Zum Schluss spielte das Orchester die deutsche Nationalhymne.
Der Ausmarsch vom Platz der Verfassungsfreunde zum Ende der zweistündigen Veranstaltung mit den 500 Beteiligten aus den vielen Bürgerwehren des Landes beendete den ersten Tag des Landesfestes der Heimattage, am Sonntag folgte der große Umzug.
Hecker-Lager und Trachtenträger
Rund um den Salmen als Dreh- und Angelpunkt des Freiheitsfestes war die Stadt am Wochenende bevölkert mit einem „Hecker-Lager“ und ließ mit verschiedenen Aktivitäten in die Zeit der badischen Revolution eintauchen. Mit im Boot die Offenburger Biedermeier-Gruppe und die Hecker-Gruppe mit Ihren historischen Gewändern mit ihren Bühnenauftritten.
Den Abschluss bildete neben dem Großen Zapfenstreich am Samstagabend der Landesfestzug am Sonntag. Mit 100 teilnehmenden Gruppen von Trachtenträgern, Fanfarenzügen, Festwagen und Reiterstaffeln aus dem ganzen Land entlang der Offenburger Hauptstraße wurde das Thema „Heimat und Freiheit “ in zahlreichen Facetten demonstriert.
Ein Höhepunkt war der Auftritt von Ministerpräsident Winfried Kretschmann bei der feierlichen Fahnenübergabe an die Heimattage-Nachfolgestadt Biberach an der Riss.